Spektakuläre Blicke auf Madeiras wilde Steilküste
Die schroffe, steil abfallende Nordwestküste Madeiras beeindruckt durch ihre fantastischen Aussichtspunkte und teilweise wilden Wanderpfade. Mit der kleinen Seilbahn geht es direkt an den Steilklippen hinab an den Atlantik. Bereits die Gondelfahrt ist ein tolles Erlebnis. Unten angekommen machen wir einen kurzen Abstecher zu den Meeresgärten Faja Quebrada Nova. Die Erde ist hier besonders fruchtbar und kleine Gärten liegen direkt am Wasser. Ein wirklich besonderer Ort, um die Ruhe und Abgeschiedenheit zu genießen.
Der folgende Anstieg hinauf nach Pombais hat es in sich. Teilweise recht steil schlängelt sich der schmale Pfad die bewachsenen Klippen empor. Wir werden belohnt mit traumhaften Aussichten aufs Meer. Blicken wir ins Landesinnere, beeindruckt eine Schlucht, die mich irgendwie an Jurassic Park erinnert. Haben wir den Aufstieg geschafft, wird es erstmal gemütlicher. Im Örtchen Santa Maria Madalena angekommen, gönnen wir uns ein super leckeres, landestypisches Essen, bevor der steile Abstieg nach Porto Moniz folgt.
Tourdaten auf einen Blick:
- Strecke: 13 Kilometer
- Höhenmeter: ca. 590m
- Dauer: ca. 4,5 Stunden
- Schwierigkeit: mittel
- Anforderungen: teilweise recht steiler Aufstieg auf einem schmalen, erdigen Pfad, der bei Nässe rutschig werden könnte. An sich ist der Weg gut zu laufen und auch die Wegfindung eindeutig. Um den Einstiegsweg am Meer hinauf nach Pombais zu finden, muss man allerdings etwas suchen. Bei uns war der Weg abgerutscht und wir mussten etwas hoch kraxeln, was aber gut ging. An wenigen Stellen ist der Weg mit einem Stahlseil zum Hang hin abgesichert. An den meisten Stellen ist nichts vorhanden. Schwindelfrei und trittsicher sollte man sein.
- Wissenswertes: du kannst das Stück welches wir mit der Seilbahn gefahren sind auch hinab wandern (sind dann ca. 1,5h mehr). So ist es unten im GPX-Track auch beschrieben. Außerdem sind wir an der Talstation am Meer angekommen, noch einen Abstecher nach links zur Faja Quebrada Nova gelaufen, was optional ist und im GPX-Track unten nicht aufgeführt ist. In Santa Maria Madalena sowie Porto Moniz gibt es Einkehrmöglichkeiten. Empfehlung: der Metzger "Talho" in Santa Maria Madalena gegenüber der Kirche. Hier gibt es sehr leckere Espetada (Fleischspieße), frisch zubereitet. Am Ende den Tag in den Nature Pools in Porto Moniz ausklingen lassen.
- Startpunkt: Bergstation Teleferico bei Achadas da Cruz bzw. besser in Porto Moniz parken und mit dem Taxi zur Bergstation fahren.
- Rother Wanderführer Tour Nr. 68 und 69
Seilbahnfahren auf Madeira gehört zum Pflichtprogramm
Wir parkten unseren Mietwagen in Porto Moniz. Die Parkplätze direkt an den Natural Pools sind kostenpflichtig. Läuft man etwas weiter, kommen welche die kostenlos sind. Im Wanderführer stand, das wir zur Kirche hoch laufen sollten und dort Taxis stehen würden. Leider war weit und breit keins zu sehen. Wir wollten dann einen älteren Mann ansprechen. Bevor ich meine Frage ausformuliert hatte, zückte er bereits sein Handy und organisierte uns ein Taxi. Die Menschen hier auf Madeira sind wirklich überaus freundlich und zuvorkommend, das hatten wir die Tage zuvor auch bereits festgestellt.
Mit dem Taxi ging es dann in ca. 20 Minuten zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour, der Bergstation der Seilbahn (Teleferico) bei Achadas da Cruz. Wir zahlten für die Fahrt insgesamt 23 Euro.
Als wir bei der Seilbahnstation ankamen, zog das Wetter zu und ein starker Wind wehte. "Hast du die kleine Gondel schon gesehen?" fragte ich Timo. Als er sie sah war er wenig begeistert. Selbst in ein Flugzeug steigt er nicht gerne ein. Wie soll er nun so einer kleinen Kugel an zwei Stahlseilen vertrauen, die fast senkrecht die Felswand hinunter fährt? "Naja, wir können auch runter wandern", schlug ich vor. Es siegte dann doch Timos Faulheit und den
ca. 1,5 stündigen Abstieg zu Fuß ersparten wir uns.
Fruchtbare Böden auf der Blumeninsel
Im Vergleich dazu ist man in 5 Minuten mit der Seilbahn unten am Meer. Eine einfache Fahrt kostete bei uns 5 Euro pro Person. Die Aussicht aus der Gondel war phänomenal. Ok, Timo konnte sie nicht wirklich genießen. Er hockte auf der kleinen Bank, während ich stehend zahlreiche Fotos schoss. Obwohl es so stürmisch war, verhielt sich die Seilbahn relativ ruhig. Sind sie auf Madeira ja gewohnt mit dem vielen Wind und vielleicht wurde das bereits beim Bau berücksichtigt. Tatsächlich ist die Seilbahn ursprünglich nicht wegen des Tourismus gebaut worden. Hier unten an der Küste ist der Boden sehr fruchtbar und es befinden sich einige Anbauflächen in dieser schwer zugänglichen Landschaft. Die Seilbahn dient somit auch den Landwirten und deren Ernte.
Wir kamen heil unten an. Zugegebenermaßen war auch ich erleichtert, wieder festen Boden unter meinen Füßen zu spüren. Möchte man mit der Seilbahn wieder nach oben fahren, kann man dies völlig selbständig tun. An der Seilbahn gibt es einen roten Knopf. Diesen drückt man und die Seilbahn setzt sich in Bewegung. Wir wollten uns aber nun endlich die Beine vertreten und selbst in Bewegung kommen.
Die Meeresgärten Faja Quebrada Nova bei Achadas da Cruz
Der eigentliche GPX-Track den ihr weiter unten findet, verläuft nun rechter Hand des Weges. Wir wollten allerdings noch den Meeresgärten Faja Quebrada Nova einen Besuch abstatten. Dafür folgten wir dem Pflasterweg nach links direkt am Meer entlang. Der Ort wirkte komplett verlassen, als wir damals Mitte September hier waren. Wir trafen unterwegs auf der kompletten Wandertour keine anderen Menschen. Vermutlich werden die Gärten hier zu einer anderen Jahreszeit bewirtschaftet. Es machte uns nichts aus und wir genossen die Ruhe, die immer wieder vom Wellenrauschen durchbrochen wurde. Direkt vor den imposanten Felswänden lagen die Gärten, die oft mit einem Zaun aus Treibholz eingesäumt waren. In der Mitte stand meist ein Haus - mal eher wie ein kleines Ferienhaus, mal wie ein Gartenhaus und manchmal auch ziemlich verfallen. Alte, landwirtschaftliche Geräte lagen in den Wiesen, die nach und nach von der Natur in Besitz genommen werden.
Als der Weg endete, drehten wir um und folgten der eigentlichen Wandertour.
Von nun an befinden wir uns auf dem GPX-Track der Wandertour
Wieder an der Seilbahnstation angekommen, liefen wir auf dem schmalen Trampelpfad dieses mal nach rechts weiter. "Irgendwo hier müsste es eigentlich bergauf gehen", meinte Timo und blickte auf seine GPS-Uhr. Wir fanden den Einstieg nicht. Irgendwie sah hier alles ziemlich abgerutscht aus. Die Brandung des Atlantik setzt den Felsen hier sicherlich oft ordentlich zu. Wir liefen hinab zum Meer und suchten die über uns liegende Felswand nach dem Einstieg ab. "Schau mal, da oben ist eine Treppe zu erkennen", zeigte ich an. "Und wo soll da der Weg sein?", fragte Timo und setzte gleich hinter her "warum landen wir mit dir eigentlich immer in der Wildnis?".
Also wirklich, dafür konnte ich dieses Mal ja nun mal absolut nichts dafür. Er brauch es manchmal einfach, ein bisschen zu jammern ;-).
Wegfindungsprobleme gelöst - auf geht's nach Porto Moniz
Nachdem wir über ein paar größere Steinbrocken nach oben kletterten, standen wir wirklich auf einer recht gut erhaltenen Treppe. Aus der roten Felswand war ein Teil abgeschlagen oder auch abgebrochen und dort schlängelte sich nun die sehr steile Treppen nach oben. Timo mit seinen langen Beinen, inkl. Treibholzwanderstab setzte sich in Bewegung und war weg. Davon laufen kann er auch ziemlich gut ;-)
Ich hechelte hinter her und verabschiedete mich von der tosenden See, denn jetzt ging es erstmal eine laaaaaange Zeit bergauf.
Kakteen, Steinpflanzen, Felsen, Schluchten, Berge - Madeira ist so schön wild
Der nun folgende, erdige Pfad war echt toll. Anfangs führte er direkt an der Felswand entlang weiter. Schmale Stellen waren zusätzlich mit einem dünnen Stahlseil zur Seite hin abgesichert. Jedoch musste man sich zu keiner Zeit Sorgen machen, irgendwie abzustürzen (zumindest empfanden wir das so). Über eine kleine Brücke ging es auf der anderen Seite der Schlucht weiter. Der Weg zog sich gefühlt ewig bergauf. Das tolle dabei war jedoch definitiv die Aussicht. Also nutze ruhig immer wieder die Gelegenheit inne zu halten und hinab aufs Meer zu blicken. Auch der Blick auf die andere Schluchtenseite fand ich wunderschön. Dort erkannten wir unseren Weg, der in die Felswand geschlagen wurde.
Richtung Landesinneren legten sich die Nebenschwaden über die grünen Berghänge. Wäre hier auf einmal ein Flugsaurier aufgetaucht, ich hätte mich überhaupt nicht gewundert. Die Szenerie erinnerte mich absolut an Jurassic Park.
Der größte Anstieg ist geschafft
Einige Höhenmeter und Schweißtropfen später, wurde das Gelände etwas flacher. "Sind das wirklich Weinberge?", fragte ich Timo, als wir an mehreren Terrassen vorbei kamen. Einen Blick in unseren Wanderführer und wir waren schlauer. Tatsächlich wurde hier früher Wein angebaut. "Was für ein Knochenjob", meinte Timo. "Ich bin froh, dass ich hier nur wandern muss", scherzte er.
Das Gelände hier ist unglaublich steil. Ich will gar nicht wissen, wie viele Weinbauern hier früher abgestürzt sind...
Auch wenn der Wanderweg schmal und teilweise mit Gräsern bewachsen war, hatten wir keine Orientierungsprobleme. Schilder gab es keine, jedoch hatten wir auch keine weiteren Wegabzweigungen entdeckt.
Kontraste auf Madeira
Schlagartig endete der Weg und stieß auf diese Asphaltstraße. Du kommst also gefühlt aus der Wildnis und landest dann hier - der Kontrast könnte größer nicht sein. "Endlich eine Straße", freute sich Timo, während ich den bisherigen Trampelpfad tausendmal schöner fand. Naja, so hat auf dieser Tour jeder einmal das, was er sich wünscht.
Teilweise auf der Straße, teilweise auf der Seite einer Wasserrinne neben der Straße ging es weiter, bis wir im Örtchen Pombais raus kamen. Von der Höhe lagen wir nun fast wieder auf dem Niveau der Steilbahnstation oben auf den Klippen. Wer auf Ruinen alter Häuser steht, wird sich nun erfreuen. Pombais wirkte wie ausgestorben, noch dazu die teilweise zerfallenen Häuser, aus deren Fenster die Büsche rankten. Dichter Nebel zog auf und ließ das Örtchen noch einsamer wirken.
Espetada solltest du unbedingt auf Madeira probieren
Von nun an war der Weg gemütlich und urban. Wir kamen in das Örtchen Santa Maria Madalena. Hier war es auch nicht ganz so ausgestorben als im Ort davor. Es gibt einen Supermarkt und auch verschiedene Restaurants. Auch uns knurrte so langsam der Magen. Gegenüber der Kirchen fanden wir einen Laden, der irgendwie nach Grillimbiss aussah. "Ich hätte jetzt echt voll Lust auf was Gegrilltes", sagte ich zu Timo. "Lass uns mal schauen was das ist".
Es war nur ein kleiner Raum, mit zwei Bartischen und -hockern, sowie einer Feuerstelle. Niemand war hier.
Als wir uns fragend umsahen, trat ein Mann in den Raum. Englisch konnte er nicht, aber er deutete an, ihm zu folgen. Er führte uns in einen Nebenraum, eine Metzgerei. Wir sollten Fleisch auswählen und er würde es für uns grillen, so deuteten wir zumindest seine Gestik.
Kurze Zeit später saßen wir wieder im Raum mit dem Feuer. Der Mann kam mit zwei langen Spießen, rieb das Fleisch mit grobem Salz und einer Gewürzmischung ein und bruzelte die Spieße dann auf dem offenen Feuer. Wir googelten nebenher, was das jetzt wohl ist. "Das hier ist es", zeigte ich Timo das Google-Foto. Espetada ist tatsächlich eine landestypische Fleisch-Spezialität. In der Gewürzmischung ist u.a. relativ viel Lorbeer und traditionell wird es auch auf Lorbeerspießen gegrillt.
Als das Fleisch dann fertig war, wurde es auf ein Metall-Gestänge an unserem Tisch gehängt. Stück für Stück schiebt man so das Fleisch vom Spieß und isst es mit Brot. Es war echt mega lecker. "Ich habe noch nie so gutes Fleisch gegessen", schwärmte ich. Timo war nun auch im Glück. Gutes Essen hat er definitiv lieber als Wandern ;-).
Endspurt der Wanderung nach Porto Moniz
Mit vollen Bäuchen ging es weiter, zum Glück von nun ab nur noch bergab. Wir konnten es also rollen lassen. Unter uns sahen wir bereits die roten Dächer von Porto Moniz, sowie der markante Felsen im Meer, bei dem sich die Natural Pools befinden. Der Weg ist echt toll und vor allem die wahnsinnige Aussicht beeindruckt mich. Unachtsam darf man allerdings nicht sein, denn der anfangs gepflasterte, später erdige Weg ist sehr steil. Ins Rutschen mag man hier nicht kommen. Kurz vor den Häusern von Porto Moniz hörten wir wieder das sanfte Plätschern einer Levada neben uns, die uns bis in die Stadt hinein begleitete.
Am Nachmittag war hier im Ort deutlich mehr los als am frühen Morgen. "Lass uns noch einen Abstecher zu den Natural Pools machen, wenn wir schon hier sind", sagte ich zu Timo.
Wandern und Baden - beides kannst du bei dieser Tour auf Madeira haben
Timo ist zwar leider wenig badebegeistert - ich liebe es dafür. Vor allem hier mit so einer traumhaften Kulisse. Eingefasst durch die natürlichen Lavafelsen gibt es hier in Porto Moniz zwei Strandbäder. In diesen Bädern befinden sich dann verschiedene Pools, die mit dem natürlichen Meerwasser befüllt sind. Bei starkem Wellengang spritzt die ein oder andere Welle auch mal in den Pool, was ich besonders spaßig fand. Der Vorteil ist auch, dass wenn das Baden im Meer aufgrund des Wellengangs zu gefährlich ist, die Natural Pools an sich offen und in der Regel sicher sind. Auch besteht der Untergrund oft aus sandigem Boden.
Eintritt hat es zu unserer Zeit damals nicht gekostet.
Ein Besuch der Pools lohnt sich finde ich auf jeden Fall. Was gibt es schöneres als nach einer Wanderung ins frische Wasser zu springen.
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