Toller Tag, beschissener Abend - und die Nacht??? Wir werden sehn ;)
Obwohl unser Abend zuvor ziemlich furchteinflößenden war, schliefen wir dann im Kreise unserer Fellnasen erstaunlich gut. Voller Tatendrang starten wir am Morgen auf unsere 5. Etappe nach Akbel.
Auf einem spektakulären Wanderweg umrundeten wir einmal das komplette Tal. Auf der einen Talseite erstreckt sich der Kilometer lange Sandstrand von Patara, während auf der anderen Seite die schroffen Berge in die Höhe ragen. Am Fuße dieses Bergmassivs ist ein altes, römisches Aquädukt teilweise noch erhalten. Genau auf diesem verläuft unsere heutige Tour. Sehr schmal ist der Weg und stellenweise ziemlich ausgesetzt. Wieder einmal sind wir völlig alleine unterwegs - genießen die Aussicht und gute Gespräche.
Wir erreichen den Ort Akbel, der leider nicht viel zu bieten hat. Kurze Zeit später bricht ein wirklich krasses Gewitter über uns herein. Der Plan war eigentlich im Trockenen zu schlafen. Schließlich hatten wir die letzte Nacht genug Abenteuer erlebt und wollten einfach nur in Sicherheit unsere Ruhe haben. Ob das wohl noch irgendwie geklappt hat?
Tief und fest geschlafen
Nach unserem Horror-Abend und der Flucht von unserem ursprünglichen Zeltplatz gestern Nacht, schliefen Annika und ich erstaunlich gut. Vermutlich waren wir einfach nervlich komplett am Ende oder einfach nur überaus erleichtert, unser Zelt neben dem Camper eines ungarischen Pärchens aufgestellt zu haben, das uns ein ersehntes Gefühl von Sicherheit gab. Um 06:45 Uhr klingelte unser Wecker uns riss uns aus unseren Träumen. "Wie hast du geschlafen?", fragte ich Annika, die gestern Abend den Schrecken ihres Lebens erlebt hatte. "Ich war gleich weg", lachte sie gut gelaunt, wie jeden Morgen. Sie war bereits wieder voller Elan - das mochte ich sehr an ihr.
Wir krabbelten aus dem nassen Zelt. In der Nacht war es ordentlich kalt geworden und das Zelt durch das Kondenswasser triefend nass. "Das bekommen wir nicht mehr trocken, bevor wir los laufen", meinte ich zu ihr. "Heute gibt es laut Wanderführer einen Campingplatz der auch kleine Bungalows hat. Wir können uns ja so ein Teil gönnen, was meinst du?"
"Das ist eine gute Idee", war Annika der gleichen Meinung.
Zuschauer beim Frühstück
Das Pärchen im Camper schlief noch und wir packten leise unsere Sachen zusammen. Die vielen Hunde die uns gestern noch Angst einjagten, waren mittlerweile verschwunden. Die Nacht über lagen sie im Kreis um unser Zelt herum, bellten immer mal wieder als vermutlich fremde Hunde ins Revier eindringen wollten, verhielten sich sonst aber ruhig.
Keine 10 Sekunden nachdem wir unsere Frühstücks-Trekkingnahrungs-Tüten aufrissen, standen auch unsere haarigen Buddy's wieder vor uns. Erst einer, dann zwei, drei und Nummer vier ließ auch nicht lange auf sich warten. Mir machten sie mittlerweile echt überhaupt nichts mehr aus. Nach der gestrigen Nacht war mir klar - sie wollen uns nur beschützen. Auch Annika ging mittlerweile viel lockerer mit ihnen um. Gestern noch war sie total panisch. Ich glaube im nachhinein hatte sie vor dem älteren Mann gestern Abend mehr Angst als vor den Hunden, zumindest ging es mir so.
Unsere stetigen Begleiter beim Trekking des Lykischen Wegs
Um 8 Uhr hörten wir Geräusche im Camper. Wir waren bereits startbereit und wollten uns noch kurz von dem netten Pärchen verabschieden. Sie wünschten uns alles gute und winkten uns nach. Mit unseren vier Hunden im Schlepptau starteten wir auf unsere 5. Etappe nach Akbel.
Das erste Teilstück verläuft ausschließlich auf Asphalt. Auf der Küstenstraße geht es mehrere Kilometer bis zur nächsten Ortschaft Cavdir. Anfangs war der Weg dennoch schön - es ging vorbei an alten Grabmalen, Bäumen und Feldern. Wir genossen die Sonnenstrahlen, die unsere kalten Körper nach und nach wärmten. Unsere Gruppe wurde immer größer - Annika, ich, unsere 4 Buddy's vom Zeltplatz sowie mittlerweile 6 weitere Hunde schlossen sich uns an. Wir schienen echt beliebt zu sein ;-)
Die wilden Hunde in der Türkei - definitiv ein Thema, wenn man hier wandert
Ein paar mal mussten wir eine große, viel befahrenen Straße überqueren. "Die Hunde bleiben jetzt bestimmt stehen", waren wir uns sicher. Nichts da, jeder einzelne folgte uns weiter.
Zwei Frauen in einem Pickup hielten neben uns am Straßenrand. Sie hatten Futtersäcke geladen, welche sie an die wilden Hunde verteilten. Ich wies die eine Frau darauf hin, das ein mittelgroßer, schwarzer Hund eine blutenden Wunde hinterm Ohr hatte. Sie holte Desinfektionszeug und versorgte die Wunde. Die beiden Engländerinnen erzählten uns, dass sie ehrenamtlich regelmäßig hier her kommen und sich um die Hunde kümmern. Sie bestätigten uns, dass die Hunde in der Regel sehr friedlich sind, auch wenn Spike auf uns nicht diesen Eindruck machte. Der wirklich riesige Hund (sein Kopf war gefühlt doppelt so groß als meiner), trug ein Halsband mit langen, spitzen Stacheln. Das ließ ihn noch furchteinflößender wirken. Die Frauen meinten, dass er das Halsband nur trägt, dass er anderen Hunden nicht zu nahe kommt. Naja, wir wollte auch nicht das er uns zu nahe kam. Ganz geheuer war es uns nicht, dass er permanent an unserer Sohle klebte und wir nicht sahen, was er hinter uns trieb. "Die bleiben jetzt bestimmt bei den Frauen mit dem Essen", freute sich Annika etwas zu früh. Nach kurzer Zeit trabte die Meute wieder komplett hinter uns her.
Tipp auf dem lykischen Weg: lange Asphaltstrecken mit dem Bus zurücklegen
Kurz vor Cavdir verließen sie uns dann doch. In der Stadt wollten wir uns eigentlich in ein gemütliches Café setzen, doch die Stadt wirkte nicht gerade einladend. Im Supermarkt fanden wir jedoch alles was wir brauchten. Vor allem unsere Trinkwasservorräte mussten wir komplett auffüllen.
Im nachhinein hätte man die Strecke von Xanthos bis nach Cavdir besser mit dem Bus fahren können. Der Weg an der Straße war wenig ansprechend und teilweise extrem vermüllt. In Cavdir selbst hätte es bestimmt Pensionen gegeben, denn der Ort ist nicht ganz klein. Etwas außerhalb von Cavdir gab es auch wieder nette Plätze zum wild zelten.
Auf historischen Pfaden auf dem lykischen Wanderweg
Nachdem wir die letzten Häuser von Cavdir hinter uns ließen, verzauberte uns der Lykische Weg, so wie wir es bisher gewohnt waren aufs Neue. Auf einem alten, römischen Aquädukt verlief der nun folgende Streckenabschnitt bis nach Akbel. Anfangs erkannten wir das historische Bauwerk unter unseren Füßen nicht sofort. Wir liefen einfach auf einer teilweise hohen, schmalen Steinmauer. Rechts von uns ging es manchmal ein ordentliches Stück runter - Schwindelfrei sollte man bei dieser Etappe auf jeden Fall sein, waren Annika und ich uns einig. Und tatsächlich sollte man auch nicht all zu korpulent sein, da der Weg auf der Mauer extrem schmal ist. Mit den breiten Rucksäcken hatten wir immer mal wieder Probleme, zwischen den Dornen auf der einen und dem Ende der Mauer auf der anderen Seite durch zu kommen. Wir entschieden uns dann doch eher den Dornen auf die Pelle zu rücken, als abzustürzen. Unsere Waden sahen zwar etwas lädiert aus, aber das war uns alle male lieber als einen Salto von der Mauer zu machen.
Wanderglück unter der türkischen Sonne
Später ging es dann über eine alte Brücke. Spätestens hier erkannten dann auch wir, dass wir auf einem Aquädukt unterwegs waren und nicht auf einem gewöhnlichen Wanderweg. Wir genossen den Tag heute sehr. Bisher gab es keinerlei Zwischenfälle mit Hunden, Menschen oder sonstigen Dingen. Wir waren ganz alleine unterwegs, genossen die Ruhe, die Sonne, den außergewöhnlichen Weg und unsere guten Gespräche.
Snacks hatten wir auch genug dabei. Am Abend zuvor kamen wir bekanntlich einiger Zwischenfälle nicht dazu, unser frisch gekauftes Obst und Gemüse zu verputzen. So legten wir heute immer mal wieder eine Snack-Pause ein, denn eilig hatten wir es nicht. Von den ursprünglichen 21km der heutigen Etappe hatten wir bereits am Vortag ein paar Kilometer abgewandert. "Ich denke wir werden heute ohne Pausen gerechnet etwas mehr als 5 Stunden unterwegs sein", meinte ich zu Annika und biss ein Stück von meiner leckeren Gurke ab. "Das hört sich gut an", freute sich Annika und setzte gleich noch nach: "da können wir uns sicherlich auch noch in ein schönes Café setzen".
Gewächshäuser ohne Ende. Was glaubst du wird hier angebaut?
Weit in der Ferne erkannten wir das Bergmassiv, von dem wir gestern abgestiegen waren. Es ist immer faszinierend wenn man sieht, was man bereits geschafft hat, freuten wir uns. Heute umwanderten wir einmal die komplette Talsenke, die mit zahlreichen Gewächshäusern übersät ist. Millionen von Tomaten werden hier und in anderen Gebieten in der Türkei angebaut und exportiert. Wusstest du, dass die Türkei hinter China und Indien die drittgrößte Erntemengen an Tomaten erzeugt? Ich wusste es nicht und fand es echt krass.
Hinten am Horizont erkannten wir den kilometerlangen Sandstrand von Patara und natürlich das Meer, welches wir auf unserem Weg immer mal wieder in der Ferne im Blick hatten.
Wanderst du lieber in Gesellschaft oder solo?
Wir verließen unseren spektakulären Wanderweg auf dem Aquädukt und schlenderten über eine satt grüne Wiese. Die Bienen summten auf den bunten Blumen und auch die ein oder andere Schildkröte zog gemütlich ihre Kreise. "Meine Mami liebt Wiesenschaumkraut", strahlte Annika. "Mach mal kurz ein Foto davon, hier gibt es sooooo viel davon".
Ich mochte es total, mit meiner deutlich jüngeren Wanderbegleiterin unterwegs zu sein. Sie hatte eine so liebe, herzliche und fröhliche Art an sich und wir harmonierten die Tage über echt super. Immer wieder stellten wir uns die Frage, ob wir ein solches Trekking auch alleine machen würden. Annika und ich waren in der Hinsicht gleich eingestellt - für uns zählte das gemeinsame Erlebnis am meisten, die schönen und auch mal nicht so schönen Momente miteinander zu teilen. Gleichzeitig bewundere ich auch die Menschen, welche so ein Abenteuer ganz alleine meistern.
Ein GPX-Track ist beim Wandern auf dem lykischen Weg definitiv hilfreich
So ganz ohne Verlaufen ging es auch heute nicht. Wir kamen an einzelnen Häusern vorbei, die mehr oder weniger noch intakt waren. Immer dann wenn der Lykische Weg in die Zivilisation überging, wurde es unübersichtlich - so auch jetzt. "Wir sind nicht mehr auf dem Track", sagte ich mit einem Blick auf die Navigation. "Ich erkenne nirgendwo ein Weg", blickte Annika suchend um sich. Auch unser Wanderführer gab wenig Aufschluss, wie es nun weitergehen würde.
"Hier steht das es wieder zum Aquädukt geht und dieses evtl. auch Wasser führen kann", las ich vor. "Dadurch kann der Weg etwas bewachsen sein", stand weiter im Buch.
Etwas oberhalb von uns hörten wir Stimmen. "Lass uns mal querfeldein da hoch laufen", schlug ich vor. Unsere Beine waren eh bereits ordentlich verkratzt, da kam es auf ein paar mehr Schrammen durch das Unterholz auch nicht mehr drauf an. Tatsächlich fanden wir so auch den Weg wieder.
Ein bisschen türkische Esskultur genießen
Weiter ging es durch eine tolle Schlucht, entlang des mittlerweile plätschernden Aquädukts. Ab hier galt es dann auch ein paar Höhenmeter im Aufstieg zu überwinden. Doch das kleine Örtchen Üzümlü ließ nicht lange auf sich warten und somit auch Annikas heiß geliebter Kaffee sowie Ayran und eine Süßspeise für mich.
In einem netten Lokal gönnte ich mir eine klassische, arabische Süßspeise namens Künefe. Sie besteht aus Fadennudeln, ordentlich viel Zuckersirup und Käse, der schöne Fäden beim Essen zieht. War wirklich ein sehr, sehr leckerer Nachtisch, wenn auch extrem Kalorien lastig.
Egal, wir verbrannten ja täglich ordentlich was und etwas Kultur (und da gehört landestypisches Essen definitiv auch dazu), darf bei einem Trekking im Ausland nicht fehlen.
Gepusht durch einen ordentlichen Zuckerschub, ging es also weiter.
Verirrt auf der Baustelle - definitiv immer die größte Herausforderung auf dem lykischen Weg
Mal wieder war der Lykische Wanderweg durch die vielen Baustellen, auch im Örtchen Üzümlü nicht mehr zu erkennen. "Kein Plan wo wir hin müssen", gestand ich ein. Wir standen in Mitten einer Neubausiedlung - hohe Mauern, halbfertige Gärten und Häuser, Bagger sowie andere Maschinen und zu guter Letzt fing es jetzt auch noch zu regnen an.
Ein paar Bauarbeiter winkten uns zu. Sie luden uns ein mit ihnen zusammen in einem Rohbauhaus unterzustehen. Englisch konnte keiner und deutsch sowieso nicht. Trotzdem redeten alle auf uns ein und wir verstanden nur Bahnhof.
"Ich verstehe ein bisschen was der sagt", war Annika aufgeregt. "Hä, seit wann verstehst du Türkisch?", fragte ich verwundert. "Das ist russisch", lachte Annika. Tatsächlich sprach einer der Bauarbeiter russisch und konnte sich bruchstückhaft mit Annika unterhalten, die in der Schule ein paar Jahre Russischunterricht hatte. Um nach dem korrekten Weg zu fragen, reichten die Bruchstücke leider nicht aus beziehungsweise der Mann wusste nichts von einem Wanderweg.
Der Regen wollte auch nicht enden und ewig konnten wir hier auch nicht unterstehen. Schließlich hatten wir noch ein paar Kilometer vor uns. Keine Ahnung wie wir hier runter kommen sollten. Das Haus in dem wir unter standen befand sich auf einem Hügel, umgeben von Mauern. "Das ist mir zu hoch zum runter springen", meinte ich und Annika stimmte zu. Der russische Mann verstand unser Problem nicht wirklich. Mit einem pantomimisch angedeuteten Sprung und einem schmerzverzerrten Gesicht, konnten sie erahnen, welche Frage wir uns stellten.
Schnell zeigte uns einer der Bauarbeiter eine provisorische Leiter, die von der Mauer hinab führte. Er schien zu bemerken, das wir etwas unsicher waren und stand uns helfend zur Seite. "Halten die Sprossen", fragte mich Annika von oben. "Ja klar, sie haben mich gehalten, dann werden sie dich Federgewicht auf jeden Fall auch halten".
Bald haben wir unsere 5. Etappe des Trekkings in der Türkei geschafft
Endlich waren wir wieder auf dem richtigen Weg. Wir ließen die Ortschaft hinter uns und wanderten im Regen weiter. Der Wanderweg führte hinab in eine Schlucht an deren tiefstem Punkt wir einen Bach überqueren mussten. Balancierend auf rutschigen Steinen, gab uns ein Ast der über den Bach ragte einen guten Halt. Trockenen Fußes schafften wir es auf die andere Seite.
Unsere letzten, nennenswerten Höhenmeter standen für heute an. Immerhin waren es in Summe an die 1.000 Höhenmeter im Aufstieg heute - gar nicht so zu unterschätzen mit den schweren Trekkingrucksäcken. Nachdem wir es aus der Schlucht hinaus geschafft hatten, kamen wir wieder auf einen wunderschönen Höhenweg, der unmittelbar unter einer Felswand entlang führte.
Wir erreichen Akbel, das irgendwie etwas trostlos wirkt
Wir erreichten Akbel ziemlich durchnässt, mit dreckigen und zerschnittenen Waden, aber einem tollen Gefühl, unsere
5. Etappe geschafft zu haben. Akbel ist kein besonders reizvoller Ort. Im Grunde stehen hier viele einzelne Häuser: mal hier eins, mal da eins - ohne wirkliches System oder einem Stadtkern. Selbst auf google maps wird der Ortsname nicht einmal angezeigt und Adressen laufen auf die Ortschaft Kalkan, die sich unmittelbar danach erstreckt und touristisch auch bekannt ist.
In unserem Wanderführer wurde ein Campingplatz namens "Hidden Garden" empfohlen, der nette Holzbungalows anbietet. Etwas anderes konnten wir in diesem Ort auch nicht finden. Da auf den Abend starke Gewitter angekündigt waren und unser Zelt eh noch nass war, wollten wir heute unbedingt irgendwo im Trockenen schlafen. Wir liefen also auf direktem Weg über Feldwege zu diesem besagten Ort. Tatsächlich gab es den Campingplatz auch - es war nur niemand dort.
Als die Welt plötzlich unter ging
Ein heftiger Platzregen setzte plötzlich ein, es donnerte und blitzte unaufhörlich. Die Welt schien auf einmal in sekundenschnelle unter zu gehen. Die Straße war in null Komma nichts überschwemmt und wir hatten vor den Blitzen direkt über uns echt mega Schiss. Zum unter stehen gab es hier vor dem Hidden Garden, der außerhalb der Ortschaft lag, auch nichts . "Hier steht eine Telefonnummer auf dem Schild. Ich ruf da mal an", sagte ich zu Annika. Es klingelte, klingelte, klingelte... keiner nahm ab. "Scheiße, was sollen wir jetzt machen?" fluchten wir beide hilflos. Hier gab es weit und breit nichts, das hatten wir zuvor bereits in Google abgecheckt. Unsere Handys konnten wir mittlerweile auch nicht mehr um Rat fragen, da alles am absaufen war.
In diesem Moment hielt auf der Gegenfahrbahn ein Taxi an. Ein alter Mann stieg aus und kam im strömenden Regen auf uns zu. Er redete, wir redeten mit dem Ergebnis das keiner den anderen verstand.
Ob wir noch einen trockenen Schlafplatz finden?
Kurze Zeit später saßen wir klitschnass und leicht überfordert im Taxi. Wir versuchten die Verständigung mit google Translate, was irgendwie auch nicht wirklich funktionierte. Mittlerweile war es uns auch völlig egal wo wir heute Abend nächtigten, Hauptsache trocken musste es sein - koste es was es wolle.
Der Mann war sehr bemüht, aber genauso hilflos wie wir. Irgendwann setzte er seine Fahrt mit uns fort. Wir hatten keine Ahnung, wo er uns hin brachte. Parallel ließen wir auf dem Handy das Navi laufen und stellten fest, dass er uns in die nächste, größere Stadt Kalkan brachte. Am Ortseingang hielt er bei einem Komplex mit Loftwohnungen an. "Das ist doch kein Hotel", blickten wir uns fragend an. Es gab keine Rezeption, sondern es waren einfach verschiedene Wohnungen. Er stieg aus und klingelte mehrere Türen durch - niemand öffnete. "Also so wird das nichts", waren wir beide uns einig. Auf einmal öffnete sich tatsächlich eine Türe und ein jünger Mann trat heraus. Die beiden redeten irgendwas auf türkisch, schauten uns fragend an und plötzlich kam im Hintergrund eine junge Frau und fragte in perfektem Deutsch: "wie kann ich euch helfen?".
Ein warmes Loft für uns allein
Das junge Pärchen aus Erfurt war in den Flitterwochen hier in der Türkei und mietete sich dafür diese Loftwohnung.
"Wir können den Besitzer anrufen und fragen ob er hier noch eine andere Wohnung für eine Nacht frei hat", schlug die Frau vor. "Au ja, das wäre total lieb", freuten wir uns euphorisch.
"Sollte das nicht klappen, könnt ihr auch bei uns schlafen", bot sie uns gleich an. Das wollten wir nicht wirklich, würden es im Notfall aber sicherlich nicht ausschlagen. Wir waren absolut dreckig, nass und rochen vermutlich auch nicht gerade angenehm. Daher hofften wir auf eine andere, freie Wohnung und wollten dem Pärchen nicht ihre Flitterwochen vermiesen.
Nach ein paar Minuten kam der Vermieter. Die Frau dolmetschte für uns. "50€ möchte er für die Nacht haben", erklärte sie uns. Wir waren im Glück: "das ist super, das machen wir", jubelten wir und bedankten uns ausschweifend bei dem Vermieter, dem jungen Pärchen sowie dem Taxifahrer, der bis zu diesem Zeitpunkt bei uns blieb. Unglaublich wie groß die Hilfsbereitschaft hier überall ist - wir waren überwältigt.
Hilfsbereitschaft wird in der Türkei definitiv groß geschrieben
Annika und ich waren total im Glück. Die Loftwohnung war echt toll und wir hatten sogar eine coole Aussicht auf's Meer. Wir verbrachten unseren Abend mit Wäsche waschen und Zelt trocknen. Überall wo es nur ging hängten wir irgendwelche nassen Sachen auf und ließen die Heizung auf Hochtouren laufen (ja ich weiß, schlecht für den grünen Fußabdruck - sorry).
Später gingen wir dann noch in unseren Schlafhosen und Socken in den Flipflops in ein benachbartes Restaurant zum Essen. Einen Preis für's schönste Outfit konnten wir an diesem Abend sicherlich nicht abräumen. Dafür waren wir überglücklich, solche netten und hilfsbereiten Menschen getroffen zu haben, die uns im größten Unwetter aus der Patsche halfen.
Den Übersichtsartikel mit Tipps und weiteren Infos zum Lykischen Weg findet ihr hier.
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