Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze

Die reinste Comedy-Show auf dem Weg bis zum Gipfel

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Hier verweilt man gerne und lässt den Blick über die atemberaubende Landschaft schweifen.

Timo und Tobi - die Kombi ist Programm und lässt keinen Gesichtsausdruck starr. Ich hab selten so viel gelacht auf einer Tour, wie beim Aufstieg auf die Schöttelkarspitze. Mit dabei war auch noch Siggi, der mit seinen fast ;-) Ü60 uns allen stets um Längen voraus war.

 

Die Tour auf die 2.050 Meter hohe Schöttelkarspitze ist selbst im Sommer aufgrund ihrer Länge eine konditionell herausfordernde, schwarze Bergtour. Wir wollten sie bei Schnee vom Talort Krün aus besteigen, was die Sache schwieriger gestaltete. Kurz vor dem Gipfel brachen wir ab. Auch ohne Gipfelglück hatten wir einen tollen und erlebnisreichen Tag verbracht. Die winterliche Landschaft im Karwendel ließ mein Herz höher schlagen. Was die Aussicht anging, hatten wir an diesem Tag mehr als Glück - unsere Blicke reichten bis zu den entferntesten Berggipfel. Über den Tälern bot sich durch tiefhängenden Nebel ein faszinierendes Naturschauspiel der Extraklasse.

Fotostop am Walchensee

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Der Walchensee ist einfach ein tolles Fotomotiv.

Spätestens beim Blick über den wunderschönen Walchensee, hatte mein Freund Timo auch Lust auf unsere heutige Tour. Zuhause ist es immer etwas schwierig, ihn für Bergtouren zu motivieren. Doch heute waren wir auch nicht alleine unterwegs - unser Freund Tobi und mein Bergbuddy Siggi waren ebenfalls mit am Start, was Timo sicherlich noch einen gewissen Motivationsschub extra verlieh.

 

Noch ein Stückchen mussten wir am Walchensee vorbei weiter nach Krün fahren, wo unsere heutige Tour startete. Siggi kannte sich wie so oft super in dieser Gegend aus und steuerte zielstrebig den kostenfreien Parkplatz an.

"So, kann los geh'n", hüpfte er freudig aus dem Auto. Wir drei jüngeren quälten uns eingerostet aus dem Auto, zogen bedächtig unsere Bergstiefel an und meinten nur:

"brrrrr, ist das arschkalt!"

 

Das wird ein Spaziergang

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Anfang ist der Pfad noch schneefrei, doch das ändert sich bald.

Warm eingepackt ging es auf der Brücke über die Isar. Die Winterlandschaft war bereits hier unten im Tal wahnsinnig schön. Die Bäume waren aus einer Mischung aus Schnee und Reif überzogen und ließen die Kälte regelrecht sichtbar werden. All zu lange war uns nicht kalt, denn es ging recht zügig steil bergauf. 

 

Wir kamen an eine Wegkreuzung mit mehreren Wegweisern. An zweien war die Schöttelkarspitze angeschrieben, da es hier auch einen schönen Rundwanderweg gibt. Den hebe ich mir für den Sommer auf, dachte ich mir. "Wir laufen heute hin und zurück den gleichen Weg", erklärte uns Siggi, der bereits öfter hier auf der Schöttelkarspitze war.

 

"Hier stehen über 5 Stunden bis zum Gipfel", sagte Tobi. "Hattest du nicht gesagt wir laufen insgesamt 5 Stunden?", war er etwas verwundert.

"Ja, das wird ein Spaziergang. Wir sind schnell oben und wieder zurück", lachte Siggi, bei dem irgendwie immer alles ein gemütlicher Spaziergang ist.

 

Glückssträhne

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Die winterliche Landschaft verzauberte uns alle.

Anfangs liefen wir noch auf einem schneefreien Pfad. Plötzlich, fast ohne Übergang, standen wir im wadentiefen Schnee. Der Weg ging super zu laufen, selbst ohne Grödel. Wir waren zum Glück auch nicht die Ersten die unterwegs waren und so konnten wir relativ gemütlich in den Spuren der Anderen laufen.

 

Immer wieder gaben die Bäume einen traumhaften Blick ins Karwendel frei. Nebel durchzog die Landschaft und hinter den großen Bergen schien die Sonne zu scheinen. Es waren fantastische Bedingungen an diesem Tag. "Irgendwie läuft gerade alles richtig gut", freute sich Siggi, der kürzlich einen neuen Job angeboten bekam, eine tolle Wohnung gefunden hatte und eine nette Frau kennenlernte. "Das ist etwas unnormal", meinte er ungläubig. "Du hast es verdient", gönnte ich es ihm.

 

Vielleicht quatschen wir bissle zu viel

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Da lachen sie, die beiden Jungs :-)

Kurze Zeit später war Siggi weg. Unser Tempo war ihm wohl zu langsam oder unser Gesprächsthema zu langweilig. Zugegebenermaßen gingen wir es recht gemütlich an und mussten relativ häufig heftige Lachpausen einlegen. Kein Wunder, dass es beim Thema "wie ticken Frauen und Männer" viel zu erzählen gab. Ich hab selten auf einer Bergtour so viel gelacht wie heute.

 

Nun aber zum weiteren Weg. Im mittlerweile tiefen Schnee querten wir eine nicht ganz ungefährliche Stelle. Einige Latschen standen direkt im Weg und mussten umgangen werden. Das ein oder andere Mal ging es duckend unter den Zweigen durch. An sich alles kein Problem, doch der Hang war durch den Schnee recht ausgesetzt. Ein Schritt zu weit außen und es hätte rutschig bergab geh'n können. 

 

Wir kamen gut auf der anderen Seite an und auch Siggi hörten wir aus der Ferne jubeln. Es kann also weiter gehen.

 

Gipfel in Sicht

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Erkennt ihr das Gipfelkreuz auf der Schöttelkarspitze?

Relativ spät erst bekamen wir den Gipfel der Schöttelkarspitze vors Gesicht. Wobei uns hier auch klar wurde - es ist noch ein weiter Weg, der vor uns lag. Und wie ein Spaziergang wirkte das auch nicht unbedingt.

 

Wir verließen die Baumgrenze. Durch vereinzelte Latschen ging es im nunmehr immer höheren Schnee bergauf. Vor uns breitete sich eine große Fläche aus, die steil nach oben verlief. Ganz oben erblickten wir einen blauen Punkt, der sich bewegte - Siggi. Wie konnte der schon ganz da oben stehen, fragten wir Drei uns und setzten uns keuchend weiter in Bewegung. Hier war es wirklich mühsam voran zu kommen. Auch die Wegfindung war nicht mehr ganz so übersichtlich wie zuvor im Wald.

 

Wirklich wohl war es mir an diesem Aufschwung nicht. Ein klassischer, potentieller Lawinenhang mit eine Fläche größer 10x10 Meter und einer Steigung von deutlich mehr als 30 Grad. "Hier sollten wir keine Pause machen und zügig durch laufen", meinte ich besorgt.

 

Steil geht's nach oben

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Am Übergang zum Seinskopf bläst der Wind aus vollen Stücken.

Spätestens bei diesem Aufschwung kamen auch meine zwei Jungs (und ich natürlich auch) ins Schwitzen. Etwas außer Atem kamen wir auf knapp 2.000 Metern höhe an. "Zieht euch was warmes über", riet uns Siggi. "Auf der anderen Bergseite bläst brutal der Wind".

 

So war es dann auch. Auf der anderen Seite am Seinskopf angekommen, pfiff ein eisiger Wind. In sekundenschnelle wurde mir bitterkalt. Eine kleine Diskussion brach unter uns vieren aus. "Sollen wir weiter gehen oder umkehren?" Irgendwie schien der Weg doch noch ein ordentliches Stück zu gehen.

"Mir egal, Hauptsache wir laufen und bleiben in Bewegung", schlotterte ich.

 

Ein großes WOW für die andere Seite

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Was für ein toller Höhenweg mit einer fantastischen Aussicht auf die Soierngruppe.

Das fantastische Bergpanorama, das sich auf der anderen Seite auftat, konnte ich gar nicht so richtig genießen. Die Kälte ließ mich selbst fast zu Eis erstarren. Ich wollte einfach nur Laufen, um irgendwie vielleicht doch wieder warm zu werden. 

Und dann war da noch die Konzentration auf den Weg, der vor mir lag. Auf der einen Seite ging es recht steil nach unten - da wollte ich nicht ins Rutschen kommen. Der Schnee war super griffig und wir hatten einen recht guten Halt. Trotzdem war es mir etwas mulmig. So ganz der Schneemensch bin ich dann doch nicht und fühle mich auf schneefreien Bergwegen einfach wohler.

 

Wir kamen gut voran. An einer kleinen Felsstufe kam unser Trupp kurz zum Stehen. Kurz darauf kleine rote Spritzer im Schnee...

 

 

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
An der rechten Flanke wäre es noch hoch gegangen, doch nicht für uns.

"Ist was passiert?", wollte ich von hinten wissen. "Tobi hat sich die Hand aufgerissen", kam als wie immer trockene Antwort von Timo, der so ganz anders emotional gepolt ist als ich es bin. 

"Oh je, ist es schlimm? Brauchst du Verbandszeug?" fragte ich besorgt.

"Ne, geht schon", kam die direkte Antwort. Die Jungs ticken ähnlich ;-)

 

Wir liefen weiter und Tobi markierte in unregelmäßigen Abständen den weißen Schnee mit roten Punkten. 

 

An der Scharte unterhalb der Schöttelkarspitze legten wir eine Besprechungspause ein. "Es ist nicht mehr weit bis zum Gipfel", meinte Siggi. Wir warfen einen Blick auf den eingeschneiten Wegweiser. 45 Minuten bis zum Gipfel, stand darauf. Wohlgemerkt bei sommerlichen Bedingungen.

Wir entschieden uns umzukehren. Tatsächlich war es schon recht spät und wir wollten noch bei Tageslicht wieder im Tal ankommen. Außerdem hatte nur ich Stöcke dabei. Die steile Flanke ohne Stöcke hochzusteigen wäre sicherlich auch sehr kräftezehrend und nicht ungefährlich gewesen. 

 

Des einen Freud, des anderen Leid

"Bevor wir umdrehen muss ich unbedingt noch was essen", sagte ich mit knurrendem Magen. Immerhin waren wir bereits an die 4,5 Stunden ohne Vesper unterwegs. Für meine Verhältnisse bereits hart an der Grenze zum nörgelig werden. Doch die Aufmunterung ließ nicht lange auf sich warten.

Siggi stattete uns netterweise noch vor der Tour mit Nikoläusen aus, von denen Timo einen im Rucksack mit hier hoch schleppte. Die Bilderserie die während dem Schokonikolaus-Essen und der blutenden Hand von Tobi entstand, kann ich euch unmöglich vorenthalten. Es war soooooo lustig...wobei naja, eigentlich auch wieder nicht, denn von der Schokolade bekam keiner was ab, nur einer.

 

Da purzeln sie


Der Abstieg verlief auf dem gleichen Weg wie bereits der Aufstieg. Der steile Aufschwung mit dem vielen Schnee gestaltete sich bergab unerwarteterweise einfacher als der Aufstieg. Da hier doch ein gewisses Risiko bezüglich Lawinen bestand, meinte ich: "schaut das ihr sanft lauft und möglichst nicht hinfallt", was einen zusätzlichen Druck auf die Schneedecke bewirken würde. 

 

Kaum hatten wir das Risikogebiet verlassen, machte der Erste einen Satz auf den Po. "Ihr sollt doch einen alten Mann nicht schubsen", lachte Siggi vom Boden aus. Timo und Tobi hatten hinter ihm gut lachen - kurze Zeit später hatten auch sie mehrfach mit dem weichen Schnee Kontakt. Purzelnd ging es weiterhin gut gelaunt den Berg hinab.

 

Ziemlich beste Freunde

Ich hab echt selten so viel gelacht auf einer Tour wie auf dieser. Die beiden Quatschköpfe kamen immer wieder mit einem neuen Fail um die Ecke. Kein Wunder das wir so lange gebraucht hatten, wenn sich einer nicht mal selbst die Hose anziehen kann. Fragt jetzt bitte nicht, warum sie überhaupt unten war ;-)

Aber für was hat man nicht einen besten Freund, der einem geduldig die Hose zubindet, damit sie beim nächsten Schritt vielleicht nicht wieder am Popo runter rutscht. Timo, da musst wohl noch ein paar Schokonikoläuse mehr verputzen, damit die Hose am Bauch enger sitzt ;-)

 

Gebührender Abschluss

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
Mein absolutes Lieblingsbild der heutigen Tour.

Obwohl wir so viel am Schnattern und Lachen waren, bekamen wir am Ende sogar noch eine Herde Gämse zu Gesicht. Die hielten sich im unteren Teil auf, wo nicht mehr so viel Schnee lag. Zwischen den gelben, langen Grashalmen waren sie super getarnt. Schaut gerne mal unten in die Fotogalerie, ob ihr sie findet.

 

Die Tage sind im Winter deutlich kürzer und so ging bereits um kurz nach 16 Uhr die Sonne unter. Die Lichterstimmung am frühen Abend war für mich nochmals ein absolutes Highlight der Tour. Gelb leuchtete der Himmel über den Bergen des Karwendel. Ein toller Kontrast zu den weiß-blauen Bergen und Nadelbäumen, die eine klirrende Kälte ausstrahlten.

 

Leuchtender Abschluss

Anspruchsvolle Winterwanderung auf die Schöttelkarspitze, in der Soierngruppe im Karwendel.
In Krün geht es wieder über die Isar und kurze Zeit später ist unsere Tour zu Ende.

Wie sollte es nicht anders sein, legte ich kurz vor dem Ende der Tour auch noch einen filmreifen Bauchpflatscher in den weichen Schnee hin. So hatte definitiv jeder mindestens einen Purzler auf dieser rundum gelungenen Tour.

 

Nach guten 6,5 Stunden kamen wir wieder am Parkplatz in Krün an. Ein fantastischer Himmel empfing uns und mit diesem auch Siggi, der bereits seit über 20 Minuten im Auto auf uns wartete.

"Die Jugend von heute", lachte er.

 


Was habe ich auf dieser Winterwanderung getragen?

*Werbung

Für alle die es interessiert verlinke ich euch hier, was ich auf der Tour alles getragen habe. Die Produkte wurden mir für Testzwecke von FALKE zur Verfügung gestellt. Ich freue mich sehr über den künftigen Austausch mit FALKE als Markenbotschafterin, bei dem ich mein Feedback offen und ehrlich weiter gebe. Wenn ihr Fragen zu den Produkten habt, dürft ihr euch gerne melden.

Du möchtest die Tour auch gehen? Hier findest du den GPX-Track der Tour:

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