Gemeinsam schaffen wir das
Mit einer Gruppe Jugendlicher, war ich dieses Jahr im Zillertal unterwegs, um gemeinsam den Berliner Höhenweg zu wandern. Über den ersten Teil, hatte ich kürzlich schon berichtet. Nun folgen die Etappen 5-8.
Diese zeichnen sich durch ihre technisch anspruchsvollen, aber auch sehr vielfältigen Wege aus. Ausgesetzte Passagen, Blicke in tiefe Schluchten, auf mächtige Berge und Gletscher erwarten uns. Die längste Etappe mit knapp 10 Stunden, meisterten die Kids echt super. Was wir so alles erlebt haben, erfahrt ihr hier.
#Etappe 5 - von der Berliner Hütte zur Greizer Hütte
Wir starteten an diesem Tag wieder recht früh, da für den Nachmittag ein Gewitter angesagt war. Über die Moorböden des Schwarensteinmoors ging es gleich nach der Berliner Hütte bergauf. Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet auf der Hütte, war das aber alles kein Problem und die Kids waren eh super fit.
Wir erreichten den wunderschön gelegenen Schwarzsee. Wie so ziemlich an jedem See, an dem wir vorbei kamen, wollten auch hier einige baden. Schweren Herzens konnten wir es nicht gestatten - das baden hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Wegen der Gewittergefahr, wollten wir heute schnell ans Ziel kommen. Eine kurze Fotopause war aber trotzdem drin.
Die Pause war genau richtig eingeplant, denn kurz darauf ging es in steilen Serpentinen hoch hinauf. Auch der Weg wurde technisch anspruchsvoller - Stahlseile und eine Leiter halfen uns, sicher voran zu kommen. Auf einem kleinen, ungefährlichen Schneefeld kühlten wir uns bei einer Schneeballschlacht ab.
Auch bei dieser etwas schwierigeren Etappe, waren die zwölf Jugendlichen die wir betreuten, wieder super konzentriert bei der Sache. Sie wussten genau, wann wir zusammen rumblödeln konnten und wann es angebracht war, konzentriert zu gehen und achtsam zu sein.
Den Abend auf der Greizer Hütte ließen wir gemütlich ausklingen. Vor der Hütte genossen wir gemeinsam den fantastischen Sonnenuntergang und ließen die Werwölfe beim spielen erwachen.
#Etappe 6 - von der Greizer Hütte zur Kasseler Hütte
Bei unserem morgendlichen "Briefing" leisteten uns die Ziegen der Greizer Hütte Gesellschaft. Nach einer ordentlichen Schmuseeinheit, ging es los Richtung Lapenscharte.
Auch heute übernahmen wieder drei Jugendliche die verantwortungsvolle Aufgabe, als Guide-Team unsere Gruppe ans Ziel zu bringen. Natürlich immer unter den wachsamen Augen von uns Betreuern. Alles klappte wieder wie am Schnürchen - die Pausen waren gut gewählt, wir blieben immer als Gruppe zusammen (was mit 15 Personen gar nicht so einfach ist), alle achteten auf sich und die anderen, an schwierigen Stellen wurde konzentriert und langsam gegangen, es wurde sich gegenseitig Hilfe und Unterstützung gegeben, die Motivation war groß und der Spaßfaktor kam auch nicht zu kurz.
Nach der Lampenscharte folgte erstmal ein ca. einstündiger Abstieg. Der anschließende Weg entlang der Elsenklamm faszinierte uns sehr. Teilweise sehr ausgesetzt ging es an der tiefen Schlucht entlang. Auch hier gaben uns Stahlseile und Stahlbügel an kritischen Stellen Sicherheit.
Unser Weg verlief direkt unterhalb der Gletscherzunge des Stillupkees. Große Mengen Wasser schossen unterhalb des Geltschers durch und kreuzte in kleinen Bächen unseren Weg. Wirklich eine sehr beeindruckende Gegend, vor allem für die, welche bisher noch nie so nahe an einem Gletscher standen, geschweige denn bisher einen gesehen hatten.
Wir kamen gut auf der Kasseler Hütte an. Mit einem Teil unserer Mannschaft ging es noch auf den kleinen Hausberg der Hütte. Nach einer ausgiebigen Fotosession waren wir flott wieder abgestiegen und genossen das gemeinsame Essen.
#Etappe 7 - von der Kasseler Hütte zur Karl-von-Edel-Hütte
Die längste Etappe des Berliner Höhenwegs, mit 10 Stunden Gehdauer, stand uns heute bevor. Bei über 1.400 Höhenmeter im Anstieg, werden sieben Grate und mehrere Kare überquert. Nach der Ansprache des Hüttenwirts am Vorabend, ist wohl die Hauptschwierigkeit bei Regen, die mit Flechten bewachsenen Steine in den Karen. Diese werden übel rutschig und ein Vorankommen ist so gut wie nicht mehr möglich. Wir vertrauten auf die Worte des Wirts, der ankündigte, dass es ab 18 Uhr regnen würde. Wenn wir zügig laufen würden, würden wir trockenen Fußes auf der Karl-von-Edel-Hütte ankommen.
Wir schworen nochmals alle ein, heute zügig zu laufen und auf längere Pausen zu verzichten. Die Alternative wäre nämlich ein teilweiser Abstieg ins Tal gewesen, ein Stück mit dem Taxisbus und dann wieder rauf zur nächsten Hütte. Das wollten aber alle nicht und so starteten wir voll motiviert unsere vorletzte Etappe.
Der Weg war traumhaft schön - abwechslungsreicher geht fast nicht. Die Steine in den Karen (Urgestein nennt sich das wohl laut Wirt), mussten teilweise richtig beklettert und übersprungen werden, so groß waren die Felsbrocken. Die sieben Grate waren mega spektakulär. Teilweise kam man ohne die angebrachten Stahlseile nicht weiter.
Am letzten Grat angekommen, zog auf einmal dichter Nebel auf und es war noch nicht 18 Uhr. Wir verfluchten innerlich den Wirt, der wirklich zu 100% sicher behauptete, dass der Regen erst um 18 Uhr einsetzen würde. Viel Zeit zum überlegen blieb aber nicht - wir wollten schnell die letzte Stahlseilpassage hinter uns bringen, denn Gewitter + Stahlseile = keine gute Idee.
Es klarte wieder ein bisschen auf und die Karl-von-Edel-Hütte war in Sicht. Andere Erwachsenengruppen, die wir immer wieder auf den gleichen Hütten trafen, erwarteten uns schon auf der Terrasse. "Zum Glück seid ihr gut angekommen, wir haben uns schon Sorgen gemacht", sagten sie uns freudig entgegen. Und ihr werdet es nicht glauben, wir waren keine Minute in der Hütte, setzte der Regen ein und es war Punkt 18 Uhr - ein Lob auf den Wirt der Kasseler-Hütte ;-)
#Etappe 8 - von der Karl-von-Edel-Hütte zur Ahorn Bahn
Nach einem sehr lustigen letzten Abend, war heute leider der letzte Tag unserer gemeinsamen Tour. Bevor es an den Abstieg ging, hatten wir noch eine kleine Dankeschön-Aktion vorbereitet. Jeder konnte seine Gedanken zu einer bestimmten Personen anonym auf Papier bringen. Anschließend durfte jeder seinen Zettel, mit vielen netten Zusprüchen mit nach Hause nehmen.
Eigentlich geht die letzte Etappe von der Karl-von-Edel-Hütte nach Mayrhofen ins Tal. Da unser Zug für die Heimreise allerdings recht früh kam und wir uns auch nochmals ausgiebig von allen verabschieden wollten, liefen wir nur bis zu Ahorn-Bahn.
Über schöne Almböden ging es gemütlich in ca. 1,5 Stunden bis zur Bahnstation.
Der Abschied von allen fiel wie immer schwer. In diesen acht Tagen wuchsen wir richtig fest zusammen - erlebten Höhen und Tiefen, hatten einige kleinere Wehwehchen, päppelten uns wieder auf, hatten sehr viel Spaß, lernten voneinander, spornten uns an, halfen uns gegenseitig und vergaßen in dieser Zeit unsere Alltagssorgen und den Alltagsstress.
Vielen Dank an Aventerra e.V., dass ich diese Tour für euch leiten durfte. Und natürlich ein ganz besonderes Dankeschön an jede und jeden einzelnen aus der Gruppe - ihr alle habt für mich die Zeit zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht :-)
Die Etappen 1-4 des Berliner Höhenwegs findet ihr hier.
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