"Im Gehen ankommen" von der Deutschen Welle
Ich kann es kaum glauben - über unser Integrationsprojekt "Wanderglück" wurde tatsächlich ein Film gedreht und das sogar noch von der Deutschen Welle, dem Auslandsfunk der Bundesrepublik Deutschland. Unter dem Kanal "Sports Life" gibt es unseren Film nun seit Anfang September 2022 zu sehen.
Ich war zu Tränen gerührt, als ich den Film zum ersten Mal sah (ok, um ehrlich zu sein bin ich das jedes Mal, wenn ich ihn anschaue). Im Speziellen geht es in dem Kurzfilm um Faeza und Awet, zwei langjährige Teilnehmende aus unserer Gruppe. Ihre Geschichten spielen in dem Film eine zentrale Rolle: wie erging es ihnen auf der Flucht? Fühlen sie sich hier angekommen? Was vermissen sie? Sie sprechen für eine Vielzahl anderer Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ich spreche ihnen meinen größten Respekt aus, so frei vor der Kamera erzählt zu haben und ihr Erlebtes mit der ganzen Welt zu teilen. Es ist sowas von wichtig, verschiedenen Sichtweisen zu kennen, um besser verstehen und mitfühlen zu können.
Der Kanal "Sports Life" zeigt Sportgeschichten, Interviews von Stars und Reportagen aus aller Welt. Daher geht es im Film natürlich auch um den sportlichen Aspekt - das Wandern. Während der Filmaufnahmen waren wir in der Bergwelt des Schwangau unterwegs. Ich verrate jetzt aber nicht zu viel: schaut euch den Film am besten selbst an :-)
Reporterin und Kameramann aus Leidenschaft
Wie es der Zufall will, lernte ich Thomas auf einem Survival-Training kennen. Später las ich in seiner E-Mail Signatur, das er Kameramann ist. Eigentlich eher aus Spaß, gemischt mit einem kleinen Fünkchen Hoffnung, lud ich ihn ein, bei einer unserer nächsten Integrationswanderungen dabei zu sein. Was ich nicht wusste, seine Frau Kamilla hatte ebenfalls etwas mit der Filmindustrie zu tun und ist unter anderem Reporterin für die Deutsche Welle. Ihr haben wir es zu verdanken, dass der Film später tatsächlich produziert wurde.
Fast ein Jahr vor dem Filmdreh hatte ich regelmäßig Kontakt zu Kamilla und lieferte ihr Infomaterial über unsere Gruppe. Sie war gleich hellauf begeistert von unserem Projekt und wollte unbedingt einen Film darüber machen. Die Überzeugungsarbeit beim Sender war wesentlich schwieriger. Ist Wandern wirklich Sport? Das war die zentrale Frage, bei der sich das Team der Deutschen Welle uneinig war. Schließlich sollte es über den Kanal "Sports Life" ausgestrahlt werden und das zentrale Thema ist dabei nun einmal der Sport.
"Seid während der Filmaufnahmen einfach wie immer"
Kamilla hatte es tatsächlich geschafft und konnte ihr Team überzeugen. Ich konnte es kaum glauben, das dieser große Traum eines Films über unser Integrationsprojekt nun wirklich wahr werden würde.
Einige Monate später war es dann soweit - wir trafen Kamilla und Thomas das erste mal live am Parkplatz der Tegelbergbahn in Neuschwanstein. Von hier aus begann unsere 3-tägige Bergtour, die so gut wie permanent mit der Kamera begleitet wurde.
Ich wusste sofort: das Ganze wird mega gut. Die beiden sind absolut sympathisch, einfühlsam, kreativ und energiegeladen. Schnell war das Eis gebrochen und Kamilla und Thomas Teil unserer Gruppe. Das war von großem Vorteil, denn wir sollten uns verhalten wie immer und kein großes Aufsehen um das Kamerateam machen - Natürlichkeit war gefragt.
Filmdreh unter verschärften Bedingungen in den Bergen
Ich hatte mir wirklich besseres Wetter für unser diesjähriges Event gewünscht. An unserem zweiten Tag, dem Gipfeltag, regnete es fast durchgehend und über die Landschaft legte sich ein dichter Nebel. Eine ausgiebige Rast am Gipfel bei Sonnenschein: Fehlanzeige.
Neben diesen äußerlichen Umständen hatte Kamilla, unsere Reporterin, an diesem Tag auch noch üble Bauchkrämpfe. Die Nacht über konnte sie kaum schlafen und war sichtbar platt. Sie biss die Zähne zusammen, wir alle taten das und stiegen im Regen auf den Gipfel.
Damals fand ich es extrem schade, das wir kein sonniges Wetter und keine tolle Aussicht hatten. Wenn ich mir heute den Film anschaue, passt die trübe Landschaft sehr gut zu einigen Erzählungen von Faeza und Awet. Sie mussten so viel Leid auf ihrer Flucht ertragen und auch hier in Deutschland läuft nicht immer alles rosig.
Klappe die Letzte und Action
Das Wetter besserte sich am letzten Tag. So konnte dann zum Glück auch die positive Stimmung unserer Wandergruppe gut eingefangen werden. Hilfsbereitschaft, Herzlichkeit und viel Lachen zeichnet unser Projekt aus. Ob man im Gehen ankommen kann, war eine Frage von Kamilla an mich gerichtet. Ich denke ja - Ankommen ist für mich da zu sein, wo ich mich wohl fühle. Ich hatte das Gefühl, dass sich alle in unserer Gruppe die drei Tage sehr wohl gefühlt haben, Spaß hatten, gute Gespräche führen konnten und ihnen zugehört wurde.
Ich hoffe sehr, dass diese positive Wirkung die wir während des Wanderns in unserer Gruppe immer verspüren, durch den Film auch auf euch überstrahlt.
Nun aber genug geredet: hier ist der Link zum Film!!!
Hier findet ihr die englische Version des Films.
Viel Spaß beim Anschauen. Leitet ihn sehr gerne an Freunde und Bekannte weiter, wenn er euch gefallen hat. Es gibt so viel negatives in den Medien, da tut es doch auch mal gut, etwas positives zu Schauen :-)
Unglaublich dankbar :-)
Ganz, ganz herzlichen Dank an dich Kamilla und Thomas. Ihr habt den Film zu dem gemacht was er ist - emotional und einfach wundervoll. Für mich ist es eine große Ehre und neue Erfahrung, dass ihr ein Film über unser Integrationsprojekt gemacht habt.
Aber noch viel wichtiger ist, dass ihr es ermöglicht habt, der ganzen Welt zu zeigen, das Integration und ein harmonisches Miteinander so einfach sein kann.
Vielen lieben Dank auch an meine "Wanderglück-Gruppe", das ihr die Filmaufnahmen unterstützt habt. Es ist absolut nicht selbstverständlich vor der Kamera eure Geschichten und Meinungen zu erzählen, vor allem wenn man bedenkt, was viele in ihren Heimatländern mitgemacht habt. Danke für eure Offenheit, nicht nur während der Filmaufnahmen.
Ich weiß, es gab noch viele weitere Interviews mit weiteren Menschen aus unserer Gruppe. Leider durfte der Film nur 12 Minuten lang sein. Insgesamt hatten Kamilla und Thomas über 15 Stunden Filmmaterial!!! Ihr könnt euch ausrechnen, dass das nicht alles in den Film passte. Letztlich musste es auch einen roten Faden geben, was den beiden finde ich sehr gelungen ist.
Ihr wollt jedes Detail wissen, was wir die drei Tage über erlebt haben? Dann kommt ihr hier zum ganzen Artikel.
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