Mit Schneeschuhen auf den Belchen
Der Belchen zählt zu den schönsten Bergen im Schwarzwald. Er ist zwar nicht der höchste, doch punktet er mit seiner sagenhaften Aussicht oben am Gipfelkreuz. Doch bekanntlich ist ja der Weg das Ziel und so ist es definitiv auch bei dieser Schneeschuhtour.
Auf teilweise steilen Pfaden geht es hinauf, wir hören unseren Atem und unser Herz pochen. Immer wieder tun sich fantastische Fernblicke auf, die sogar die Alpen am Horizont zeigen. Typisch Schwarzwald, mit dichten Tannenwäldern, ist diese Gegend hier nicht.
Genau dieses Kontrastprogramm fand ich so toll. Eine ganz andere und eigene Gegend präsentierte sich uns. Hochplateaus, Eichenwälder, vereiste Felsen und abenteuerliche Wege warteten auf uns.
Etwas gutes hat es nun doch
Eigentlich ist es schon ein paar Wochen her, als ich im wunderschönen Hochschwarzwald unterwegs war - genauer gesagt, war es am Valentinstag. Leider kam ich nicht dazu, einen Blogartikel zu dieser Tour zu verfassen. Zwischenzeitlich hatten wir Temperaturen von fast 20 Grad, der Schnee war weg, das Schokoeis aus der Eisdiele schmeckte bereits und es fühlte sich irgendwie wie Sommer an. Ich ärgerte mich ein wenig, dass ich nicht zum Schreiben kam. So gerne hätte ich euch die Fotos zu dieser Tour gezeigt. Irgendwie dachte ich: naja, Schneebilder passen jetzt nicht mehr in diese fast sommerliche Zeit.
Und dann kam der Winter zurück ;-)
Ich muss gestehen, ich freute mich total über die warmen Sonnenstrahlen und die sommerlichen Gefühle, die nun den eisigen Temperaturen Platz machten. Doch nun steht vor der Temperaturanzeige wieder ein Minus und in manchen Regionen schneit es bereits wieder ordentlich. Etwas gutes hat es nun doch - ich kann euch den Bericht von unserer Schneeschuhtour auf den Belchen doch noch zeigen, weil er zum Winter, der jetzt zurück kam, passt :-)
Bereit zum los laufen
Wir starteten unser Schneeschuhabenteuer im kleinen Dörfchen Neuenweg. Die Parkplatzsuche gestaltete sich etwas schwierig. Fündig wurden wir dann vor dem Rathaus - hier gibt es eine Hand voll öffentliche Parkplätze, die wir sonst im Örtchen vergeblich suchten.
Mit den Schneeschuhen in der Hand, gingen wir eine steile Asphaltstraße hinauf. Bei den letzten Häusern angekommen, wurde nun auch nicht mehr der Schnee von den Straßen geräumt. Wir zogen unsere Schneeschuhe an und stapften los.
Die Sonne ist schon echt warm
Wir kamen auf eine Anhöhe und hatten einen wunderschönen Blick auf das verträumte Dorf Neuenweg. Wie gerufen stand eine Bank parat und ich konnte mich meiner dicken Jacke entledigen. Immer das gleiche mit mir, ich starte jedes mal viel zu warm angezogen. Bereits nach ein paar Schritten hab ich Schweißperlen auf der Stirne. Die Tatsache, dass ich vor ein paar Tagen erst ein Jahr älter wurde, änderte daran auch nichts - ich werde es wohl nie lernen ;-)
Ich freute mich wahnsinnig über das mega tolle Wetter, den blauen Himmel, den glitzernden Schnee, die fantastische Fernsicht und natürlich über meinen Wanderbuddy, der wie immer gut gelaunt war.
Kunstwerke der Natur
Über einen schmalen Pfad zog sich unser Weg im Wald fort. Wenn ich an Schwarzwald denke, fallen mir sofort die großen, dunklen Tannen ein. Hier zeigte sich der Schwarzwald mir von einer ganz neuen Seite: vereinzelt gab es natürlich auch Tannen, aber vor allem stachen die Eichen ins Auge. Jede einzelne war mit ihren schönen, geschwungenen Ästen, das reinste Kunstwerk.
Weil ich mal wieder nur am fotografieren war, überholten uns zwei Jungs, die ebenfalls mit Schneeschuhen unterwegs waren. Über diese Seite steigen im Winter wohl nicht sehr viele zum Belchen auf, zumindest stand das so in der Tourenbeschreibung und ich konnte das bisher bestätigen.
Da geht's hoch
Der Wald lichtete sich - welch ein toller Bick auf den Belchen, der nun direkt vor uns lag. Sieht eigentlich gar nicht mehr so weit und hoch aus. Das täuschte allerdings.
Der steile Anstieg von fast 700 Höhenmetern stand uns jetzt bevor und er war steiler, als ich ursprünglich annahm.
"Warum suchst du immer Touren aus, wo es hoch geht?", fragte Timo ernsthaft. "Na weil man von oben mehr sieht und sich dann die Anstrengung lohnt", war meine knappe Antwort. Ich musste vom bergauf laufen auch ordentlich schnaufen. Für eine ausführliche Antwort fehlt mir die Luft ;-)
OK, jetzt wird's steil
Der GPX-Track der Tour führte teilweise etwas querfeldein, bzw. wählte Abkürzungen, die allerdings komplett durch das äußerst steile Gelände (ca. 35 Grad) verliefen. Mit den hochgeklappten Bügeln der Schneeschuhe, ging es ganz gut und es war ein wirkliches Abenteuer, sich den Berg hoch zu quälen.
Doch Vorsicht war geboten - aufgrund der Hangneigung, wäre der Weg durchaus lawinengefährdet gewesen. Außerdem lag nicht mehr eine all zu große Schneedecke auf dem Boden und der Untergrund war bereits stark erwärmt. Ab und an löste das Abrutschen der Schneeschuhe dann doch ein etwas mulmiges Gefühl in mir aus. Eine Pause werden wir hier sicher nicht einlegen, dafür müssen wir erst wieder in sicherem Gelände stehen.
Kurze Verschnaufpause am Hohenfels
Die erste Belohnung ließ nicht lange auf sich warten. Zwar etwas außer Atem, kamen wir am Hohenfels auf 1.268 Metern an.
Am Horizont konnten wir die Alpen erblicken - was für eine Aussicht. Ein eisiger Wind pfiff uns um die Ohren und ließ trotz Sonne unsere Backen gefrieren. Zu gerne hätte ich mich hier auf einen Felsen gesetzt und die Landschaft genossen. Tatsächlich war es viel zu kalt und zugig an dieser Stelle. Wir blieben nicht lange, schossen ein paar Fotos und machten uns auf den weiteren Weg, der nunmehr wieder in den Wald zielte.
Na wen haben wir denn da?
Einige Felsen ragten zwischen den Bäumen heraus, die mit zahlreichen Eiszapfen geschmückt waren. Ein faszinierender Anblick war das. Als ich genauer hinsah, erkannte ich einige Gämse, die mit ihrem braun weißen Fell super getarnt waren. Sie standen auf einem der Felsköpfe und beobachteten uns vermutlich schon eine Weile, ehe wir sie bemerkten. Leider waren sie für meine Kamera etwas zu weit weg - einen kleinen Schnappschuss konnte ich aber zumindest noch erhaschen.
Speziell wegen der seltenen Fauna und Flora wurde der Belchen bereits 1949 zum Naturschutzgebiet erklärt. Später wurde dieses Gebiet dann erweitert und zählt nunmehr zu einem der größten Naturschutzgebiete Baden-Württembergs.
Mein Wanderbrot-Favorit
Bevor wir dann doch dem Menschentrubel auf dem Belchen begegneten, legten wir in aller Ruhe noch eine Vesperpause ein. "Brrrr, ist das auf einmal kalt geworden", sagte ich mit steifen Backen. "Lass uns hier mal noch ums Eck gehen, vielleicht pfeift da der Wind etwas weniger".
Tatsächlich - es war sogut wie windstill und wir konnten mein selbstgebackenes Brot genießen. Kennt ihr das Norwegische Brot? Es besteht ausschließlich aus Nüssen, Haferflocken und Körnern, ist glutenfrei und schmeckt einfach super lecker. Zudem macht es noch extrem gut satt und gibt Energie. Ich habe schon nach vielen Broten gesucht, die sich für's Wandern eignen und bin bei diesem hängen geblieben. Probiert es mal aus - ich packe euch unten einen Link zu einer Bio-Brotbackmischung dazu, die ich oft verwende. Natürlich könnt ihr es auch komplett selbst backen.
Habt ihr noch Ideen für ein gutes Wanderproviant? Lasst es mich gerne wissen.
Noch ein kleiner Tipp: in einem Bienenwachstuch lässt sich das Brot super im Rucksack transportieren. Das spart Platz und hat kein zusätzliches Gewicht.
Etwas Trubel ist hier dann doch
Ich war überrascht, wie groß das Belchenhaus tatsächlich ist. Direkt an der Seilbahnstation befindet sich das 1898 erbaute Haus. Wusstet ihr, dass das Belchenhaus das höchstgelegene Gasthaus in Baden-Württemberg ist? Vor dem Haus tummelten sich einige Wanderer. Sie machten Vesper-Pause, legten ihre Skier an, die Kinder fuhren Schlitten oder tobten im Schnee herum. Leider konnte ich auf 1.360 Metern Höhe keinen Kuchen genießen, da das Gasthaus wegen der aktuellen Corona-Lage geschlossen hatte. Daher ging es für uns auch gleich weiter - immerhin hatten wir es nicht mehr weit bis zum Gipfel.
Waren wir bis hier her sogut wie alleine unterwegs, teilten wir uns den weiteren Weg bis zum Gipfel mit einigen Anderen.
Geschafft, der Belchen-Gipfel ist erreicht
Die letzten Meter kämpften wir regelrecht gegen den Wind. Ohne Tuch um das Gesicht hielt es keiner aus, so sehr schnitt der Wind in die Haut. Die beinahe erhaltenen Frostbeulen lohnten sich, als wir oben auf dem Gipfelplateau angekommen waren.
Trotz Sturmböen genossen wir die sagenhafte 360-Grad Aussicht. Westlich befindet sich die Rheinebene, mit Blick auf das Elsass und die Vogesen. Dreht man sich weiter, sind die Schwarzwaldgipfel Feldberg und Herzogenhorn zum Greifen nah. Nicht zu vergessen die Alpen, die man von hier oben bei klarer Sicht erkennen kann. Spätestens jetzt weiß man, warum der Belchen als der schönste Aussichtsberg im Schwarzwald gilt.
Probieren geht über studieren
Brrrrr, ich war echt froh, als wir aus der stürmischen Gipfelanhöhe wieder unten waren. Was hier oben nicht festgehalten wurde, flog einfach weg. Einige mussten ihren Handschuhen und Mützen hinter her rennen, die ihnen der Wind entriss.
Unser Abstieg erfolgte durch die windgeschützte Westflanke. Es tat gut, die wärmende Sonne auf den erstarrten Backen zu spüren. Ich mochte den Weg, da man diesen eigentlich selbst wählen konnte. Querfeldein ging es teilweise recht steil bergab.
"Wie kannst du da so gechillt nach unten laufen?", rief es hinter mir. "Das fühlt sich echt doof an, wenn die Schneeschuhe wegrutschen."
"Du musst es einfach laufen lassen. Oft ist es einfacher, wenn du etwas schneller bergab läufst und das Rutschen bewusst in Kauf nimmst", erklärte ich Timo.
Ende gut, alles gut :-)
Die Erklärung hätte ich mir echt sparen sollen, denn von nun an war ich alleine unterwegs ;-)
Kurze Zeit später flitze Timo an mir vorbei und rannte den Berg in einem rasanten Tempo hinunter. "Das macht ja echt voll Spaß", johlte es von weiter unten hinauf.
Er scheint den Dreh jetzt raus zu haben :-)
Das letzte Stück zurück nach Neuenweg erfolgt auf dem Panoramaweg durch den Wald. Leider ist dies ein breit angelegter Weg und Abenteuerfeeling kommt hier nicht wirklich auf. Egal, wir hatten das ja bereits beim Auf- und Abstieg auf den Belchen.
Kurz oberhalb des Dorfes schnallten wir unsere Schneeschuhe ab und liefen die letzten Meter auf der Straße zum Parkplatz. Und siehe da, der Herr hatte auch einen Tipp für mich parat: die Schneeschuhe einfach auf den Wanderstock hängen, diesen auf die Schulter legen und ganz gechillt, ohne kalte Hände oder einen nassen Rucksack zum Auto laufen :-)
Du möchtest die Tour auch gehen? Hier findest du den GPX-Track dazu:
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