Unser letzter Trekkingtag naht
Unser letzter Trekkingtag stand an, bevor es Abschied nehmen hieß.
Nach einem herzlichen Besuch bei Haris Familie, unserem Trekking-Guide, liefen wir heute nach Ghasa. Die Umgebung war super schön und viel grüner, als im kargen Upper Mustang. Meine größte Herausforderung stand mir auch bevor - Busfahren auf Nepals "Straßen". Entspannung nach 15 Tagen Trekking fanden wir in den heißen Quellen von Tatopani.
Willkommen in Haris Haus
Um 07:00 Uhr gab es heute Frühstück. Ich hatte super geschlafen - endlich mal wieder ohne Schlafsack, was gleich viel mehr Platz bedeutete.
Wir liefen durch Kalopani und blieben vor Haris Haus stehen, unserem Guide der letzten 14 Tage. Haris Frau empfing uns schon vor dem Haus. Wir durften zusammen mit unseren Portern in das Haus und wurden mit frischem Popcorn und Tee willkommen geheißen.
Ein sehr schönes Haus hatte die Familie. Meistens haben die Häuser lediglich einen Lehmboden, hier war ein schöner Holzboden verlegt. Auch einige Fenster waren vorhanden, was die Räume gleich viel heller und freundlicher wirken ließ.
Hausbesichtigung
Auch ein richtiger Tisch und Stühle waren vorhanden, das ist eher selten in den Dörfern in Nepal. Das Geschirr, die Töpfe und die Kannen waren schön in einem offenen Regal eingeräumt. Hari erzählte uns, dass vieles Erbstücke sind, auf die er sehr stolz ist. Verschiedene Lebensmittel wurden getrocknet in Gefäßen aufbewahrt.
Einen kleinen Schrein hatte es auch. Verschiedene Statuen, Bilder und Blumen standen darauf. Hinter dem Haus befand sich ein Gemüsegarten, in dem unter anderem Rüben, Kartoffeln und Kohl angebaut wurden. Und das Highlight ist natürlich die Aussicht. Wer kann schon sagen, das er den Nilgiri, Annapurna und Dhaulagiri aus einem Küchenfenster sieht.
Gruppenfoto
Nach einem Gruppenfoto vor dem Haus, liefen wir dann um 09:00 Uhr weiter Richtung Ghasa.
Der Weg war sehr schön, auch wenn er eigentlich eine Jeep-Strecke war. Es war sehr viel grüner als in Upper Mustang - Bambus, Pinien, Sanddorn, Farne, Zitronen- und Weihnachtssternbäume schmückten die Landschaft. Teilweise glich es fast einem Urwald. Es war ein toller Kontrast zur kargen Landschaft der vergangenen Tage.
Ankunft in Ghasa
Um ca. 11:00 Uhr kamen wir in Ghasa an. Die Busstation war total überfüllt. Das Benzin war mal wieder knapp, daher fuhren viele Busse nicht. Die Inlandsflüge wurden am heutigen Tag auch gestrichen, erfuhren wir. Zum Glück hatten wir keinen Flug vor uns, sondern lediglich die Busfahrt nach Tatopani. Blöderweise nahmen viele Fluggäste jetzt den Bus.
Hari versuchte alles zu managen, was gar nicht so einfach war. Es gab zwei Möglichkeiten: entweder einen lokalen Bus nehmen oder einen Bus mieten. Bei dem lokalen Bus was alles sehr ungewiss, da man nicht wusste ob und wann man einen Platz bekam. Beim gemietete Bus, hatten wir als Gruppe auf jeden Fall einen Platz, aber auch hier war es völlig unklar, wann der nächste Bus kam. Wir entschieden uns für den Mietbus, der 20 € pro Person kostete. Im Vergleich kostete der lokale Bus 5 €.
Wir bekamen eine Busnummer zugeteilt und keiner konnte uns sagen, wann dieser kam. Es herrschte ein totales Chaos.
Zeitvertreib
Wir vertrieben uns die Zeit mit Dal Bhat essen und schlafen. Arg viel mehr konnte man an dieser Busstation nicht machen. Außerdem mussten wir immer wieder die ankommenden Busse im Blick behalten. Kam ein Bus an, rannten sofort alle Personen zu diesem, warfen ihr Gepäck drauf und wollten mitfahren.
Mich nervte die Situation ziemlich. Außerdem war es mir sehr heiß und nirgendwo war Schatten.
Nach ca. 2,5 Stunden kam unser Bus endlich. Unsere Porter beluden den Bus und wir suchten uns schon mal ein Plätzchen. Übel eng ist es in den Bussen. Zu zweit kann man unmöglich auf einer Bank sitzen, außer man ist so klein und dünn wie ein Nepali.
Meine größte Herausforderung
Die Füße haben null Platz im Bus, Knie und Schienbeine schlagen permanent an der Vorderbank an. Der Sitz ist absolut ungepolstert und staubt. Ich wusste nicht, wie ich die nächsten 1,5 Stunden überleben sollte - das Trekking war ein Klacks dagegen.
Es hatte Schlaglöcher ohne Ende. Wir wurden am laufenden Band durchgeschüttelt. Es kam tatsächlich ein paar mal vor, das ich meinen Kopf an der Decke anschlug, so holperte es. Teilweise hatte ich panische Angst das wir abstürzen. Die Straßen (wenn man diese überhaupt so nennen kann) sind sehr schlecht. Der Bus schwankte so arg, das ich immer wieder das Gefühl hatte, wir kippen die Kante zum Fluss hinunter.
Nach Tatopani wären es 4 Stunden zu Fuß gewesen. Diese wäre ich liebend gerne gelaufen, als 1,5 Stunden in diesem schrecklichen Bus zu sitzen.
Ankunft in Tatopani
Nach der Höllenfahrt stieg ich schmerzerfüllt in Tatopani aus dem Bus - mein Rücken war total am Arsch.
Zum Glück gab es hier heiße Quellen. Auf diese freute ich mich schon wie verrückt. Ich hoffte, dass meine Rückenschmerzen dadurch besser wurde. Tatopani bedeutet übrigens "heißes Wasser".
Unsere Lodge namens "Dhaulagiri" lag direkt oberhalb der heißen Quellen, umgeben von einem wunderschönen Garten. Wir stärkten uns noch mit Kaffee und Kuchen und gingen dann in die heißen Quellen.
Heiße Quellen in Tatopani
Oh mein Gott, tat das gut :-) :-) :-)
Das Wasser hatte ca. 42 Grad und ich spürte wie jeder einzelne Muskel sich entspannte. Zum ersten mal nach 14 Tagen hatte ich einen lockeren Nacken.
Die Becken sind ganz flach, das Wasser reicht ca. bis zum Schenkel. Man hockt sich dann ins Wasser und genießt die Wärme. Das andere Becken war von der Temperatur noch wärmer. Darin hielt ich es nicht lange aus, wie man an meinem roten Kopf sehen kann ;-)
Gespräch mit einer tibetischen Frau
Zum Abendessen hatte ich Chicken Sizzle, was sehr lecker war.
Mit Margret ging ich abends noch ein bisschen bummeln. Wir waren in einem tibetischen Laden. Die Verkäuferin erzählte uns ein bisschen von ihrem Leben. Der Laden gehört dem tibetischen Flüchtlingscamp, durch das wir in Marpha durchliefen. Die Tibeter bekommen keine Ausweispapiere und haben daher nie eine Chance auf richtige Arbeit. Überall werden sie abgewiesen, erzählte die Frau. In der Hauptsaison, die lediglich 2 Monate geht, darf sie hier im Laden ihren Schmuck verkaufen. Sie lebt in sehr armen Verhältnissen, wobei es auf dem Lande noch besser sei als in Kathmandu, sagt sie. In Kathmandu wären wohl teilweise Kameras installiert. Sprechen Tibeter längere Zeit mit Touristen, werden die Tibeter anscheinend festgenommen. Die Regierung wolle nicht, das die Touristen vom Leid der Tibeter erfahren, erzählt die Frau.
Time to say goodbye
Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen. Nach dem Frühstück sammelten wir in unserer Gruppe noch Trinkgeld für Hari und die Porter. Es kamen ein letztes mal alle zusammen. Hari bedankte sich für die schöne Zeit. Wir wären wie Brüder und Schwestern in den letzten 15 Tagen zusammengewachsen. Das stimmte und es machte mich traurig lebewohl zu sagen.
Ich tauschte mit zwei Portern die Facebook Kontaktdaten aus, die anderen hatten leider kein Handy.
Unsere Porter trugen zum letzten mal unsere Rucksäcke zum Bus und luden diese auf. Ich umarmte alle herzlich und wünschte ihnen und ihren Familien nur das Beste. Es tat mir Leid, sie zurücklassen zu müssen. Sie hatten ganz klar ein wesentlich härteres Leben, als wir. Meine Augen wurden feucht, als wir zum Abschied aus dem Bus winkten. Ich hoffe sehr, das es allen gut geht. Mit Hari, Bimal und Manusch habe ich gelegentlich noch Kontakt, Facebook sei Dank ;-)
Trekkingverlauf:
Von Kalopani nach Ghasa
Strecke: ca. 9 km
Aufstieg: ca. 235 m
Abstieg: ca. 756 m
max. Höhe: 2.540 m
min. Höhe: 2.003 m
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