Anenhütte - Hollandiahütte - Ebnefluh
Zwei Tage zuvor sind wir von Blatten zur Anenhütte gewandert und nächtigten dort, für Hüttenverhältnisse recht luxuriös (zum Artikel). Am nächsten Tag ging es dann weiter zu Hollandiahütte, die einen ganz besonderen Charme hat und ein tolles Hüttenfeeling aufkommen ließ (zum Artikel).
Die Tour welche nun anstand, geht von der Hollandiahütte zur Ebenefluh. Mit einer Höhe von 3.962 Metern knackt der Berg nicht ganz die magische 4.000er Grenze. Aber was sagt schon eine Zahl über die Aussicht am Berg, die Schönheit des Gipfels und den Weg dorthin aus - genau, nichts. Über ein endlos wirkendes Gletscherbecken ging es, bis wir die steile Flanke zum Gipfel hinauf schnauften. Der Blick auf den Konkordiaplatz und den größten Gletscher der Alpen entlohnte uns für die Anstrengung.
Im Schein der Kerzen und Stirnlampen
Mitten in der Nacht, wie es bei Hochtouren meistens üblich ist, standen wir auf. Als wir den kleinen Gastraum in der Hollandiahütte betraten, war der Raum nur vom Kerzenlicht erhellt. Die Kerzen musste wohl die Hüttenwirtin kurz davor liebevoll dekoriert haben. Eine wunderschöne Stimmung, am frühen Morgen.
Wir genossen die Stille im Gastraum und nahmen zu sechst unser Frühstück ein.
Im Schein unserer Stirnlampen machten wir die Seile klar. Gleich zu Beginn mussten wir einigen Gletscherspalten ausweichen.
Ich liebe Sonnenaufgänge
Nachdem der erste Aufstieg geschafft war, landeten wir in einem breiten, langgezogenen Gletscherbecken. Erst mal den Sonnenaufgang genießen, beschlossen wir in unserer Seilschaft. Da ich in meiner Seilschaft einen genauso begeisterten Fotoknipser wie mich dabei hatte, konnte unser dritter Mann nicht mehr viel mitreden und musste zwangsläufig für uns Fotopausen einlegen ;-)
Ich finde das Ergebnis kann sich aber auch sehen lassen :-)
Ich liebe einfach die Sonnenaufgänge in den Bergen. Für diese lohnt sich jedes Mal das frühe Aufstehen.
Ewiges Gelatsche
Vorbei am Mittaghorn, das von der aufgehenden Sonne angestrahlt wurde, liefen wir weiter. Unser Zielgipfel, die Ebnefluh sah gar nicht mehr so weit entfernt aus. Das täuschte aber gewaltig. Mir kam der Marsch über das weite Gletscherbecken ewig vor.
Bis auf eine Zweier-Seilschaft, die sich fast mystisch im Lichtkegel der Sonne bewegte, sahen wir keine Menschenseele. Ich genoss die Ruhe und das knirschen meiner Steigeisen auf dem Eis.
Bergauf ist eher mein Ding
Bald vermischte sich das Knirschen mit leisem Keuchen - der Weg wurde steiler. Unseren ursprünglichen Aufstiegsweg konnten wir nicht gehen, da die Randkluft zu groß war. So stapften wir jetzt die steile Flanke des Süd-West Grats hoch bis zum Gipfel.
Irgendwie war mir das steile Stück aber lieber, als das ewige Gelatsche auf dem flachen Gletscher. Keine Ahnung, warum das bei mir so ist. Die Motivation scheint da bei mir einfach höher zu sein.
Umgeben von weißen Riesen
Und da standen wir nun, auf der 3.962 Meter hohen Ebnefluh (in Schweizer Karten auch Äbeni Flue genannt). Mhhhh, heißt das "auf der" oder "auf dem" Ebnefluh? Keine Ahnung. Ich lass mal dem weiblichen Geschlecht den Vortritt und nenne den Gipfel "Sie" ;-)
Die Aussicht ist wieder mal bombastisch - Finsteraarhorn, Jungfrau, Aletschhorn, Fiescherhörner und wie sie nicht alle heißen, türmten sich vor uns auf.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause machten wir uns an den Abstieg.
Was hat denn die da auf dem Kopf?
Puhhhh, die Temperaturen stiegen - mir war bollen-heiß, wie man bei uns im schwäbischen sagt. Erst mal Pulli aus und die Ärmel des T-Shirts hochkrempeln. Bringt aber irgendwie auch nicht viel. Wo ist denn die Klimaanlage? Da beweg ich mich auf Eis und schwitz mir den A*** ab. Unglaublich!!!
Ich formte mir aus dem Schnee eine kleine Platte und legte mir diese auf den Kopf - voila, die perfekte Kühlung :-). So hatte ich zumindest nicht mehr das Gefühl, das mein Hirn zum kochen anfängt. Sieht lustig aus, aber es wirkt. Ich musste sowas von lachen, als genau dieses Foto, mit dem Schnee auf meinem Kopf in der Tageszeitung abgedruckt wurde. Zum Glück fällt es nicht auf, nur wenn man es weiß und drauf achtet.
"Anus-Knubbel", oder wie heißt der Berg nochmal?
Eigentlich wollten wir noch auf den Anuchnubel hinauf. Der Name löste jedes mal Gelächter bei uns aus. Wir zwei Frauen hatten anfangs immer "Anus-Knubbel" verstanden :-D
Thomas, unser Fachübungsleiter inspizierte die Schneebrücke über der Randkluft ganz genau. Ich dachte schon, wenn der solange überlegt, kann es nicht gut aussehen. Als seine Seilschaft zurück kam, meinte er, die Brücke ist viel zu weich und würde höchstwahrscheinlich nicht halten. Ich war froh, dass sich alle einig waren, den Anus-Knubbel, ähm Anuchnubel, nicht zu besteigen.
Tour geschafft - Kuchen verdient
Im Stechschritt ging es dann zurück zur Hütte. Der leckere Kuchen und eine heiße Schoki (für die anderen ein Radler) warteten schon.
Tourdaten von der Hollandiahütte zur Ebnefluh
Schwierigkeit: leicht
Dauer: ca. 4,5 Stunden
Kilometer: ca. 9 km
Auf-/ Abstieg: ca. 740 m
GPX-Track: siehe unten
Abstieg nach Mehrheitsbeschluss
Am nächsten Morgen stimmten wir demokratisch ab, ob wir nochmals den Anuchnubel wagen oder gleich abstiegen. Die Mehrheitsverhältnisse waren eindeutig und so stiegen wir ab. Hauptgrund für den raschen Abstieg waren die vielen Bergkristalle, die es hier zu finden gab. Ich wollte unbedingt welche finden und die Mehrheit der anderen auch.
Zudem war das Wetter merklich schlechter als die Tage zuvor. Laut Wetterbericht sollte es heftige Gewitter geben. Während ich gestern noch übelst schwitzte, war ich heute dick eingepackt. So schnell ändert sich halt das Wetter in den Bergen.
Das Bergkristall-Fieber brach aus
Wir stiegen den gleichen Weg ab, wie wir auch gekommen waren. Erst zur Anenhütte und von dort zurück zum Parkplatz nach Blatten. Das waren dann tatsächlich über 2.037 Meter im Abstieg. Naja, was soll`s - meine Knie-OP, die vier Monate später anstand sollte sich ja lohnen ;-)
Und damit ich dem ganzen noch eins drauf setzen konnte, belud ich meinen Rucksack mit über 7 Kilo zusätzlichem Gewicht. Hääää, warum denn das?
Wie ihr vorher lesen konntet, gab es hier Bergkristalle und ich wurde fündig. Anstatt der Qual der Wahl, welche ich mitnehmen sollte, stopfte ich einfach alle in meinen Rucksack :-P
Ich hab nicht mal ein Foto von den Steinen gemacht, so war ich im Bergkristallwahn.
Der Regen ließ dann leider auch nicht auf sich warten und so kamen wir pitsch-nass am Parkplatz an.
Die GPX-Tracks der Touren findest du hier:
Hier geht`s zu den anderen beiden Artikeln dieser Reihe:
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