Röbischlucht-, Rongg-Wasserfall- und Rifa-Klettersteig: etwas mehr Hintergrundwissen schadet nicht
Im Mai diesen Jahres nahm ich an einem Klettersteigkurs der DAV Sektion Ludwigsburg teil. Zwar hatte ich davor schon einige Klettersteige begangen, aber etwas mehr Hintergrundwissen kann nicht schaden, dachte ich mir.
So fuhren wir dann ziemlich früh los in Richtung Montafon. Mein Mann Micha war auch dabei. Für ihn waren es die ersten Klettersteige und ich war gespannt, ob es ihm gefiel.
Der Röbischlucht-Klettersteig
Wir trafen auf den Leiter und die anderen Teilnehmer des Kurses. Gleich war klar, dass wird ein tolles Wochenende mit coolen Leuten :-)
In Gargellen angekommen, packten wir unsere Tagesrucksäcke und wanderten los zum ersten Klettersteig, der auf dem Plan stand. Bis zum Einstieg des Röbischlucht-Klettersteigs war es nicht weit. Nach ca. 15 Minuten waren wir da und erhielten eine erste Sicherheitseinweisung von Jürgen, unserem Guide.
Der Weg zum Kettersteig - schon ein Erlebnis
Bevor es aber so richtig mit Stahlseilen und Klettersteigset los ging, musste wir noch ein bisschen "normal" laufen. Eine Stelle war dann gar nicht so ohne. Aufgrund des vielen Regens in den letzten Tagen, war der Wasserstand in der Schlucht recht hoch. Über einige Wasserstellen mussten wir springen und blieben zum Glück alle trocken.
Die Sonne kam langsam raus und dann ging es auch schon los mit klinken, klettern und steigen.
Alles dabei
Es war ein wirklich sehr schöner Anfänger-Klettersteig, der keine Langeweile aufkommen ließ. Alles war dabei, Stahlbügel aber auch schöne Tritte im Fels.
Die schwierigste Stelle (Kategorie B/C) ist eine senkrecht nach oben verlaufende Wand. Teilweise sind Stahlbügel vorhanden. Direkt daneben rauscht ein Wasserfall hinab. Der Fels ist daher oft ziemlich nass und rutschig. Mit guter Konzentration ist die Stelle aber kein Problem. Auch die kompletten Klettersteigneulinge aus unserer Gruppe schafften es ohne Fremde Hilfe nach oben zu kommen und waren glücklich.
Der Röbischlucht-Klettersteig ist meiner Meinung nach super für Kinder und Anfänger geeignet.
Pause auf der Ronggalpe
Läuft man nach dem Klettersteig noch ein wenig bergauf, gelangt man zur Ronggalpe, auf 1.600 Metern Höhe. Leider war die Alpe um diese Jahreszeit noch geschlossen. Die Öffnungszeiten sind in der Regel von Mitte Juni bis Ende September von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr.
Wir legten trotzdem eine Pause ein, Vesper hatte ja jeder dabei. Um uns herum waren die Berge teilweise noch mit Schnee bedeckt. Immer wieder blies uns ein kalter Wind entgegen. Es war auch noch sehr früh in der Saison. Normalerweise liegt hier im Mai oft noch mehr Schnee. Ratsam sind die Klettersteige daher eher ab Juni zu begehen.
Rongg-Wasserfall-Klettersteig
Über die Ronggalpe gelangt man in ein paar Minuten zum Rongg-Wasserfall-Klettersteig. Man erreicht diesen auch direkt vom Ort Gargellen aus. Theoretisch kann man den Rongg-Wasserfall-Klettersteig nun von oben nach unten abklettern, dann wäre es wie eine Rundtour. Wir liefen jedoch über einen Waldpfad nach unten und starteten von der vorgesehenen Einstiegsstelle.
Gleich zu beginn muss eine Seilbrücke überquert werden. Aber keine Angst, das Stahlseil ist so straff gespannt, dass es so gut wie gar nicht wackelt.
Tiefblicke
Bis auf die Schlüsselstelle (C) hat der Rongg-Wasserfall-Klettersteig die Kategorie B/C. Er ist teilweise etwas ausgesetzter als sein Nachbar-Klettersteig. Für unseren Kurs war es super, dadurch eine leichte Steigerung der Schwierigkeit zu erfahren, ohne dabei gleich überfordert zu sein.
Der Steig ist mit vielen Stahlbügeln versehen, die einem einiges an Sicherheit geben. Blickt man von oben durch die Stahlbügel nach unten, kann man den rauschenden Fluss sehen, der einen immer begleitet.
Die Schlüsselstelle
Die Schlüsselstelle im Mittleren Teil des Klettersteig ist mit der Schwierigkeit C eingestuft. Es ist eine leicht überhängende Wand, die komplett mit Stahlbügeln versehen ist. Unter den wachsamen Augen von Jürgen, passierten wir alle problemlos diese Stelle.
Nach ca. einer Stunde hatten wir es geschafft. Wir kamen wieder in der Nähe der Ronggalpe an. Von dort liefen wir über einen netten Waldpfad nach unten ins Tal zurück.
Klettergarten "Rifa" in Gaschurn
Der nächste Tag stand an. Heute ging es ins ca. 20 Minuten entfernte Örtchen Gaschurn. Dort befindet sich ein wunderschön angelegter Klettergarten, auch bekannt als Rifa Klettersteig. Eine kleine überdachte Hütte, eine Grillstelle, ein Spielplatz und eine Toilette sind vorhanden und das alles in einem top gepflegten Zustand. Eintritt kostet der Klettergarten nicht.
Es gibt fünf Einstiegsrouten, die auch als Abstiegsrouten verwendet werden können. Schwierigkeitstechnisch ist von B bis D alles dabei und somit ein super Übungsfeld für unsere Gruppe. Schließlich war ein Ziel des Kurses, später sein eigenen Können richtig einzuschätzen. Die meisten Klettersteigunfälle passieren leider, durch eine überhöhte Selbsteinschätzung.
Übungsstunde
Wir starteten erst mal mit einigen Erklärungen von Jürgen.
Wie überhole ich im Klettersteig korrekt? Wie sichere ich einen Partner über eine schwierige Stelle nach? Wie lasse ich den Partner im Notfall ab? Welches Equipment gibt es dafür? Das alles und noch viel mehr bekamen wir erklärt und führten es anschließend auch selbst durch.
Üben, üben, üben
Anschließend probierten wir die verschiedenen Schwierigkeiten im Klettersteig aus. Auch das absteigen im Klettersteig übten wir und stellte einige vor eine große Herausforderung.
Ich übte nochmals das Überqueren einer Seilbrücke, die dieses mal auch ordentlich schwankte. Keine Ahnung warum ich vor diesen Dingern eine so große Angst habe. Ich bin noch nie abgerutscht und trotzdem bekomme ich jedes mal feuchte Hände.
An einer anderen Stelle konnte man super Querungen üben. Obwohl der Klettersteig nicht mitten an einem Berg platziert ist, sind ausgesetzte Stellen super in Szene gesetzt. Wir konnten hier nicht nur schauen, wie weit unsere Kräfte reichen, sondern auch unsere psychische Stärke. Nach diesem Tag konnten wir alle richtig gut einschätzen, was wir konnten und was wir vielleicht lieber bleiben lassen sollten, zumindest bis wir etwas geübter und sicherer sind.
Absolut empfehlenswert
Der Kurs hat sich für mich sehr gelohnt und ich kann es jedem nur empfehlen, auch denen, die schon mehrere Klettersteige gegangen sind.
Das richtige Vorgehen in Notsituationen und vor allem das Wissen, überhaupt gar nicht erst in Not zu kommen, ist extrem wichtig. So schön der Klettersteigsport auch ist, so sehr wird er auch leider von vielen unterschätzt. Die Zahl der "Blockierungen", also wenn Kletterer nicht mehr vor und zurück kommen und dadurch die Bergrettung rufen müssen, steigt rasant an. Eine ehrliche Selbsteinschätzung und die richtige Tourenwahl ist daher sehr entscheidend.
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Heike (Sonntag, 09 September 2018 18:08)
Ich hab schon beim schauen der Bilder feuchte Hände bekommen. Super! Würd ich ja so gerne auch mal machen, aber ich hab solche Höhenangst :)
Tolle Seite, danke fürs mitnehmen!
Myriam (Sonntag, 09 September 2018 22:21)
Ich bekomme trotzdem auch noch jedes mal feuchte Hände ;-). Bin nämlich eigentlich ein kleiner Angsthase.
Vielen dank für dein Lob. Freut mich sehr, dass dir meine Seite gefällt.
LG Myriam