Auf geht`s zu den Sardischen Dolomiten
Unsere zweite Sardinien-Wanderung führte Micha und mich zu den beiden auffälligsten Gipfel des Gebirgszuges Supramonte di Oliena. Wegen der von weitem sichtbaren, weißen Felsen, wird das Gebiet auch die Sardischen Dolomiten genannt.
Die Höhe der Gipfel hat mit den Dolomiten jedoch wenig gemeinsam. Die Punta (Spitze) Sos Nidos hat eine Höhe von 1.348 m und der Monte (Berg) Corrasi von 1.463 m. Der höchste Berg auf Sardinien hat eine Höhe von 1.834 m. Aber es ist ja nicht die Höhe der Berge entscheidend. Tolle Aussichten, schöne und abwechslungsreiche Wege, die Pflanzen und Tierwelt sowie faszinierende Gesteinsformationen geben jeder Tour ihren besonderen Reiz.
Bereits die Anfahrt war ein kleines Abenteuer. Im Städtchen Oliena war wegen einem Fest die Hauptstraße gesperrt und so mussten wir uns durch die Nebensträßchen zwängen. "Zwängen" im wahrsten Sinne des Wortes. Die Straßen waren teilweise so eng, das man die Seitenspiegel einklappen musste. Jetzt weiß ich auch, warum die meisten Sarden einen Fiat 500 oder Fiat Panda fahren. An einer Stelle machte dann auch unser Panda schlapp. Es war einfach zu steil und wir hatten zu wenig PS. Zum Glück führen ja mehrere Wege nach Rom oder in diesem Fall zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Rother Wandertour Nr. 16 (alte Auflage Nr. 14)
Das letzte Stück der Anfahrt verlief auf einem Schotterweg. Unser Fiat Panda zog super mit, was ich von meinem Rücken nicht behaupten konnte. Ich war froh als ich endlich aussteigen und loslaufen konnte. Wie sich später herausstellte, hätten wir ruhig noch ein paar Kilometer weiter fahren können und dort das Auto abstellen. So mussten wir zwei bis drei Kilometer zusätzlich zu Fuß zurücklegen. Das war aber nicht weiter schlimm und mein Rücken bedankte sich.
Wie all unsere Touren auf Sardinien ist auch diese aus dem Rother Wanderführer Sardinien. Die Tour ist sehr gut beschrieben und auch die Wege waren sehr gut markiert. Ein GPS-Gerät ist bei dieser Tour nicht zwingend erforderlich.
Das erste Stück Weg verläuft auf dem Schotterweg, auf dem wir auch hergefahren sind. Bereits hier hatte man von unten eine schöne Aussicht auf die zerfurchten Kalksteinfelsen.
Karstsenke "Su Pradu"
Der Schotterweg wird immer felsiger und steiler. Mit einem Jeep hätte man diese Strecke ebenfalls zurücklegen können. Für unseren gemieteten Fiat Panda wäre es aber definitiv nichts gewesen und darüber war ich auch gar nicht so unglücklich. Ich war froh mich endlich bewegen zu können und war gespannt auf die beiden Gipfel die uns erwarteten.
Nach ca. 30 Minuten kamen wir auf einer Hochfläche an. Es eröffnete sich für uns der Blick über die große, kahle Karstsenke Su Pradu. Auf einem netten, kleinen Trampelpfad schlängelten wir uns durch die Felsen hindurch. Kurz abwärts führt der Weg anschließend angenehm steigend nach oben. Zeitweise verloren wir die Markierungen und Steinmännchen aus dem Blick. Das machte aber gar nichts. Das erste Ziel, die Punta Sos Nidos war in Sicht und diese peilten wir an.
Der erste Gipfel "Punta Sos Nidos" ist erreicht
Es machte uns sehr viel Spaß, über die Karstfelsen zu springen und uns weglos unserem Ziel zu nähern. Kurz unterhalb des Gipfels wurde es nochmals etwas steiler. Manchmal war es hilfreich unsere Hände zum besseren krakseln zu verwenden. Solche Wege liebe ich :-)
Nach ca. 1,5 Stunden kamen wir am Gipfel (Punta Sos Nidos) an. Wir genossen das traumhafte Gipfelpanorama. Im Osten erblickten wir einen tiefen Einschnitt in der Gebirgskette, bevor sich weitere Gipfel auftaten. Und ganz hinten erkannten wir sogar das Meer. Von hier oben hatten wir einen guten Blick um die nachfolgende Wegstrecke zu suchen.
Wer gern krakselt kommt auf seine Kosten
Der Abstieg von der Punta Sos Nidos ist laut Rother Wanderführer weglos. Dies stelle kein Problem dar. Die Beschreibung im Wanderführer, eine entfernte Schutzhütte anzupeilen, war sehr gut. Die Hütte erkannte man bereits vom Gipfel aus. In der Nähe der Hütte wollten wir unsere Mittagspause machen. Mit dem Gedanken an leckeren sardischen Käse und Parmaschinken läuft es sich gleich viel viel einfacher ;-)
Die beschriebene Rinne war ebenfalls schnell ausfindig gemacht. An dieser kletterten wir dann bis zum Talboden herab. Die Rinne sollte man auch auf jeden Fall erwischen, da die Kalkfelsen zu beiden Seiten zu steil herabfallen. Ein abklettern an diesen Stellen wäre deutlich schwieriger und nicht zu empfehlen.
Hält man die Augen offen, kann man bei dieser Teilstrecke auch zwei tiefe Karstlöcher erkennen. Diese sind mit einem Stock markiert. Sehr viel erkennt man jedoch nicht. Als wir einen Stein hinunter warfen, waren wir von der Tiefe jedoch sehr beeindruckt.
Bald sind wir am nächsten Ziel
Auf dem Talboden angelangt führte uns dann ein flacher, markierter Pfad zur Schutzhütte. In deren Nähe nahmen wir auf ein paar Felsen unseren Mittagssnack ein. Mhhhh, war das lecker. In der freien Natur schmeckt alles gleich immer viel besser finde ich jedes mal.
Der Weg wird wieder felsiger und steiler. Wir kamen an imposanten Felsnadeln vorbei. Drehten wir uns um, erkannten wir unseren kompletten bisherigen Wegverlauf. Das finde ich immer sehr schön, zu sehen was man bereits geschafft hat.
Karstgestein - was ist das überhaupt?
Das Karstgestein ist hier schon etwas besonderes finde ich. Wie entsteht dieses helle, zerfurchte, scharfkantige Gestein überhaupt?
Zunächst handelt es sich erst mal um Kalkstein. Wenn auf diesen Kalkstein kohlensäurehaltiges Wasser trifft, korrodiert dieser. Durch Wasser im Stein, welches verdampft, bilden sich die zerklüfteten Gesteinsformationen und Karsthöhlen. Die Kohlensäure stammt dabei entweder aus der Atmosphäre oder aus dem Boden.
Gipfel Nummer zwei - der Monte Corrasi
Wir sind am Gipfel des Monte Corrasi angekommen. Senkrecht geht es an dessen Westseite in die Tiefe. Wir genossen den Blick ins Tal. Die Bergdörfer Orgosolo, Oliena und Mamoiada sind zu sehen. Es duftete nach frischem Thymian, der hier überall in kleineren Büschen wächst. Einfach wunderbar dieser Geruch, der mir heute noch immer in der Nase hängt, wenn ich an diese Tour denke.
Micha und ich krakselten noch etwas an der Seite des Monte Corrasi entlang, ehe wir auf gleichem Weg wieder abstiegen. Wir gingen den Weg jedoch nicht wieder komplett bis zum Talboden zurück. Vorher zweigt ein Trampelpfad ab, der uns zum Punkt zurück bringt, an dem wir zum ersten mal den Blick auf die Karstlandschaft hatten.
Dann ging es den breiten Schotterweg wieder zurück bis zum Auto. Wir entdeckten neben diesem Weg einen kleinen Eselpfad, der sehr viel schöner zu laufen war. Wir entschieden uns für diesen Weg, auch wenn er insgesamt vielleicht ein Ticken länger war. Zum Auto brachte er uns alle male wieder zurück.
**Tourdaten**
Schwierigkeit: mittel (rot)
Höhenunterschied: ca. 710m
Kilometer: ca. 11km
Dauer: ca. 4 Stunden 30 Minuten (eher etwas kürzer)
Fazit:
Eine sehr empfehlenswerte Tour. Besonders die Gesteinsformationen haben mich beeindruckt. Es macht super viel Spaß, seinen Weg im teilweise weglosen Gelände zu finden. Zur heißen Jahreszeit muss man allerdings beachten, dass die Tour komplett in der Sonne verläuft, Schatten sucht man hier vergeblich.
Weitere traumhafte Wandertouren auf Sardinien findest du hier auf meinem Blog.
Den passenden Rother Wanderführer findest du hier.
Bei dem Link handelt es sich um einen Werbelink. Kaufst du über diesen Link ein, bekomme ich vom Anbieter eine kleine Provision. Für dich ändert sich am Kaufpreis nichts. Die Provision wird für den Erhalt der Webseite genutzt.
Du verbindest Urlaub gerne mit Wandern? Dann hab ich hier noch etwas für dich:
Ein gewaltiges Gebirge hat Mallorca zu bieten, wusstet ihr das? Der Fernwanderweg GR 221 führt in offiziell 13 Etappen genau durch dieses Gebirge, die Serra de Tramuntana. Einen ausführlichen Bericht, viele Bilder und die GPX-Tracks findet ihr ebenfalls hier bei mir auf dem Blog.
Kommentar schreiben
simon (Freitag, 21 Oktober 2016 23:31)
Sieht schoen krass aus. Coole site!!
Myriam (Samstag, 22 Oktober 2016 08:09)
Vielen Dank Simon :-)
Sardinien ist auch echt ne coole Insel.