Zaunhof | Ludwigsburger Hütte | Hoher Gemeindekopf | Wildgrat | Erlanger Hütte
Zwischen dem Kaunergrat und dem Geigenkamm in den Ötztaler Alpen liegt das Pitztal. Wild, ursprünglich und mit vielen Seen gespickt, würde ich diese Trekkingrunde beschreiben. Technisch sehr interessant, konditionell fordernd, aber auch mit vielen Stellen zum Verweilen und Genießen - eine abwechslungsreiche Woche, die uns da bevor steht.
Mit einer Gruppe Jugendlicher des Anbieters Aventerra e.V.*, zieht es mich von Zaunhof hinauf in die schroffe, alpine Welt. Sieben Tage werden wir gemeinsam unterwegs sein - uns über Gipfelerfolge freuen, in zahlreichen Seen plantschen, über den ein oder anderen Höhenmeter fluchen, uns in den Hütten stärken und die Bergwelt ausgiebig genießen.
Begleitet uns auf unserem Abenteuer :-)
Tag 1 - von Zaunhof zur Ludwigsburger Hütte
Mit 11 top motivierten Jugendlichen im Schlepptau, ging es in Zaunhof gleich mal ordentlich bergauf. Das hat die erste Etappe einer Durchquerung meistens so an sich, das man erst mal hoch muss. Wer sind wir denn eigentlich und was bewegt uns, die nächsten 7 Tage in die Berge zu gehen? Was sind unsere Erwartungen an diese Zeit und haben wir vielleicht auch Befürchtungen, ja sogar Sorgen? Diese und weitere Fragen klärten wir in einem Kennenlernkreis, bevor wir durchstarteten.
Den überwiegenden Teil der Teilnehmer*innen kannte ich bereits aus den Vorjahren. Hier hatten wir beispielsweise den Berliner Höhenweg gemeinsam bewandert. Es freute mich sehr, alle wieder zu sehen. Der Spirit der letzten Jahre sprang sofort auf alle über und wir waren ein mega Team, vom ersten Moment an.
Die Jugend von heute
Bald ging es zum Glück in den etwas kühleren Wald, das Gelände wurde allerdings immer steiler. Wir hatten einen super heißen Tag Ende Juli erwischt und die Woche versprach keine Abkühlung. "Ich freu mich schon voll auf die Dusche in der Hütte", sagte ein Teilnehmer und alle stimmten gleich mit ein. Es hat sich also nichts geändert - schon im letzten Jahr waren die Duschen mit das Wichtigste für die Teilnehmer*innen - die Jugend von heute ;-)
Nach zwei kurzen Zwischenfällen von Übelkeit, Sonnenstich oder der Kombination aus beidem, kamen wir alle gut auf der Ludwigsburger Hütte an.
Ein entspannter Abend
Zur Enttäuschung einiger gab es wegen eines Defekts kein warmes Wasser in den Duschen. Da mussten sie halt kalt duschen die Jungs und Mädels, was ein ziemliches Gejaule auslöste. Nach einem mega leckeren Abendessen und Kaiserschmarren zum Nachtisch, waren alle wieder glücklich.
Schon allein wegen des Kaiserschmarrens sollte man auf diese Hütte kommen, der ist wirklich ein Gedicht. Ich kann das echt gut beurteilen, da ich fast überall Kaiserschmarren probiere. Aber auch sonst ist es hier oben total schön. Umgeben von der wildromantischen Landschaft der Ötztaler Alpen, chillten wir den Abend über in den Hängematten vor der Hütte. Wir genossen den traumhaften Blick zur Bergkette des Kaunergrat, der zu den schönsten Aussichten in den Ostalpen zählt.
Früh ging es mit Kuhglockengeläut schlafen, wir hatten ja noch viel vor uns.
Hier gibt es den GPX-Track der ersten Etappe:
Tag 2 - Von der Ludwigsburger Hütte auf den Hohen Gemeindekopf, den Wildgrat und weiter zur Erlanger Hütte
Schnell war Ruhe in unseren Schlaflagern eingekehrt und wir schliefen alle richtig gut - nicht selbstverständlich bei einem Haufen Jugendlicher. Gut erholt konnten wir in den heutigen Tag starten. Eine anstrengende Tour, inklusive zweier Gipfel, stand uns bevor.
Wie bisher bei jeder geleiteten, erlebnispädagogischen Tour von mir, gab es je Tag neue Guide-Teams, bestehend aus drei Kids. Der Weg war auf der Karte vorgegeben, doch leiteten sie uns auch richtig? Wann machen wir Pausen und welche Plätzchen eignen sich dafür? Welches Tempo wählen wir, sodass es für alle passt? Mit diesen und weiteren Fragen mussten sich unsere Guides täglich auseinandersetzen. Nicht nur den Blick für die Landschaft sondern auch für die Gruppe und jeder einzelnen Person wurde durch diese verantwortungsvolle Aufgabe geschärft. Natürlich griffen wir drei Trainer in sicherheitsrelevante Dinge sofort ein oder übernahmen auch mal bei schwierigen Passagen die Führung.
Es geht los zum ersten Gipfelziel
Über Almwiesen schlängelte sich unser Weg angenehm steigend nach oben - gerade richtig zum warmlaufen. Wir traten hinaus aus der schattigen Senke, in der wir uns vorher noch ordentlich mit Sonnencreme eingeschmotzt hatten, in die pralle Sonne. Nicht nur diese brachte uns zum schwitzen, sondern auch der deutlich steiler werdende Weg.
Die rostig braunen Lawinenschutzwälle zeigten uns den weiteren Weg. Kaum vorstellbar, dass hier in ein paar Monaten alles in ein weißes Kleid gehüllt ist. Der schmale Pfad führte unter den Zäunen entlang nach oben.
Unser erster Gipfel, der Hohe Gemeindekopf
"Yeah, ich sehe das Gipfelkreuz", sagte jemand freudig. Einen Satz, den wir die nächsten Tage noch oft zu hören bekommen - unsere Tour lässt einige Gipfelerfolge erhoffen.
Nach ca. 1,5 Stunden standen wir auf dem 2.771 Meter hohen 'Hoher Gemeindekopf'. Zwar ist dies unser niedrigster Gipfel diese Woche, doch immerhin unser erster und somit auf jeden Fall ganz besonders.
Besonders schön ist aber auch die Aussicht auf den Kaunergrat und den unter uns liegenden Kugleter See. Wunderschön wild zeigte sich uns die Bergwelt und spätestens jetzt war jedem klar, das uns ein echtes Abenteuer bevor stand.
Hoch ist wohl den meisten lieber als runter
Nach einer kleinen Snack-Pause ging es hinab zum See. Über viel Geröll ging es steil nach unten. "Da lauf ich zehn mal lieber bergauf als diesen rutschigen Weg bergab", tönte es von hinten. Mir ging es eigentlich genauso, ich musste aber die beiden Jungs einfangen, denen der Weg scheinbar nichts ausmachte und munter voraus sprangen. Mir ist es immer wichtig, dass alle beisammen bleiben - fürs Gruppengefühl aber auch wegen Notfällen. Das ich am ersten Tag noch den ein oder anderen einbremsen musste, ist völlig normal und spielte sich dann aber super ein.
Mega schön spiegelte sich die umliegende Bergkette und die Wolken im See. Hier mussten wir einfach kurz verweilen und ein paar Fotos knipsen.
Auf dem 2.971 Meter hohen Wildgrat
Das erste Abenteuer hieß 'Wildgrat' und befand sich auf fast 3.000 Metern Höhe. Ein wirklich mächtiges und schroffes Ding lag da vor uns. Trittsicherheit und hohe Konzentration war gefragt, um den ausgesetzten und bröseligen Aufstieg zu meistern. Es war total schön mit anzuschauen, wie sich alle gegenseitig halfen und Mut zu sprachen.
Sichtlich stolz kamen wir alle oben an. Der Wildgrat bildet den Schnittpunkt aller Grate des Wildgratmassivs. In unmittelbarer Umgebung ist er der höchste Punkt und dementsprechend erhaben fühlten wir uns auf diesem Berg.
Der Weg ist echt nicht einfach
Wir erkannten unser Ziel für die heutige Etappe, die Erlanger Hütte. Der direkt davor liegende Wettersee pushte die Motivation aller Teilnehmer*innen nochmals ordentlich. "Juhuuuu, wir können nachher baden", jauchzte es fröhlich aus aller Munde. Doch erstmal mussten wir den Berg hinab krakseln.
So bröselig wie der Aufstieg, war auch der Abstieg. Vorsicht war geboten, um nicht Steine loszutreten oder auszurutschen. In der Senke stießen wir sogar noch auf ein kleines Schneefeld und natürlich brach eine Schneeballschlacht aus. Es tat echt gut, die erhitzten Köpfe mit dem Schnee zu kühlen.
Kneipen für die müden Beine
Wir waren glücklich am Ziel angekommen. Die Hüttenwirte der Erlanger Hütte hießen uns herzlich willkommen und teilten uns den Jugendraum als Schlafplatz zu. Das war ein Häuschen neben dran, das wir komplett für uns hatten. Doch bevor wir die Lager bezogen, gönnten wir uns noch einen überaus leckeren Kuchen.
Mit vollem Magen Schwimmen zu gehen, sollte man eigentlich nicht machen, aber die Kids waren nicht mehr zu bremsen. Naja, Schwimmen wäre auch zu viel gesagt. Es war aufgrund der kalten Temperatur des Sees eher ein plantschen, hat aber mega viel Spaß gemacht und war nach der Tour genau das richtige für die müden Beine.
Um uns war es geschehen ;-)
Was mindestens genauso gut tat, war das leckere Abendessen auf der Hütte. Anschließend verdrehte uns Mädels noch der Lockenkopf Jakob den Kopf. Er war der kleine Junge der Hüttenwirte und wirklich zuckersüß. Jede Menge Spaß hatten wir mit seinen Geschichten und sein verschmitztes Lachen wickelte Jede um den Finger.
Irgendwann kam dann die Hüttenruhe und wir mussten uns los reißen. Morgen stand wieder ein anstrengender Tag, in der fantastischen Landschaft des Pitztals bevor.
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Keine Ahnung, ob ich das an dieser Stelle kennzeichnen muss. Sicherheitshalber mach ich es mal, da ich den Anbieter Aventerra e.V. verlinkt und erwähnt habe.
Für diesen Veranstalter bin ich als ausgebildete Erlebnispädagogin ab und zu tätig und erhalte im Rahmen der Übungsleiterpauschale eine Vergütung.
Hier gibt es den GPX-Track der zweiten Etappe:
Hier gibt es alle Berichte zu den einzelnen Etappen.
Wie hat euch der Artikel gefallen?
Wart ihr schon mal eine ganze Woche in den Bergen unterwegs? Welche Runde könnt ihr empfehlen?
Schreibt mir gerne in den Kommentaren.
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