Kleine Pfade und ein fantastisches Bergpanorama
Die Sonne glitzert auf dem weißen Schnee. Egal in welche Himmelsrichtung man sich dreht, überall hat man ein traumhaftes Bergpanorama. Es ist ruhig - so gut wie keine Menschenseele ist an diesem Tag auf dieser Tour unterwegs. Hin und wieder hören wir unseren Atem, beim hinauf steigen der steilen Berghänge. Auf der weiten Ebene kommt unser Puls wieder zu Ruhe.
Die Schneeschuhtour auf den 1.692 Meter hohen Taubenstein, in den Bayrischen Voralpen, war schlicht weg PERFEKT. Ein Traumtag zum Erholen und neue Kraft zu tanken.
Wohin soll es gehen?
Eigentlich wollten wir ja auf irgendeiner Hütte in den Bergen übernachten und von dort ein paar Schneeschuhtouren unternehmen. Die Lawinenverhältnisse versprachen lange Zeit nichts Gutes. Schlichtweg war es uns einfach zu unsicher, in bestimmte Lagen zu gehen. So entschieden wir uns lieber, eine Pension im Tal zu nehmen - es gibt sicher auch schöne, ungefährlichere Touren im Alpenvorland.
Wir wälzten den Rother Schneeschuhführer "Münchner Berge"*. Unser Hauptaugenmerk lag auf der Kategorie "selten lawinengefährdet". Unsere Wahl fiel auf die Tour Nummer 10 zum Taubenstein, in der Region Tegernsee/ Schliersee.
Wo ist der Schnee?
Wir kamen staufrei am Spitzingsee an. Kurz nachdem wir unser Auto für 5€ auf einem Hotelparkplatz abgestellt hatten, kam aus der Nebelsuppe die Sonne hervor. Werden wir tatsächlich noch einen sonnigen Tag erleben? Gefühlt hatte ich seit Wochen keine Sonne mehr gesehen. Wir hatten Glück, die Sonne hielt sich bis zum Abend und wir konnten ordentlich Vitamin D tanken.
Das erste Stück der Tour war für die Schneeschuhe kein Spaß - sie mussten nämlich getragen werden. Was im Tourenführer leider nicht stand, dass die Straße ca. 2 Kilometer lang geräumt ist und somit kein Schnee liegt. Am Rande ein kleiner Tipp - schnallt euch die Schneeschuhe gleich zu Beginn an den Rucksack, so trägt es sich leichter. Hätten wir auch gemacht, wenn wir nicht ständig gedacht hätten, da vorne an der Kurve fängt der Schnee an ;-)
Schnallt die Schneeschuhe an und los geht`s
Wir kamen an der Bergwachthütte an. Voller Vorfreude auf die Tour und den Schnee, zogen wir unsere Schneeschuhe* an. Diese hatte ich übrigens vor knapp 3 Wochen zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen und war gespannt, was sie taugten.
Ein paar Minuten später standen wir mit Schweißperlen auf der Stirne Mitten im Hang der Taubensteinabfahrt. Die Sonne war so stark, oder wir einfach nichts mehr gewohnt ;-)
Nach einem kleinen Fotostop ging es weiter. Bei dem tollen Wetter haben wir den ganzen Tag Zeit und brauchen uns nicht stressen, dachten wir. Was sollen wir Nachmittags schon wieder im Tal rumsitzen, wenn wir hier die Natur nahezu alleine genießen können.
Umweg oder direkter Weg?
Ein kurzes Stück ging es durch den Wald. Die schneebedeckten Nadelbäume hatten es mir besonders angetan. Ich kam aus dem "Oh-wie-schön" rufen überhaupt nicht mehr raus. Wir sahen einige Tierspuren, die im glitzernden Schnee ein tolles Fotomotiv boten.
Laut Schneetourenführer ging es jetzt eine über 40 Grad steile Flanke hinauf. Das Stück war zwar nicht lang, eine Lawine hätte es aber alle male auslösen können. Wir waren etwas unsicher, ob wir die Stelle wagen sollten oder nicht. Auf dem GPS-Gerät erkannten wir, dass man diese Stelle auch in einem Rechtsbogen umlaufen kann.
Was ist denn das?
In sehr tiefem Schnee quälten wir uns den Hang hinauf. Stellenweise wurde es mir etwas mulmig, da die Schneebeschaffenheit nicht optimal war. Die oberste Schicht brach immer wieder ab und ich musste aufpassen, nicht den Hang hinunter zu rutschen. Micha rief hinter mir, ob wir nicht besser umdrehen sollten. Ihm war es wohl auch nicht so geheuer. Eine Kehrtwende zu machen, hörte sich leichter an als gedacht. In diesem steilen Gelände und mit diesem rutschigen Schnee, blieb uns nur übrig weiter bergauf zu laufen.
Plötzlich steckte mein Stock bis zum Griff in einem Loch. "Stop", rief ich zu Micha. Was ist denn das?, fragte ich mich und inspizierte die Stelle.
Tiefe Löcher im Schnee
Ich zog den Stock heraus und stocherte etwas im Schnee herum. Der Schnee bröckelte ab und ich erkannte, dass ein komplett steiniger, löchriger Untergrund darunter war.
Puhhh, zum Glück steckte nur der Stock im Loch und nicht mein Bein, stellte ich erleichtert fest. In über 40 Grad steilem Gelände bis zur Hüfte im Schnee zu stecken ist glaube ich nicht gerade förderlich.
Mit dem Stock tastete ich mich weiter vor. Als ich mir relativ sicher war, eine Stelle gefunden zu haben, die nicht einbrechen würde, setzte ich einen Schritt und es hielt - ich atmete auf. Ich warnte Micha hinter mir und hoffte, dass der Untergrund hielt und nicht nochmal so eine Überraschung auftrat.
Hinterher sind wir schlauer
Wir kamen beide oben am Hang an und waren uns einig, dass die Umgehung die bessere Variante gewesen wäre. Boah, war das warm. Erstmal wieder die Jacke aus, denn es ging weiter bergauf.
Zum ersten mal kamen uns vier Skitouren-Gehen entgegen, die in Kehren den Berg hinab fuhren. Sonst hatten wir bisher niemanden gesehen, obwohl im Tourenportal von Alpenvereinaktiv stand, dass die Tour am Wochenende oft überfüllt wäre. Wir waren Feitags mittags dort, vermutlich sieht es Samstags/ Sonntags also anders aus.
Mittagspause unterhalb des Lämpersberg
Auf einem Felsen, mitten im weißen Schneehang, legten wir unsere Mittagspause ein - mein Magen knurrte nämlich schon gewaltig. Die Sonne trügte - kaum saßen wir ein paar Minuten, da wurde es ziemlich kalt.
Rechts von uns lag der Gipfel des Lämpersberg, den man als Variante auch noch hätte besteigen können. Wir gingen jedoch weiter Richtung Taubenstein, den man von hier erstmal nicht mehr im Blick hatte.
Ich war im Glück
Ein kurzes Stück ging es durch wunderschöne Nadelbäume, von denen immer wieder leise der Schnee rieselte. Der Weg entlang am Kamm wurde immer schmaler. Nach einer Kurve wurde das Gelände zum ersten mal felsig und der Blick auf den Taubenstein tat sich frei. "Wow, sieht das mega schön aus", rief ich zu Micha. "Komm schnell und schau dir das an."
Die Abwechslung auf dieser Tour war wirklich gelungen - breite Wege und große, freie Schneeflächen, verträumte Wege im Nadelwald, steile Hänge, ein schmaler alpiner Kammweg und jetzt noch dieser traumhafte Gipfel.
Kurz vor dem Ziel
An einer kurzen, abschüssigen Stelle war ein Seil gespannt. Das half allerdings nichts, da es viel zu weit im Schnee steckte. Eine Latsche ragte von oben auf den Weg und wir mussten uns in den Knien über diese Stelle bewegen. Mein Rucksack verhedderte sich in den Ästen. Nach einer etwas ungeschickten Fummelei war ich wieder frei und konnte weiter.
Am Fuße des Taubenstein angekommen, überlegten wir, wie wir diesen ca. 35 Grad steilen Hang am besten hoch gingen. Im Tourenführer stand, dass man die Schneeschuhe ausziehen sollte. Der Schnee war allerdings so tief, das wir vermutlich ziemliche Schwierigkeiten ohne Schneeschuhe bekommen hätten.
Geschafft und oben angekommen
Wir ließen die Schneeschuhe dran und stapften in Kehren und langsamem Tempo den Berg hinauf. Die Steilheit und vor allem die ungünstige Schneebeschaffenheit strengten ziemlich an. Micha kam an einer Stelle fast nicht weiter, da ständig der Schnee am wegrutschen war. Bei jedem Tritt kam er anstatt höher immer wieder tiefer.
Endlich oben angekommen, erwartete uns ein fantastisches Bergpanorama. Die Sonne war schon leicht am untergehen und tauchte alles in ein ganz besonders schönes Licht. Nachdem wir die Aussicht gebührend genossen hatten, machten wir uns wieder an den Abstieg.
Der Abstieg geht schnell
Das steile Stück hinunter vom Taubenstein, verlangte nochmals einiges an Konzentration. Später stellten wir fest, dass es besser gewesen wäre den Gipfel nicht auf direktem Weg zu erklimmen, sondern leicht rechts versetzt den Weg zu wählen. Dieser erschien etwas flacher.
Das kurze Stück hinunter zur Taubensteinbahn war nochmals etwas ausgesetzt. Ab der Bahnstation konnten wir das Tempo anziehen und waren im nu die Berghänge bis zum Ausgangspunkt unserer Tour hinab gewetzt.
TUBBS Schneeschuhe
Ein kurzes Statement zu den TUBBS Schneeschuhen Flex ALP, die ich auf dieser Tour zum ersten mal trug.
Ich war rundum zufrieden und kann die Schuhe wirklich sehr empfehlen. Mit einem Gewicht von 1,81 kg sind sie recht leicht und das Laufen strengt deutlich weniger an, als bei meinen bisherigen Schneeschuhen. Das An- und Ausziehen der Schneeschuhe geht sehr leicht und ist auch mit Handschuhen kein Problem. Ich hatte ein sehr gutes Trittgefühl und trotz der nicht optimalen Schneebeschaffenheit kam ich nie ins Rutschen. Die Form der Schneeschuhe ist recht schmal (ist auch ein Frauen-Modell), was ein angenehmes Laufen ermöglicht.
Es war also definitv kein Fehlkauf :-)
Hinweis: mir fiel auf, dass die Schneeschuhe derzeit bei keinem Händler mehr angeboten werden. Auf Nachfrage bei TUBBS wurde mir gesagt, dass dieses Modell derzeit ausverkauft sei. Im Herbst 2018 wird es auf jeden Fall aber wieder angeboten, hieß es.
Fazit:
Eine wunderschöne Schneeschuhtour, die aufgrund der recht kurzen Dauern (ca. 3,15 Stunden Gehzeit) auch perfekt für den Anreisetag geeignet ist. In der kurzen Zeit legt man allerdings 650 Höhenmeter zurück, was uns klar macht, dass diese Tour doch recht steile, knackige Hänge hat. Laut Tourenführer ist die Strecke nur selten lawinengefährdet. Wir erfuhren später in einem Restaurant, dass eine Woche vor uns eine große Lawine abging und eine große Suchaktion stattfand. Zum Glück wurde dabei niemand verschüttet, wie sich später rausstellte. Nichts ist 100% sicher, daher sollte man auch auf dieser Tour immer ein LVS-Gerät, Sonde und Schaufel dabei haben.
Einkehrmöglichkeiten gibt es genug. Entweder direkt im Liftstüble der Taubensteinbahn (Hinweis: die Taubensteinbahn ist wegen Revision bis zur Sommersaison 2018 geschlossen. Bei uns war auch das Liftstüble zu). Etwas abseits der Route gibt es noch das Taubensteinhaus und die Obere Maxlraineralm.
Den GPX-Track findet ihr hier:
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