Abenteuerliche Levadawanderung durch das UNESCO Weltnaturerbe
Die Wandertouren zum "Grünen Kessel" und "Höllenkessel" gehören mit Sicherheit zu den spektakulärsten Levadawanderungen auf Madaira. Wir kombinieren beide Touren zu einer und sind tagesfüllend im UNESCO Weltnaturerbe unterwegs.
Hoch oben führen die sehr schmalen Wege entlang der Levada do Caldeirao Verde. Unglaublich, wie dieses Bewässerungssystem früher im 18. Jahrhundert hier in die Felswände geschlagen wurden. Im Gegensatz zu früher ist der Weg super abgesichert. Ein gut gepflegtes Seilgeländer gibt uns ein angenehmes Sicherheitsgefühl.
Highlight der Tour soll im ersten Teilstück der Grüne Kessel und später der Höllenkessel sein, von dessen Felswänden jeweils ein Wasserfall hinab rauscht. Für mich war das Highlight auf jeden Fall der komplette Weg und die wahnsinnig beeindruckende Natur - da kommt tatsächlich Dschungel-Feeling auf.
Tourdaten auf einen Blick:
- Strecke: 20 Kilometer
- Höhenmeter: ca. 340m
- Dauer: ca. 6,5 Stunden
- Schwierigkeit: mittel
- Anforderungen: typische Levadawanderung, auf teilweise sehr schmalen (ca. 30cm breiten) Mäuerchen. Ausgesetzte Stellen sind mit einem Stahlseil abgesichert. Daher ist Schwindelfreiheit nicht unbedingt erforderlich, trägt aber sicherlich zum Genießen der Tour bei. Oft läuft man tatsächlich hoch über dem Abgrund entlang. Überwiegend ist die Tour flach, lediglich am Ende geht es steil, zahlreiche Treppen empor. Die Wege können oft matschig und sehr rutschig sein. Kombiniert man beide Touren, so wie wir es auch gegangen sind, ist eine gute Grundkondition erforderlich.
- Wissenswertes: es handelt sich um keine Rundtour. Am Ende musst du den den gleichen Weg wieder zurück wandern. Du kannst daher spontan während der Tour entscheiden, ob du beide Touren kombinierst oder nur die erste Tour zum Caldeirao Verde wanderst. Zeitdauer Tour 1 von Queimadas zum "Caldeirao Verde" und zurück ca. 3,5 Stunden. Dauer Tour 2 vom "Caldeirao Verde" bis zum "Caldeirao do Inferno" und wieder zurück zum "Caldeirao Verde" ca. 2,5 Stunden. Unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeiten. In Queimadas gibt es ein kleines Café. Du solltest unbedingt eine Stirnlampe mitnehmen, da es durch zahlreiche, teils stockdunkle Tunnel geht. Wer durch die Wasserfälle nicht nass werden möchte, sollte auch einen kleinen Regenschirm einpacken oder zumindest eine Regenjacke mitnehmen. Die Tour gehört zu den bekanntesten Levadawanderungen Madeiras. Dementsprechend ist auch einiges auf der Strecke los. Plane für die Wanderung genügend Zeit ein. Oft befinden sich langsame Wanderer vor dir und du kannst nicht überholen. Die meisten drehen nach der 1. Tour um. Auf der 2. Tour ist also deutlich weniger los. Der Wanderweg ist durchgehend sehr gut markiert und die Orientierung ist klar.
- Startpunkt: Queimadas, hier gibt es einen gebührenpflichtigen Wanderparkplatz (Stand 2022: 3€). Der Parkplatz kann schnell belegt sein, daher empfiehlt es sich früh zu starten.
- Rother Wanderführer Tour Nr. 28 und 29
Wanderstart ist Queimadas, im Norden Madeiras
Wir sind früh dran bei unserer heutigen Wanderung und ergattern daher unproblematisch einen der kostenpflichtigen Parkplätze im Forstpark Queimadas.
Bereits die strohgedeckten Häuser am Anfang der Tour sind ein Augenschmaus. Dabei handelt es sich um die typische Bauform der Häuser, wie sie in der Ortschaft Santana noch zu finden sind. Neben dem Kassenautomat für den Parkplatz befindet sich in einem der Häuser auch ein kleines Café. Die einzige Einkehrmöglichkeit während der Wanderung befindet sich daher lediglich am Start bzw. am Ziel. Du solltest daher genügend zu Trinken mitnehmen und auch ein Vesper dabei haben.
Entlang der Levada do Caldeirao Verde
Kurz nach den Häusern beginnt unsere Tour, die mit einem Wegweiser "PR 9 Caldeirao Verde" markiert ist. Anfangs ist der Wanderweg noch recht breit, doch das ändert sich bald. Neben uns plätschert die gleichnamige, mittlerweile historische Levada. Bereits im 18. Jahrhundert wurde diese für die Bewässerung der Landwirtschaftlichen Flächen der Gemeinde Faial gebaut.
Neben uns geht es über 100 Meter in die Tiefe. Der seitliche Bewuchs ist jedoch recht stark und an den meisten Stellen empfinden wir die Ausgesetztheit gar nicht so sehr.
Grünes Gemälde der Natur
Obwohl wir auf einem von Menschenhand geschaffenen Weg gehen, kommen wir uns nach kürzester Zeit vor wie im tiefsten Urwald. Moose und Farne schmücken die felsige Wand zu unserer Linken. Wie ein wunderschönes, grünes Gemälde wirkt die Wand auf uns. Immer wieder ragen die Äste der alten, knorrigen Lorbeerbäume in den Weg und unsere Waden sind bereits ordentlich dreckig, vom matschigen Untergrund. Auch für unsere Ohren ist die Wanderung ein wahrer Genuss - überall um uns herum plätschert es. Zu unseren Füßen rauscht sanft die Levade, von den Wänden tropft es und ab und an kommt ein kleinerer oder auch mal größerer Wasserfall von oben.
Die Lorbeerwälder auf Madeira wurden von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Der 20 Millionen Jahre alte, feuchte, subtropische Wald aus dem Tertiär ist ein Umwelterbe von unschätzbarem Wert und so kein zweites Mal zu finden.
Madeiras Wetterlage ändert sich rasant und hat Auswirkungen auf deine Wanderungen
Bei einem der kleineren Wasserfälle sind wir ganz glücklich, einen Regenschirm dabei zu haben. Die Temperaturen sind am heutigen Tag nicht all zu warm und eine komplette Dusche von oben wollen wir uns nicht geben. Wir können diesen Wasserfall nicht umgehen - zu schmal ist der Weg. Also Regenschirm aufspannen und durch geht es.
Je nach Wetterlage kann diese Wanderung sehr unterschiedlich sein. Bei uns war damals relativ viel Niederschlag am Vorabend gefallen und dementsprechend viele Wasserfälle gab es. Auch waren die Weg stellenweise komplett überschwemmt und unsere Schuhe blieben nicht wirklich trocken.
Levadas und Tunnel - typisch für Madeira
Wir kommen zum ersten Tunnel. Wirklich beeindruckend, wie diese Durchgänge durch die puren Felswände geschlagen wurden. Wir belesen uns etwas und stellen fest, dass damals viele Levadas von Sklaven gebaut wurden. Sehr viele ließen leider auch ihr Leben, an diesen gefährlichen Baustellen. Das stimmt uns traurig und wieder einmal schätzen wir unser freies und selbst bestimmtes Leben sehr.
Beim Durchqueren der Tunnel ist eine Stirnlampe sehr ratsam. Natürlich geht es auch mit einem Handylicht. Wir sind jedoch ganz froh, dass wir unsere Hände frei haben. Teilweise sind die Tunnel auch extrem niedrig und schmal. Timo hat sich tatsächlich einige Male den Kopf gestoßen und ein paar Schrammen davon getragen.
Caldeirao Verde, der grüne Kessel
Langsam aber sicher nähern wir uns dem Caldeirao Verde, dem Grünen Kessel. Die Levada, welcher wir die ganze Zeit über gefolgt sind, läuft nun in die grandiose Schlucht Ribeira Grande. Über einen felsigen Weg steigen wir ein paar Meter bergauf und stehen vor dem Wasserfall, der sich in einer kleinen Gumpe ergießt. Hier ist nun auch das offizielle Ende der 1. Tour (Tour Nr. 28 aus dem Rother Wanderführer) erreicht. Wer die Tour hier beenden möchte, läuft auf dem gleichen Weg nun wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Wir entscheiden uns weiter bis zum Caldeirao do Inferno, dem Höllenkessel (Tour Nummer 29) zu wandern. Hin und zurück zum Höllenkessel sind es ab hier ca. 2 bis 2,5 Stunden.
Weiter geht es durch das UNESCO Weltnaturerbe
Das erste Stück laufen wir wieder neben der Levade do Caldeirao Verde entlang. Dann folgt das steilste Stück der Wanderung - die vielen Stufen ca. 70 Meter bergauf zur Quelle der Levada. Die Anstrengung lohnt sich, denn von oben haben wir eine fantastische Aussicht und können das ganze Ausmaß der Grünen-Schönheit überhaupt erst erfassen.
Zwei Tunnel tun sich auf dieser Etage auf. In dem einen sind alte Schienen erkennbar. Das Schild mit dem Zeichen "Durchgang verboten" lässt uns schnell erkennen, dass unser Weiterweg wohl durch den anderen Tunnel führt. Nach diesem Tunnel gelangen wir zu einem Wasserbecken, das natürlich ebenfalls mit einem Verbotsschild "Schwimmen verboten" gekennzeichnet ist. Tatsächlich wäre der Ausblick für einen Infinitypool an dieser Stelle wahnsinnig beeindruckend gewesen ;-)
Durch Madeiras geschützte Lorbeerwälder
Dann geht es halt ohne Badestop weiter.
Durch mehrere Tunnel geht es hindurch, die immer wieder die Gefahr bergen, sich den Kopf zu stoßen - gell Timo ;-).
Vor einem Tunneleigang stürzt unmittelbar davor ein Wasserfall herab. Diesen können wir problemlos umgehen und werden somit nicht nass.
In einem recht langen Tunnel, hören wir plötzlich ein Donnern. Was ist das?, fragen wir uns. Als wir um die Kurve steigen und wieder ins Tageslicht kommen, stehen wir vor einem unglaublichen Kanalsystem. Die Ribeira Grande hat eine enge Klamm geschaffen, über die zwei rostige Metallstege führen. Das Donnern kommt von zwei Wasserfällen, die in die Levada rauschen. Dieser Platz zählt zu den beeindruckendsten Plätzen Madeiras und muss man wirklich einmal gesehen haben.
Calldeirao do Inferno, der Höllenkessel
Nach weiteren Tunneln stehen wir dann vor der beeindruckenden Felswand, an welcher der Wasserfall hinab rauscht. Der Kessel ist zwar nicht so eng wie der des Caldeirao Verde, dafür ist die Felswand aber mehr als doppelt so hoch. Ich finde es faszinierend, wie sich der Bewuchs der Wand an den ständig herab prasselnden Wassermassen überhaupt nicht zu stören scheint.
Hier am Caldeirao do Inferno angekommen, haben wir auch den Umkehrpunkt der Tour erreicht. Doch erstmal lassen wir uns noch ein bisschen die Gischt des Wasserfalls ums Gesicht wehen - ein schönes Gefühl, die Natur zu spüren.
Einziger Nachteil der Wanderung: es kann voll werden
Für den Rückweg nach Queimadas benötigen wir deutlich länger. Und nein, das liegt nicht daran, dass unsere Beine vielleicht bereits ein wenig ermüdet sind. Tatsächlich liegt es an anderen Wanderern, die uns mittlerweile zahlreich entgegen kommen. Starteten wir am Morgen beinahe als eine der Ersten, kommen uns nun auf dem Rückweg Scharen anderer Menschen entgegen. Auf dem Stück des Caldeirao do Inferno ging es noch, aber beim ersten Teil der Tour, dem Caldeirao Verde, war dann gegen Mittag echt mega viel los.
Dadurch das die Wege extrem schmal sind, kann man oft nicht überholen. Geduldig laufen wir teilweise im Schneckentempo hinter Menschenschlangen her. Wobei Geduld beim Wandern (außer mit Gruppen) nicht gerade meine Stärke ist ;-). Naja, da muss ich jetzt wohl oder übel durch. Zum Glück kann ich mich an der sagenhaften Landschaft nicht satt sehen und so macht mir das Warten und Langsam laufen wenig aus.
Mein Fazit zur Tour
Die Tour war definitiv eine meiner Lieblingswandertouren auf Madeira. Klar, es war teilweise recht viel los. Trotzdem konnten wir, vor allem auf dem zweiten Teil der Tour, auch einige Momente alleine genießen.
Die Natur hier im UNESCO Weltnaturerbe ist unbeschreiblich wild und spektakulär. Vor allem auch die Wege hoch oben an den Felswänden haben mir absolut gefallen. Sie sind zwar schmal und teilweise, wenn der seitliche Bewuchs weg ist, auch ausgesetzt, trotzdem hat man dank der gut gepflegten Absperrungsseile ein gutes Gefühl.
Da die Tour zu den beliebtesten Levadawanderungen der Insel gehört, solltest du früh starten. So hast du zumindest auf dem Hinweg die Natur weitestgehend für dich. Zweiter Tipp: Stirnlampe und Regenschirm nicht vergessen. Ach ja, und empfindlich mit matschigen Schuhen solltest du auch nicht sein ;-)
Weitere schöne Wanderungen auf Madeira, sowie Tipps und Tricks für deinen Wanderurlaub findest du hier.
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