Klettersteig Gauablickhöhle von der Lindauer Hütte
Ein Klettersteig der nicht nur in die Höhe geht, sondern auch in das Innere des Berges.
Wir befinden uns im wunderschönen Montafon, genauer gesagt auf der Lindauer Hütte, mit Blick auf die imposanten Drusentürme. Das karstige Gestein, das diese Gegend auszeichnet, eignet sich super zum Klettern und Klettersteigen. Mit dem Stützpunkt Lindauer Hütte kann man hier drei abwechslungsreiche , spannende Klettersteige begehen.
Wir fangen an mit dem mittelschweren Klettersteig (C) "Gauablickhöhle". Mit einer Gesamtzeit (inkl. Zu- und Abstieg) von zirka 7 Stunden, haben wir einen tollen Klettersteig für eine Tagestour, bei dem wir alternativ auch noch den Gipfel der Sulzfluh besteigen können. Highlight ist definitiv die 350 Meter lange Höhle, durch die der Klettersteig führt.
Hier ist viel geboten
Die Lindauer Hütte im wunderschönen Montafon, eignet sich super als Stützpunkt für ein Drei-Tage-Bergabenteuerprogramm. Unser Plan für dieses Wochenende im Juli waren drei Klettersteige, die alle von der Hütte aus gut machbar sind - Gaublickhöhle, Sulzfluh und den Blodigrinnen-Klettersteig.
Doch erst mal musste wir zur Hütte aufsteigen. Wir wählten die entspannte Variante über die Latschätzer Alpe. Unproblematisch stellten wir unser Auto am Parkplatz der Golmer Bergbahn ab - ein kostenfreier Parkplatz, wo gibt es denn sowas noch? Hier ;-)
Kurze Zeit später befanden wir uns auf der Asphaltstraße, die das erste Stück des Weges ausmacht.
Im Sommer wie im Winter willkommen
Bald ändert sich der Weg und wir konnten wählen, ob wir auf dem schottrigen Forstweg oder dem schmalen Pfad durch den Wald weiter liefen. Natürlich entschieden wir uns für den wilden Pfad. Zuletzt lief ich hier im Februar, bei tiefem Schnee und kühlen Temperaturen. Die Hütte hat auch den Winter über geöffnet. Solltet ihr also noch ein paar Ideen für die weiße Jahreszeit benötigen, schaut mal hier vorbei.
Es ist so schön zu sehen, wie sich die Natur je nach Jahreszeit verändert - sie lebt. Ich genoss das üppige Grün der Almwiesen, den Duft von Nadelbäumen im Wald, das ruhige plätschern des Baches und vor allem die Stille, die ich an den Bergen so liebe.
Stärkung vor dem Klettern
Nach gut 2 Stunden kamen wir auch schon auf der Lindauer Hütte an. Ich vergaß damals im Winter meine Wanderstöcke auf der Hütte und war gespannt, ob ich sie wieder bekam. Wie auch beim letzten mal, wurden wir freudig von den Hüttenzwillingen empfangen. Obwohl die Hütte mit 163 Plätzen zu den größeren gehört, geht das urige Feeling nicht verloren und um jeden Gast wird sich zuvorkommend gekümmert.
Bevor wir in in den Klettersteig starteten, gönnten wir uns noch was leckeres zum Mittagessen. Selbstgemachte Spinatknödel gab es bei mir und die waren soooooo lecker.
Nach dem Essen wurden mir dann tatsächlich meine Wanderstöcke "serviert" - ich war begeistert.
Auf einem tollen und anspruchsvollen Weg zum Einstieg des Klettersteiges
Der Zustieg zum Klettersteig von der Lindauer Hütte aus beträgt ca. 1,5 Stunden und ist sehr gut ausgeschildert. Anfangs liefen wir durch ein schönes, kleines Wäldchen, das fast ein wenig verwunschen wirkte. Bald gewinnt der Weg an Höhe und in Kehren wanderten wir Stück für Stück ein wenig höher. Immer wieder boten sich uns tolle Blicke zurück ins Tal, aus dem wir am Morgen aufstiegen.
An ein paar Stellen des Weges mussten wir unsere Hände am Fels verwenden. Nichts sonderlich schwieriges, aber gerade wenn der Fels noch feucht ist, sind diese Stellen nicht zu unterschätzen. Der Klettersteig an sich wirbt dafür, auch für Anfänger geeignet zu sein. Der Zustieg jedoch sollte nicht verharmlost werden.
Ein super gesicherter Klettersteig
Am Einstieg angekommen, machten wir unsere Ausrüstung klar und freuten uns, dass wir ganz alleine am Klettersteig waren. So ist mir das immer viel lieber - über mir ist keiner, der eventuell Steine lostreten kann, hinter mir ist niemand, der Druck macht. So konnte ich ganz genüsslich mein eigenes Tempo gehen.
Einige Altschneefelder mussten wir überwinden. An diesen Stellen hingen Seile, die das Vorankommen gleich deutlich sicherer machten. Der Ausblick Richtung Lindauer Hütte war einfach wunderschön und wir hatten alle Zeit der Welt, diesen ausgiebig zu genießen.
Das Highlight ist erreicht - ab geht's in die Höhle
Plötzlich standen wir vor dem riesigen Eingangsportal der Gauablickhöhle und somit dem Highlight des Klettersteigs. Wow, ich war echt begeistert, schaltete gleich meine Stirnlampe an, die ich bereits am Einstieg des Klettersteigs aufgezogen hatte und erkundete die Höhle, die ich mir wesentlich kleiner vorstellte.
Gleich zu beginn stiegen wir über einige Stahlklammern die rutschige Höhlenwand empor. Ungefähr 350 Meter ging es durch den stockdunklen Berg. Der Weg wurde nun recht einfach, wir konnten etwas gebückt, ohne weitere Kletterei durchlaufen. Ein Stahlseil war an der einen Seite des Berges gespannt und signalisierte uns, das wir auf jeden Fall auf dem richtigen Weg waren. Ein bisschen fühlte ich mich wie ein Zwerg in einem Bergwerk ;-)
Ganz schön kalt war es hier drinnen. Ich entdeckte an einigen Stellen große Eiszapfen, die von der Decke hingen und mir zeigten, dass ich mir die eisigen Temperaturen nicht nur einbildete.
Fels oder Klammern? Was ist euch lieber?
Die Temperatur wurde spürbar wärmer, wir näherten uns dem Höhlenausgang. Ein kleines Bänkchen lädt hier zu einer Rast ein. Wir gingen gleich weiter, da es mir etwas kalt war und ich in Bewegung bleiben wollte.
Kurz nach der Höhle kommt ein kleiner Überhang, der mit der Schwierigkeit C auch die Schlüsselstelle des Klettersteigs darstellt. Nach dieser Stelle ist auch der Notausstieg erreicht, wobei es ab hier nur noch in der Schwierigkeit bis maximal B/C weiter geht.
An vielen Klammern suchten wir unseren Weg nach oben und kamen schnell voran. Ich muss gestehen, Klammern mag ich eigentlich nicht so sehr am Klettersteig - der Felskontakt und die Natürlichkeit sind mir lieber. Wie seht ihr das?
Geschafft :-) - wir sind am Ende des Klettersteigs angelangt
Nach ca. 1,5 Stunden reckte sich unser Kopf nach oben und sah, dass es nicht mehr weiter ging. Wir kamen am Ende des Klettersteigs an.
Ein großes Karst-Plateau breitete sich vor uns aus und wirkte wie eine graue Mondlandschaft. Wer Lust hat, kann ab hier noch den Gipfel der Sulzfluh besteigen (ca. 1 Stunde). Da wir am nächsten Tag noch den Sulzfluh-Klettersteig machen wollten und dann eh auf diesem Gipfel stehen würden, entschieden wir uns gleich für den Abstieg.
Ich las bereits im Vorfeld, dass der Abstieg über den sogenannten "Rachen" erfolgt und dieses riesen Geröllfeld nicht gerade gut zu gehen ist.
Blick in den Rachen
Wir blickten ungläubig von oben in den Rachen hinab - steil, sehr steil, noch dazu Unmengen an losem Gestein und weiter unten sogar ein riesen Schneefeld. Muss das denn jetzt echt sein?, fragte ich mich selbst. Gibt es denn keine andere Möglichkeit zurück zur Hütte zu kommen? Ich beobachtete ängstlich eine Gruppe, die gerade ins Geröll eingestiegen waren. Es verging keine Minute, da landete die erste schon auf ihrem Hinterteil. Ein paar Sekunden später legte es Nummer zwei flach. Das machte mir nicht gerade Mut.
Wir warteten eine Weile, bist die Gruppe außerhalb der Steinschlagrinne war - wir wollten ja nichts unnötig riskieren. Langsam, mit bedachten Schritten, stiegen wir ab. Der Anfang lief erstaunlich gut, bis ich die Kante des Berges erkannte, auf die ich bei einem Sturz genau zu rutschen würde. Ich hasse dieses Gefühl, das mich dann blöderweise auch nicht mehr loslässt. Wie ein Film läuft dann diese Szene von einem Absturz vor meinem inneren Auge ab, obwohl sie ja überhaupt nicht eingetreten ist.
Nicht schön, aber Hauptsache irgendwie durch
Im Zeitlupen Tempo und vermutlich auch alles andere als grazil, kam ich voran - Schritt, durchatmen, Schritt, durchatmen...
Ich stand vor dem steilen Schneefeld und musste mir einen Ruck geben, einen beherzten Schritt darauf zu setzen. Sekunden vergingen, ehe ich mich traute. Puhhh, ich stand drauf, das schlimmste war somit geschafft. Der Schnee fühlte sich gut von der Konsistenz an und war mir tatsächlich lieber, als das lose Geröll.
Der Weg nach dem Rachen war dann wieder total schön und ließ mich wieder lockerer werden. Nach einer Weile kamen wir auf den gleichen Weg, den wir auch für den Zustieg zum Klettersteig nahmen. Ungefähr 2,5 Stunden später kamen wir wieder auf der Lindauer Hütte an.
Fazit:
Der Klettersteig ist dank der Gauablickhöhle absolut besonders. Wer gerne einen Klettersteig mit vielen Klammern hat, kommt hier ebenfalls auf seine Kosten. Mir persönlich waren die Klammern etwas zuviel, da ich den Felskontakt lieber mag - das ist aber Ansichtssache. Der Klettersteig an sich ist super abgesichert und in Schuss. Landschaftlich ist die Gegend einfach nur traumhaft. Bereits der Blick von der Lindauer Hütte hinüber zu den Drei Türmen ist für mich jedes mal ein Highlight und muss man einfach mal gesehen haben. Auch die Karstlandschaft an der Sulzfluh ist sehr beeindruckend.
Unterschätzten sollte man auf keinen Fall den Zustieg zum Klettersteig und vor allem den Abstieg durch den Rachen. Möglicherweise wären Stöcke beim Abstieg durch den Rachen hilfreich. Einem alpinen Anfänger und einer nicht trittsicheren Personen, würde ich dies auf keinen Fall empfehlen. Absteigen könnte man auch über die Tilisuna Hütte, da würde man sich das Geröllfeld am Rachen ersparen. Allerdings wird die Tour dann zeitlich länger.
Offizielle Tourenangaben von und zur Lindauer Hütte:
Zustieg: 1:30 Stunden
Klettersteig: 2:30 Stunden, Schwierigkeit C
Abstieg: 3 Stunden (über Rachen)
Du möchtest die Tour auch machen? Hier findest du den GPX-Track dazu:
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