Zum Bergsee "Vel'ké Hincovo pleso", einer Gedenkstätte und durch das Slowakische Paradies
Lebewohl Hohe Tatra hieß es heute - unsere letzte Etappe stand an und die war deutlich einfacher, als alle anderen zuvor. Es ging zu einem wunderschön gelegenen Bergsee, in dem ich ein kleines Abschlussbad nahm.
Später besichtigten wir noch eine Gedenkstätte für verunglückte Bergsteiger, die liebevoll in einem Waldstück mit zahlreichen bunten Kreuzen angelegt ist.
Nachdem wir die Hohe Tatra verlassen hatten, stand allerdings noch ein weiteres Highlight auf dem Programm - eine Tagestour im Slowakischen Paradies. Dieser Nationalpark trägt den Namen nicht umsonst. Ich war überwältigt, was mich dort erwartet hatte. Tiefe Schluchten, einzigartige Wege, die mehr über Leitern als über den Boden verliefen und eine dschungelartige Landschaft.
Abschied nehmen
Samuel, unser slowakischer Bergführer musste uns heute leider verlassen. Er musste zu seiner Familie zurück und in seinem Laden in Bratislava arbeiten. Sein Vater Fedor sollte daher heute zu uns stoßen und uns weiter begleiten.
Wir verabschiedeten uns von unserem wirklich erstklassigen Guide. Er hatte uns sicher durch die Hohe Tatra gebracht, wir hatten viele interessante Dinge erfahren und hatten jede Menge Spaß mit ihm. Das Lebe-Wohl-Sagen fiel ihm sichtlich schwer. Ich glaube er wäre gerne noch länger mit uns unterwegs gewesen und uns ging es genauso.
Da Fedor um 10 Uhr immer noch nicht da war, machten wir uns alleine auf den Weg zum Bergsee "Vel'ké Hincovo pleso". Laut Samuel ein ungefährlicher, zirka 1,5 stündiger Spaziergang.
Auf ins kühle Nass
Wir genossen es sehr, auf den wunderschönen Wegen genüsslich nach oben zu schlendern. Ja, es war wirklich ein Schlendern, im Vergleich zu den waghalsigen Touren der Vortage. Auf diesen offiziellen Wege ist deutlich mehr los, was wir an diesem Tag rasch merkten. Hatten wir die Tage zuvor meistens niemanden gesehen, bekamen wir heute schon die ein oder anderen Menschen zu Gesicht.
Wir erreichten den höchsten, von Fischen besiedelten See, in der slowakischen Hohen Tatra. Für irgendwas musste sich der Bikini ja gelohnt haben, den ich die ganzen Tage mit mir rumgeschleppt hatte, oder? Nach kurzem zögern stürzten Andi und ich mich in die Fluten. Brrrrrr, keine 5 Minuten hatten wir es in dem unter 5 Grad kalten Wasser ausgehalten. Was tut man nicht alles für ein Foto im See ;-)
Ein echter Abenteurer
Kaum waren wir wieder draußen aus dem Wasser, begrüßte uns ein grauhaariger, drahtiger Mann in perfektem Deutsch.
"Hallo, ich bin Fedor. Mein Bike ging unterwegs leider kaputt und ich musste die ganze Strecke laufen und hatte mich deswegen verspätet. Es tut mir sehr Leid", empfing er uns freudestrahlend.
Wir merkten sofort, wie motiviert Fedor ist und wieviel Spaß und Freude er in den Bergen und mit Menschen hat. Stille herrschte von nun an nicht mehr in unserer Gruppe, nicht mal mehr für eine Minute. Fedor hatte Geschichten zu erzählen, das glaubt ihr gar nicht, was der schon alles auf der ganzen Welt erlebt hatte. Schon allein deswegen, muss man ihn eigentlich mal treffen.
Diese Geschichten würden den Artikel allerdings bei weitem sprengen.
Ein entspannter Tag
Auf den kleinen Gipfel hinter dem See hatte keiner von uns mehr Lust. Viel lieber wollten wir den Geschichten von Fedor lauschen und einen entspannten Tag verbringen. Daher liefen wir auf demselben Weg wieder zurück zum Berghotel und legten dort erstmal unsere Mittagspause ein. Auf der schönen Sonnenterrasse mit Blick auf den See, genoss ich meine süßen Hefeklöße mit Mohn und Butter. So lässt sich's aushalten ;-)
Fedor erzählte uns, dass er und Samuel oft auf österreichischen Hütten als Bergführer gearbeitet hatten. Adventure Slovakia, über die wir die Tour gebucht hatten, sind nur er und sein Sohn - ein richtiges Familienunternehmen also. Beide machen das aber lediglich als Hobby nebenher. Mittlerweile haben sie so viele Anfragen, dass sie sich ihre Gäste aussuchen und oft auch ablehnen. "Es gibt so viele, die keine Ahnung vom Bergsteigen haben und dann so eine Durchschreitung machen wollen, wie ihr sie gemacht habt", sagte er. "Das können wir nicht verantworten und dann lehnen wir die Tour ab."
Im Programm gibt es natürlich auch einfachere Touren und für jeden ist was dabei.
„Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Warnung“
Mit vollen Bäuchen liefen wir um den See herum zu einem ganz besonderen Platz. Inmitten von Bäumen und Felsen wurde ein Bergsteigerfriedhof angelegt. Bunte Kreuze stehen an verschiedenen Stellen und auf den Gedenktafeln sieht man, wem sie gewidmet sind. Die Verstorbenen sind hier nicht begraben, es wird ihnen lediglich angedacht. Wir genossen die Stille und liefen andächtig über den kleinen Pfad, der sich durch den Friedhof zog.
Ein Maler, der die Hohe Tatra oft zeichnete, lies diese Gedenkstätte damals anlegen. Ihn störten beim Wandern wohl die vielen Kreuze von verunglückten Bergsteigern am Wegesrand und wollte für alle einen gemeinsamen Platz errichten, so Fedor.
Die Erinnerungen bleiben
"Nicht alle sind hier in der Hohen Tatra verunglückt", so Fedor. "Es handelt sich teilweise um berühmte Menschen und dann aber auch um weniger berühmte".
Beispielsweise wurde eine Tafel für die erste slowakische Frau aufgestellt, die den Mount Everest bestiegen hatte. Dann gab es eine für einen Bergsteiger, der 2013 am Nanga Parbat von Terroristen erschossen wurde oder auch eine große Tafel für 11 Kinder, die von einer Lawine beim Schulausflug verschüttet wurden. Trotz der traurigen Geschehnisse, war es ein ehrwürdiger Abschied von der Hohen Tatra für uns.
An einem Wanderparkplatz wurden wir vom Hoteltaxi abgeholt und ließen die Hohe Tatra hinter uns. Wir werden diese 5 Tage Abenteuer definitiv nicht vergessen - so viel schönes, spannendes und genussvolles hatten wir zusammen erlebt. Höhen und Tiefen im wahrsten Sinne des Wortes überstanden. Alle waren wir uns einig, die Hohe Tatra ist ein absolutes Traumparadies und es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt, hier her zu kommen.
Aber vorbei waren unsere Tage in der Slowakei noch nicht....schaut mal wie es weiter ging.
Toureninfo
Kilometer: 12,0
Höhenmeter Aufstieg: 470m
Höhenmeter Abstieg: 760m
Dauer: ca. 4,5h
Schwierigkeit: leicht
Es müssen nicht immer nur Berge sein, die mich beeindrucken
Das Slowakische Paradies ist wirklich ein MUSS, wenn man in diesem Land ist und ich war wirklich überrascht, was mich dort erwartet hatte. Versteckt im Wald, liegt dieses Juwel an Wildnis, die abenteuerlich erkundet werden kann. Mit einem kleinen Eintrittsgeld, mit dem die aufwändig gestalteten Wege instand gehalten werden, kommt man in diesen Nationalpark.
Man bewegt sich überwiegend durch Schluchten, die teilweise auch mit Wasser gefüllt sind. Auf Holzstegen und Leitern führt der Weg durch die Wildnis. Schwindelfrei sollte man absolut sein, denn auf den Leitern, die teilweise echt richtig hoch sind, ist man nicht gesichert. Auch etwas rutschig kann es auf den zahlreichen Holzstegen werden.
An mehreren Ausgangspunkten kann man verschiedenen Teile des Slowakischen Paradieses erkunden. Wir nahmen die Route "Prielom Hornádu", die als mittelschwierig eingestuft war.
Kreuz und quer
Über quer liegende Bäume ging es immer tiefer in die Schlucht hinein. Schon allein der Anblick der vielen überkreuzt liegenden Bäume beeindruckte mich. Wir waren im Herbst hier und das Laub leuchtete über uns in seiner ganzen Farbenpracht. Ich kann mir vorstellen, dass es hier zur Hauptsaison auch recht voll ist. Wir waren wie so oft fast alleine unterwegs, daher kann ich diese Reisezeit sehr empfehlen.
Umso tiefer es in die Schlucht ging, umso dschungelartiger wurde die Landschaft. Wir kletterten neben Wasserfällen empor, zwängten uns zwischen Felsen hindurch und überwanden senkrechte Felswände über lange Leitern. Auf solch einzigartigen Wegen war ich bisher nicht unterwegs. Leider hatten wir nur einen Tag Zeit, das Slowakische Paradies zu erkunden. Zu gerne hätte ich die anderen Touren auch gemacht.
Definitiv ein Grund um wieder hier her zu kommen.
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