Traumhafte Aussichten auf das Meer und die Weite der Serra de Tramuntana
Die zweite Etappe auf dem GR 221 bietet eine Menge an tollen Aussichten. Hoch über der Stadt Sant Elm, bei den Klosterüberresten von La Trapa, hat man einen fantastischen Blick auf das Mittelmeer. Auch die vorgelagerte Dracheninsel Sa Dragonera, bewundern wir heute nochmals ausgiebig.
Wir tauchen tiefer in das Gebirge, die Serra de Tramuntana ein. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen, nur Felsen in unterschiedlichen Farben und Formen, spärliche Vegetation und hier und da einzelne Schafe, die wir in der Ferne erblicken.
Bereits am zweiten Tag, sind wir gedanklich weit weg von unserem Alltag - Mallorca hat uns in ihren Bann gezogen.
Wunderschöne Aussichten, die man auf dem GR 221 oft erlebt
Nach einer etwas unruhigen Nacht, wachten wir mit der aufgehenden Sonne auf. Dem einen war zu warm, dem anderen war es zu eng, ungewohnte Geräusche kamen hinzu... naja, so eine typische erste Nacht eben. Umso schöner war der Blick vom Felsen hinunter auf Sant Elm und die Dracheninsel Sa Dragonera, die im Meer schwamm. An so einen traumhaften Ausblick am Morgen, könnte ich mich echt gewöhnen und nie satt sehen.
Beschwingt und voller Motivation kochten wir unseren Porridge, schnitten noch einen frischen Apfel mit rein und fertig war unser Power-Frühstück. Wir genossen unsere Mahlzeit auf dem Felsen, auf dem wir schon unser Abendessen gestern genossen hatten. Noch etwas kühl war es am Morgen. Ich freute mich schon auf die Sonne und das Meer.
Badestop in Sant Elm
Unsere sieben Sachen hatten wir schnell zusammengepackt - wir wollten zügig loskommen. Auf dem Weg hinunter nach Sant Elm begegneten wir keinem einzigen GR 221 Wegweiser, wie auch bereits am Vortag auf Etappe 1. Ohne GPX-Track wären wir wohl ziemlich aufgeschmissen gewesen. Auch geht es oft durch abgesperrte Wege. Hier darf man sich nicht irritieren lassen - der offizielle GR 221 geht dort tatsächlich durch, was im Reiseführer (Link siehe unten) auch so beschrieben war.
In Sant Elm gibt es eine der wenigen Möglichkeiten, direkt am Fernwanderweg zu baden. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Das Wasser war bereits am frühen Morgen schon total warm. Obwohl wir den schweren Rucksack noch nicht lange trugen, tat es gut, sich entspannt aufs Wasser zu legen und sich treiben zu lassen.
Eine gut durchdachte Ausrüstung/Kleidung ist wichtig
Am Strand gibt es außerdem öffentliche Duschen. Es war natürlich sehr angenehm, das salzige Wasser vom Körper zu waschen, bevor es auf unserer Trekkingtour weiter ging. Unsere Haut klebte nicht mehr vom Schweiß - ich fühlte mich wie neu geboren :-)
Da es bis zum Etappenziel Ses Fontanelles keine Einkaufsmöglichkeit mehr gab, kauften wir hier in Sant Elm noch etwas zu Essen ein. Außerdem füllten wir unsere je zwei Liter Trinkflaschen pro Person wieder auf, da wir uns auf die eingezeichnete Wasserstelle, die später kommen sollte, nicht verlassen wollten.
Gerade verstauten wir unsere Sachen, da fing es aus Kübeln an zu regnen. Dann essen wir unser Mittagessen eben doch jetzt schon, entschieden wir kurzerhand. Eine nette Ladenbesitzerin ließ uns unterstehen. So konnten wir im Trockenen essen, während der Regen auf die Markise prasselte. "Nehmt unbedingt genügend zu trinken mit", riet uns die Ladenbesitzerin. "Die Strecke ist lang und unterwegs gibt es nichts". Wir hatten daran bereits gedacht, fanden es aber sehr aufmerksam und freundlich von ihr, dass sie uns nochmals daran erinnerte.
Der Wanderweg GR 221 wird etwas anspruchsvoller
Kurz nach Sant Elm zweigte unser Weg in ein kleines, schattiges Wäldchen ein. Wir waren froh, dass es heute etwas bewölkter war und die Temperaturen somit ganz angenehm zum Wandern waren. Vor allem beim bergauf laufen, mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken, wurde es einem eh ganz von alleine warm.
Wir begegneten auf dem Weg einem älteren Ehepaar, das eine kleine Tageswanderung zu einem Aussichtspunkt unternehmen wollte. "Geht ihr ruhig vor, ihr jungen Leute seid schneller", lachten sie. Es waren ebenfalls Deutsche.
Der Wald lichtete sich und wir hatten einen sagenhaften Ausblick auf die Insel Sa Dragonera, die wir auf dieser Etappe vermutlich das letzte mal sahen. Der Weg wurde auch etwas anspruchsvoller - im Fels ging es steiler nach oben, wobei die Hände an einer Stelle auch zum Einsatz kamen. Alles in allem aber immer noch ein Weg, der sehr gut zu gehen ist. Nur schwindelfrei sollte man sein.
Auch kulturell gibt es auf dem GR 221 was zu entdecken
Immer wieder müssen auf dem GR 221 Zäune überwunden werden. Dafür wurden Leitern aus Holz (manchmal auch Metall) aufgestellt. Über diese kann man dann ganz elegant über die Zäune steigen. Unser erster Zaun kam an dieser Stelle, kurz vor dem ehemaligen Kloster La Trapa.
La Trapa wurde Ende des 18. Jahrhunderts gegründet. Die Mönche die hier lebten, nennen sich Trappisten bzw. Trappistinnen. Der kleine Orden gehört zur römisch-katholischen Kirche. Die Gebäude sind schon längst verlassen und mittlerweile gehört das Gelände der Balearischen Gruppe für Ornithologie und Naturschutz. Geplant ist, dass in den Gebäuden eine Wanderherberge entstehen soll.
Gerade bei heißen Temperaturen ist genug Trinkwasser das A und O
Die im Wanderführer eingezeichnete Wasserstelle fanden wir übrigens auch. Wir waren mehr als froh, dieses übelriechende Wasser nicht trinken zu müssen. Daher unbedingt der Tipp - füllt euer Wasser in jedem Ort wieder vollständig auf, sicher ist sicher. Lieber trägt man unnötigerweise etwas mehr Wasser mit sich rum, als wenn man nachher durstig ist. Außerdem weiß man nie, ob man unterwegs notbiwakieren muss. Auch bei einem Unfall, wo man beispielsweise eine Wunder reinigen muss, ist zusätzliches Wasser immer von Vorteil.
Weiter ging es auf dem Weg und tatsächlich begegneten wir jetzt auch dem ein oder anderen offiziellen Wegweiser des
GR 221. Dann kann ja jetzt nichts mehr schief gehen ;-)
Genuss pur auf dem GR 221 auf Mallorca
Bald erblickten wir die andere Seite der Insel. Wunderschön hoben sich rötliche Felsen vom tiefblauen Meer ab. Diese Blicke von hier oben auf die Küstenlinie faszinieren mich einfach jedes mal. Der Weg wurde breiter und deutlich einfacher zu gehen. Vergleichsweise wie auf einem Forstweg, der durch unsere heimischen Wälder führt, kann man sich den Weg vorstellen.
Wir kamen an einem Gebiet vorbei, auf dem schwarze Baumstämme standen. Hier scheint es wohl einmal gebrannt zu haben, dachten wir gleich. Kein Wunder, so trocken wie es hier ist. Langsam lief es sich echt gut und wir gewöhnten uns an die schweren Rucksäcke.
Welche Jahreszeit ist für Wanderungen auf Mallorca wohl die Beste?
Am einzigen Baum weit und breit, legten wir eine kleine Keks-Pause ein. Obwohl der Himmel bewölkt war, spürte ich die Kraft der Sonne auf meinem Kopf. Vom Zeitpunkt als wir das Wäldchen verlassen hatten, gab es keinen Schatten mehr auf der kompletten Etappe. Da kam der Baum wie gerufen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie unerträglich heiß es hier auf dieser Hochebene im Sommer ist.
Wir erreichten einen Parkplatz und somit auch anderer Wanderer, die den GR 221 laufen wollten. Einige starteten wohl erst hier, bei der 2. Etappe. Wirklich viel los war um diese Jahreszeit trotzdem nicht. Den ganzen Tag über waren wir, bis auf die zwei Deutschen am Mittag, alleine unterwegs.
Nur kurz geht es auf der Straße entlang
Nun folgte ein gut 2 Kilometer langer Fußmarsch entlang der Hauptstraße. Leider gibt es keine Möglichkeit, dieses Teilstück irgendwie zu umgehen. Im Wanderführer steht, dass diese Straße stark befahren sei. Wir hatten auch hier wieder Glück - nur wenig Autos begegneten uns. Die Straße tat der Landschaft um uns herum keinen Abbruch und nach ein paar Hundert Meter gab es auch einen Fußweg direkt neben der Straße.
Kurze Zeit später standen wir vor einem verschlossenen Tor - der Finca Ses Fontanelles, durch die der GR 221 verläuft.
Wo werden wir heute Abend schlafen?
Eigentlich hatten wir nicht vor, im Refugi Ses Fontanelles zu übernachten. Das Tor war jedoch verschlossen und auf einem Schild wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Tor erst um 17 Uhr als Durchgang öffnete und auch der Check-In in dem Refugi erst um diese Uhrzeit möglich wäre. Da dieses Grundstück in Privatbesitz liegt, wollten wir uns an die Regeln auch halten.
Zusammen mit einem älteren Herren, warteten wir im Schatten eines Baumes - wir hatten es ja nicht eilig. Würden wir hier allerdings bei Regen mehrere Stunden warten müssen, hätten wir uns sicherlich geärgert. Der Mann fing an, eine Gitarre auszupacken und zupfte ein paar Saiten. Wir überlegten uns so lange, wo wir nächtigen wollten. Der Plan war eigentlich, zwischen Ses Fontanelles und dem nächsten Etappenziel in Estellencs zu biwakieren.
Eindringliche Begrüßung im Refugi Ses Fontanelles
Endlich war es 17 Uhr und wir konnten das Tor öffnen. Laut Wanderführer gab es hier die Möglichkeit Trinkwasser zu kaufen. Dies fanden wir auch auf einer Theke stehen, mit einer Kasse daneben. Wieder füllten wir unsere Flaschen auf und zahlten den etwas überteuerten Preis dafür.
Wir setzten gerade zum ersten Schritt an, da rief uns ein Mann hinter her: "wo wollt ihr hin?"
"Nach Estellencs", antwortete ich. "Das schafft ihr niemals", kam die etwas ruppige Antwort des Deutschen Herren, der vermutlich der Besitzer des Refugis war. "Ihr wisst, das Wildzelten verboten ist und hart bestraft wird, oder? Erst kürzlich wurden hier einige Wanderer festgenommen und mussten Tausende Euro Strafe zahlen."
Bestimmt über 30 Minuten erzählte er uns Horror-Szenarien, die sich wohl erst kürzlich hier abgespielt hatten. Tatsächlich wurde uns etwas mulmig. Wir glaubten zwar nicht, das auf dem GR 221 speziell nach Wildzeltern gesucht wird, trauten aber dem Refugi Besitzer zu, uns tatsächlich zu verpfeifen.
Kleine Planänderung, was unser Nachtlager betrifft
Eine Nacht, in der ständigen Angst, es könnte jemand kommen, wollten wir auch nicht erleben. So entschieden wir uns, für 25 € pro Person im Refugi zu übernachten.
Für 6 € p.P. buchten wir gleich auch noch das Frühstück mit dazu. Abendessen und die Möglichkeit zu kochen, gibt es hier nicht. Statt dessen gab es unsere Trekkingnahrung, Spaghetti Bolognese auf dem Gaskocher. Das war auch absolut okay für uns. Man sollte es nur wissen, dass man auch was dabei hat, wenn man hier nächtigt.
Im Lager stehen mehrere Stockbetten, es gibt eine warme Dusche und sauber war es auch. Allerdings ist der Besitzer tatsächlich etwas komisch. Ich kann nicht sagen, dass er unfreundlich zu uns war, nur sehr bestimmend und etwas angsteinflößend. Leider glaube ich tatsächlich, dass eine gewisse Taktik hinter allem steckt. Beispielsweise das Tor, das erst um 17 Uhr öffnet. So hat man ja gar keine Chance, die beiden Etappen zusammenzulegen und muss zwangsläufig in diesem Refugi übernachten. Das finde ich persönlich kein sozialer Zug. Letztlich war es dann echt okay, hier zu nächtigen. Laut den google Bewertungen hätten wir hier auch ganz anders empfangen werden können (da gibt es echt ein paar schräge Kommentare...).
Die Nacht im Refugi war sehr angenehm
Das Refugi ist echt toll gelegen. Wir entdeckten ein kleines Aussichtsbänkchen, dass wir für uns alleine hatten und genossen noch den Abendhimmel. Es tat gut, in einem richtigen Bett zu schlafen und davor zu duschen. Viel los war in unserem Lager nicht - zu sechst waren wir. Allerdings sollte man zur Hauptsaison hier rechtzeitig per E-Mail reservieren, sonst hat man echt ein Problem.
Ab 3 Nächsten kann man hier auch in das Hotel einchecken, das dem gleichen Besitzer gehört. Dann ist es auch möglich, ein Abendessen zu bestellen. Schaut euch mal unten in den Fotos den schönen Raum mit dem offenen Feuer an - dort bekamen die Hotelgäste das Abendessen serviert. Das sah wirklich toll aus, nur leider darf man diesen schönen Platz als Herbergsgast nicht benutzen. Egal, wir hatten ja unseren lila-blauen Abendhimmel, den leuchtenden Mond und die tollen Silhouetten der Bäume.
Nachtrag zur Finca Ses Fontanelles:
Patrick, der Besitzer der Finca Ses Fontanelles hat mich kürzlich kontaktiert. Mittlerweile haben sich einige Dinge in der Finca geändert. Diese Infos möchte ich euch nicht vorenthalten. Hier die Aussage von Patrick:
"Das Hinweisschild am Gartentor (welches auch schon lange nicht mehr vorhanden ist), sagte nicht, dass man bei uns vor 17 Uhr nicht durchlaufen darf, sondern dass reservierte Wanderer für's Refugio bitte nicht vor 17 Uhr eintreten sollen, da wir dadurch immer ab mittags hier einen vollen Hof hatten, was uns und unsere Urlaubsgäste vom Hotel teilweise massiv gestört hat. Seit Februar 2020 bieten wir nun auch abends ein 3-Gänge-Menü (18€ p.P.) an und zwar für ALLE Gäste, egal ob Hotel oder Refugio."
Ihr wollt die Tour auch gehen? Hier findet ihr den GPX-Track zur 2. Etappe:
Den Übersichtsartikel mit Tipps und weiteren Infos zum GR 221 findet ihr hier.
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Du verbindest Urlaub gerne mit Wandern? Dann hab ich hier einen Tipp für dich:
Der Lykische Weitwanderweg (auch "Lykia Yolu" genannt), führt über 26 Etappen auf 509 Kilometern an der türkischen Mittelmeerküste von Fethiye nach Antalya. Wer nach einem außergewöhnlichen Trekkingerlebnis, in einer fantastischen Landschaft sucht, der ist hier genau richtig. Einen ausführlichen Bericht, viele Bilder und die GPX-Tracks findest du ebenfalls hier bei mir auf dem Blog.
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