Feuchtfröhliche Wanderung auf abwechslungsreichen Pfaden
Der Pinaculo Felsen ist eine bereits von weitem sichtbare Landmarke. Das Gebiet um ihn herum ist steil und dicht bewaldet. Der Wanderweg zum Fuße des bei Kletterern beliebten Berges, ist erstaunlich einfach zu gehen. Meist haben wir das Rauschen der Levada da Serra im Ohr und ab und an werden wir von oben durch die Wasserfälle erfrischt, die auf den Weg prazeln. Trocken blieben wir auf der Tour damals nicht ;-)
Wir verbinden zwei Touren aus dem Rother Wanderführer zu einer und bauen somit eine kleine Rundtour um den 1.620 Meter hohen Bica da Cana ein - dem schönsten Aussichtsgipfel des Hochlands Paul da Serra.
Am imposantesten fand ich neben den Wasserfällen und der faszinierenden Pflanzenwelt, das Schauspiel der Passatwolken über dem Encumeada-Pass. So ein wunderbares Naturschauspiel muss man einfach einmal gesehen haben.
Tourdaten auf einen Blick:
- Strecke: 10 Kilometer
- Höhenmeter: ca. 420m (auf dem GPX-Track unten stehen andere Angaben, was aber nicht sein kann)
- Dauer: ca. 3,5 Stunden
- Schwierigkeit: leicht bis mittel
- Anforderungen: zu Beginn ein steiler Anstieg zum Pinaculo Felsen. Danach geht es überwiegend eben weiter. Die Beschaffenheit der Wege sind teilweise erdige Pfade, teilweise gepflasterte Wege. Durch die Wasserfälle sind die Wege oft rutschig und nass. Auch von oben kann man des Öfteren nass werden.
- Wissenswertes: wir waren auf der Tour so gut wie alleine unterwegs. Einkehrmöglichkeiten gibt es unterwegs keine. Man kann die beiden Touren 49 und 50 auch einzeln laufen bzw. eine davon weg lassen. Wer nicht nass werden möchte, sollte ein Regenschirm einpacken ;-). Wir hatten einmal zwischen der Tour 49 und 50 Wegfindungsprobleme und standen im dornigen Gebüsch.
- Startpunkt: Parkplatz Lombo do Mouro
- Rother Wanderführer Tour Nr. 49 und 50 kombiniert
Die ersten Kilometer geht's bergauf
Direkt am Parkplatz Lombo do Mouro folgen wir dem Wegweiser PR17, der uns auf einen schmalen Trampelpfad direkt neben der Levada führt. Nach ungefähr einer Viertelstunde kommen wir an den ersten, ca. 40 Meter hohen Wasserfall. Diesen können wir bequem umgehen und nur die kühle Gischt wirbelt um uns herum.
Der Weg geht nun stetig und recht steil bergauf. Durch die fast senkrechte Basaltwand führen alte Steintreppen, die uns das Höher kommen erleichtern. Der Wanderweg ist super ausgebaut und abgesichert. Während wir immer höher steigen, bewundern wir die Aussicht über den 1.007 Meter hohen Encumeada-Pass. Dieser ist der Übergang vom Südteil zum Nordteil der Insel, über dem sich oft spektakuläre Wetterverhältnisse abspielen. In sekundenschnelle kann sich das Wetter hier ändern. Wir haben Glück und können die perfekte Aussicht an diesem Tag genießen.
In Madeiras Märchenwäldern
Am Fuße des von hier aus eher unscheinbar wirkenden Pinaculo ist die Tour Nummer 49 des Rother Wanderführers nach ca. 1 Stunde zu Ende. Wer nicht weiterlaufen mag, dreht hier einfach um und geht den gleichen Weg wieder zurück zum Parkplatz. Auf den Pinaculo selbst kommt man ohne Kletterequipment nicht hinauf.
Wir wollen unbedingt noch weiter laufen, denn das Wetter ist bisher stabil. Auf der anderen Bergseite angekommen, verändert sich das Landschaftsbild schlagartig. Wir befinden uns in einem knorrigen Wald, durchzogen von Nebelschwaden. Überall von den Seiten plätschert sanft das Wasser von den Felsen, von den Ästen hängen faszinierende Flechten und Farne und es riecht nach nasser, feuchter Erde - wir kommen uns vor wie im Märchen. Wäre uns eine Elfe entgegen geflogen, ich hätte mich nicht gewundert ;-)
Into the wild
Laut GPX-Track und auch der Tourenbeschreibung zweigt der Weg nun nach rechts ab. Anfangs sieht es auch noch noch irgendeiner Art von Weg aus (als Matschweg würde ich ihn bezeichnen), doch kurz darauf endet er im Dickicht. "Warum landen wir mit dir immer in der Wildnis?", will Timo von mir wissen und ist bereits leicht am quengeln. Also dafür kann ich nun wirklich nichts, das der Weg im reinsten Gestrüpp endet.
Es hilft alles nichts, wir müssen uns irgendwie den Weiterweg durch den stacheligen Ginster bahnen - zurück will ich nicht mehr und weit kann es sicherlich auch nicht mehr sein, bis wir auf der Anhöhe raus kommen.
Tatsächlich war es noch ein ganz schöner Kampf, aus diesem Dornenwald raus zu kommen. Wir trafen auf ein Kaninchen (wirklich!!!), dem wir folgten und es brachte uns in die Freiheit.
Madeiras Hochebene Paul da Serra
Wir kommen auf dem zentralen Hochplateau Paul da Serra an. Vor der Besiedelung Madeiras war die Region hier überwiegend mit Zedern und Wacholder bewachsen. Nachdem große Abholzungen stattfanden, wachsen heute nur noch Gräser, Farne und Ginster auf der sonst eher kargen Hochebene.
Wir sind froh, wieder auf einem ordentlichen Wanderpfad angekommen zu sein. Bald erreichen wir eine verlassene Berghütte (Casa de Abrigo). Ob diese immer zu ist, konnte ich leider nicht herausfinden. Der Platz eignet sich trotzdem für eine nette Pause. Unter den schattenspendenden Bäumen sind Bänke und Tische aufgebaut, die wunderbar für ein gemütliches Vesper geeignet sind.
Neben der Hütte befindet sich ein kleiner Aussichtsturm, auf den wir natürlich auch noch kurz hoch gehen. Der Turm ist überbevölkert von Eidechsen, die uns neugierig begutachten, während wir die Leiter empor steigen.
Ein wirklich imposanter Levadaweg
Nachdem wir eine Runde um den Bica da Cana gedreht haben, gelangen wir wieder zur Levada da Serra. Direkt an der mächtigen Felswand, führt der gut ausgebaute Levadaweg entlang. Links fällt der Hang steil bergab - doch keine Sorge, der Weg ist breit genug und der Seilzaun gibt ebenfalls Sicherheit. Wesentlich gefährlicher sind die Pflastersteine, die durch die Wasserrinnsale oft feucht und rutschig sind.
Die Luftfeuchtigkeit ist heute extrem hoch. Obwohl wir auf dieser Bergseite meist im Schatten laufen und die Temperaturen recht kühl sind, läuft uns der Schweiß von der Stirn. "Ich liebe dieses Wegstück", sage ich zu Timo, der sich erfolgreich unter einem Wasserfall vorbei drückt. Die Wolken ziehen in rasantem Tempo von der Felswand hinunter und verändern die Landschaft ständig - das ist für mich absolut faszinierend und ich könnte ewig dieses Naturschauspiel bewundern.
Ausgiebig die Natur von Madeira genießen
Unterwegs treffen wir auf ein paar Einheimische, die Beeren pflücken. Sie drücken uns eine handvoll Brombeeren in die Hand. Mhhhhh schmecken die lecker!!!
Sie zeigen uns außerdem wie Heidelbeerbüsche auf Madeira aussehen. Naja, Büsche sind das nicht wirklich sondern eher Bäume. Scheinbar wachsen die so in der Art nur auf Madeira, lassen wir uns erklären. Auch die Beeren sehen nicht rund sondern oval aus. Nach dieser kleinen Stärkung am Wegesrand laufen sich die nächsten Kilometer gleich viel besser ;-)
Bald erreichen wir den matschigen Abzweig, bei dem wir auf dem Hinweg in der Wildnis landeten. Gut so, dass wir hier nicht mehr lang müssen. Wir folgen weiter der Levada da Serra, bis wir wieder die andere Bergseite erreichen und steigen auf dem gleichen Weg ab, auf dem wir auch hergekommen sind.
Absolut empfehlenswerte Madeira Wanderung
Ich fand die Tour mega schön und total kurzweilig. Der Weg entlang der Levada da Serra ist super gut zu laufen, auch für Menschen die nicht schwindelfrei sind. Ich persönlich mag es sehr, wenn die Wasserfälle auf den Weg plätschern und man ab und zu auch mal etwas nass wird. Wen das stört, der packt einfach einen Regenschirm zur Sicherheit ein.
Ok, das mit der Wildnis war nicht so toll und unsere Beine sahen am nächsten Tag echt übel zerkratzt aus. Vermutlich wären lange Hosen eine sinnvolle Option gewesen.
Auf der kompletten Tour sind wir nur 3 Menschen begegnet. Im Vergleich zu anderen Levadawanderungen ist das total wenig, was ich sehr genossen habe.
Weitere schöne Wanderungen auf Madeira, sowie Tipps und Tricks für deinen Wanderurlaub findest du hier.
Kommentar schreiben