Lykischer Weg Etappe 6: von Akbel nach Gelemis (Patara)

Ein Wechselbad der Gefühle

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Am Morgen Anfang April starten wir noch bei recht frischen Temperaturen und einer grandiosen Aussicht auf die Bucht von Kalkan.

Bei anfangs noch kalten Temperaturen starten wir gut ausgeschlafen auf unsere heutige Etappe. Der 14 Kilometer lange Wanderweg führt uns in das antike Patara beziehungsweise das Örtchen Gelemis. Wir sind bereits mega auf die Ruinen und den unter Naturschutz stehenden Strand von Patara gespannt. 

 

Spannend gestaltet sich auch unser Weg. Eigentlich sollte die Etappe recht chillig werden. Als wir allerdings gleich zu Beginn der Tour etwas unfreiwillig im Dornengestrüpp der dichten Macchia landen, wurde aus der entspannten Tour eine richtige Quälerei. Über zwei Stunden waren wir im Dickicht gefangen, bis wir endlich wieder auf dem tollen Lykischen Weg ankamen.

 

Außerdem war die Tour mit echt viel Herzschmerz für mich verbunden. Ich verliebte mich - nicht auf den ersten Blick, aber im Laufe der nächsten Stunden ;-). Und ganz am Ende, naja was soll ich sagen: wurde ich wieder verlassen :-(

Erholsamer Trekkingstart in Akbel

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Das wir während unseres Trekkings ein Loft mit Meerblick haben, hätten wir anfangs auch nicht gedacht.

Wir hatten eine mega gute und erholsame Nacht in unsere Loft-Wohnung in Akbel. Ihr könnt euch sicherlich noch daran erinnern, wie das Zimmer gestern Abend aussah: der komplette Inhalt unserer Rucksäcke, inklusive pitsch-nassem Zelt hing überall zum Trocknen herum. Es hatte sich wirklich gelohnt alles zu waschen, denn unsere Klamotten waren heute am Morgen trocken und rochen wieder gut :)

 

Von unserem Panoramafenster mit Blick auf die Bucht von Kalkan genossen wir unser Trekkingfrühstück und den löslichen Cappuccino, den wir uns gestern noch vom Supermarkt kauften. Solch ein entspanntes Frühstück hatten wir selten, und dachten an die aufdringlichen Hunde des gestrigen Morgens zurück.

 

Gemütlich räumten wir das Loft auf, packten unsere Rucksäcke und verließen gegen 8:30 Uhr unser Luxuszimmer. Mal schauen wo wir kommenden Nacht nächtigen werden.

 

Wo geht's lang? Mal wieder suchen wir den Start des lykischen Wegs

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Wir freuen uns sehr auf die heutige, gemütliche Etappe.

Wir entschieden uns ein Taxi bis Incebel zu nehmen, einem kleinen Vorort von Akbel. So konnten wir das Trekking direkt in der Natur starten und mussten nicht noch durch das eher langweilige Akbel laufen. Das erste Taxis welches wir an der Straße vor dem Loft herwinkten, hielt direkt an. Wir zeigten unseren gewünschten Startpunkt auf der Karte und in nur 5 Minuten waren wir auch schon da. Auf einzelnen Bergen im Hinterland lag heute eine zuckrige Schicht Schnee. Der Morgen war wirklich ziemlich kalt, was uns der Taxifahrer bestätigte. "Ich sehe den Schnee heute zum ersten Mal", meinte er auf englisch zu uns. "Diesen Winter hatte es hier überhaupt nicht geschneit. Schnee im April ist sehr untypisch für diese Gegend".

 

"Die Tour ist heute mit 14 Kilometern und nicht vielen Höhenmetern ziemlich easy", sagte ich am Start zu meiner Wanderfreundin Annika. Wir können uns also viel Zeit zum genießen lassen, freuten wir uns. Ich blickte auf den Touren-Track im Handy. "Mhhh, hier muss es irgendwo rein gehen, nur wo". Auf der einen Seite war die Straße, an der uns der Taxifahrer ausstiegen ließ. Auf der anderen Seite türmten sich erdige Berge einer Baustelle auf, die uns mal wieder die Wegfindung auf dem Lykischen Weg erschwerte. "Immer diese scheiß Baustellen", fluchte Annika und ich gab ihr Recht. Hinter der Baustelle fanden wir einen kleinen Pfad, der in die dichte Macchia führte. "Geschafft, wir haben den Weg gefunden".

 

Die Türkei und seine wilden Hunde - auch beim Trekking oft anzutreffen

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Eigentlich sieht unser Begleiter ja ganz süß aus.

Als wir gemütlich über den Pfad schlenderten, sprang uns plötzlich ein Hund an, der aus den Büchen kam. Mittlerweile hatten wir schon einige Erfahrung mit den wilden Hunden auf unserem Trekking in der Türkei gesammelt und glücklicherweise muss ich sagen, sie waren bisher alle lieb. Dieser Hund allerdings machte uns wirklich Angst. Er rannte wie verrückt um uns herum, sprang an uns hoch und bellte immerzu lautstark. Ich musste an die Beschreibung von Annikas Vater vom Vortag denken, der ihr eine Nachricht über die türkischen Hütehunde in der Türkei schickte. Darin stand, dass sie mit die größte Beißkraft aller Hunderassen haben. Das trug im Moment nicht gerade zum Wohlfühlen bei. 

"Versuch ihn nicht zu beachten und lauf einfach weiter", sagte ich zu Annika, die wieder langsam panisch wurde. Ich stapfte selbstsicher vorne weg, obwohl ich mich alles andere als sicher fühlte. "Der Hund spürt sicher wenn wir Angst haben. Wir sollten ihm das nicht zeigen".

 

Hundeprofi müsste man sein

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Der beißt nicht - der will nur spielen ;-)

Langsam wurde der Hund etwas ruhiger. Er bellte nicht mehr und lief jetzt relativ entspannt neben uns her. Immer wieder rannte er vor uns, wartete kurz bis wir näher kamen und lief dann mit uns weiter. Es schien fast so, als wolle er auf uns aufpassen. Er war zwar noch ordentlich aufgedreht, aber mir schien es eher als eine Aufregung vor Freude zu sein.

 

"Ich glaube er mag uns", meinte ich zu Annika. "Ich mag ihn aber nicht", zischte Annika. Ich verstand sie, denn es ist wirklich ein unangenehmes Gefühl auf Schritt und Tritt von einem fremden, wilden Hund verfolgt zu werden, ohne das man weiß, wie er reagieren würde. Mein Bauchgefühl sagte mir zwar mittlerweile das er friedlich ist, aber ein wirklicher Hunde-Profi bin ich auch nicht. Ach was würde ich jetzt geben einen Martin Rütter (Deutschlands berühmtesten Hundetrainer) neben mir zu haben ;-)

 

Lykischer Weg ohne GPS - keine gute Idee

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Die Bucht von Kalken liegt uns zu Füßen. Morgen werden wir genau dort unsere vorletzte Etappe beenden.

"Scheiße, wir sind falsch", fluchte ich. Vor lauter Ablenkung mit dem Hund waren wir auf dem falschen Weg. Wir schauten gemeinsam ins Handy und stellten fest, das der Pfad auf dem wir uns gerade befanden nach einiger Zeit auf den offiziellen Lykischen Weg traf. So beschlossen wir weiter zu laufen, denn keine von uns hatte Lust, das ganze Stück bis zur Baustelle wieder zurück zu laufen. Was sich Anfangs noch als coole Wegalternative herausstellte, wurde zusehend blöder. Der Bewuchs der Macchia wurde immer dichter und der Pfad war als solcher nicht mehr zu erkennen. Immer wieder kamen Markierungen mit dem roten X, welches signalisierte: hier nicht entlang. 

 

Was allerdings wirklich grandios war, war die Aussicht auf die Bucht von Kalkan. Wir stiegen auf dem mit Felsen durchsetzten Weg (naja, eher querfeldein) immer höher und höher. Die Temperaturen waren am Morgen noch recht frisch, doch jetzt als es bergauf ging, wurde uns langsam warm.

 

Diese verflixten Dornen!!!

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Nach einem Weg sieht das mal überhaupt nicht aus, oder? Siehst du im Hintergrund den feinen Schnee auf dem linken Berg?

Wir hatten absolut die Orientierung verloren beziehungsweise jegliche Form eines Weges. Es ging nur noch durch die Pampa. Unser Hund der zuvor immer noch vor uns lief musste zwischenzeitlich schauen, wie er sich hinter uns seinen Weg durch das Gestrüpp bahnte. Teilweise sah ich Annika hinter mir unter den dichten, stacheligen Büschen überhaupt nicht mehr, so hoch war die Macchia.

 

Eigentlich wollten wir einen Umziehstop einlegen, doch mit diesen Dornen wäre das keine gute Idee gewesen. Selbst durch unsere Hosen kamen die Dinger durch.

Auf der Karte war der höchste Punkt des Berges gut zu erkennen. Mein Plan war diese Spitze anzusteuern, in der Hoffnung das der eingezeichnete Weg auf der anderen Seite ein besserer sein würde.

 

Böse Überraschung

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Immer im Schlepptau "unseres" Hundes. An seiner Stelle wäre ich längst umgedreht.

Das Gelände wurde immer wilder. Über große Felsen mussten wir klettern und auf der anderen Seite in die dornige Tiefe springen. Keine Ahnung wie der Hund es geschafft hat mit uns Fuß zu halten. Ich an seiner Stelle hätte längst keine Bock mehr gehabt, aber er blieb beharrlich bei uns.

 

Oben auf der Kuppe angekommen, kam die bittere Überraschung: kein Weg, nicht mal ansatzweise. "Fuck!!!", fluchten wir beide. Obwohl auf der Karte auch hier ein Weg eingezeichnet war, gab es keinen. Daher der klare Tipp: laufe keine Wanderwege, die nicht offiziell als Lykischer Weg gekennzeichnet sind. Wir haben wirklich das Gefühl, dass diese Wege nicht mehr intakt sind.

In der Ferne unter uns erkannten wir den offiziellen Wanderweg. "Oh man, das ist echt noch ein langes Stück", sagte ich genervt. "Uns bleibt jetzt nichts anderes übrig, wir müssen da runter".

 

Die Wandertour hatten wir uns echt ganz anders vorgestellt

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Rückblick auf unseren Schicksalsberg ;-). Sieht eigentlich von dieser Seite gar nicht so schlimm aus - war es aber.

"Ich habe echt richtig Angst", jammerte Annika ganz leise. "Das Gestrüpp ist hier so hoch, selbst wenn du fällst fliegst du nicht weit", meinte ich.

"Ich hab aber Angst das ich umknicke und mich verletze". Ich konnte sie verstehen. Sie ist eine sehr ambitionierte Läuferin und es wäre für sich echt ganz besonders schlimm gewesen, wenn sie wegen einer Verletzung ausgefallen wäre. Natürlich wäre es so oder so kacke gewesen, sich hier mitten im Nirgendwo zu verletzen - noch dazu in einem fremden Land.

 

Ich redete ihr gut zu: "du hast schon viel krassere Touren in den Bergen gemeistert, ich weiß du schaffst das".

Mir war absolut klar, das sie es technisch in jedem Fall super schaffen würde. Es war eher der Kopf, der hier blockierte. Tatsächlich hatten wir durch die Macchia oft nicht gesehen wo wir hintraten. Wir setzten einen Schritt im steilen Gelände bergab und brachen auf einmal noch tiefer ein, da die Decke des Bewuchses nicht hielt. Noch dazu kamen die permanenten Dornen, die unserem Körper zusetzten. Die ganze Haut tat mittlerweile weh und juckte. Für die gerade mal 2,5 Kilometer waren wir bereits über 2 Stunden unterwegs. Von wegen der Tag wird chillig...

 

Was nicht tötet härtet ab ;-)

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Hundi ist platt, wir sind platt...

Nach einer gefühlten Ewigkeit, zahlreichen Flüchen, zerkratzten Beinen und Armen sowie unserem Hund im Schlepptau, kamen wir endlich auf dem offiziellen Wanderweg an. "Oh mein Gott, wir haben es wirklich geschafft", freuten wir uns meeeeega. Unser haariger Begleiter warf sich sogleich erschöpft auf den Boden. "Gute Idee, lass uns nach diesen Strapazen auch erstmal eine Pause einlegen", sagte ich erleichtert zu Annika, die nun ebenfalls wieder glücklich war. Wie schnell sich auf so einem Trekking die Gefühlslage ändern kann.

 

"Also wenn das keine mentale Stärke gibt, dann weiß ich auch nicht", lachte Annika und schaute den Berg hinauf, von dem wir querfeldein hinab kamen. Ich hatte sie wieder - meine fröhliche und motivierende Annika :-) 

 

Genussmomente auf dem lykischen Weg

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Endlich können wir die Tour in vollen Zügen genießen. Ein traumhafter Rastplatz hier oberhalb des Meeres.

Nachdem wir endlich auf dem richtigen Pfad angekommen waren, war der Weg auch wirklich super schön zu gehen. Auf einem Höhenzug schlängelte sich der Weg durch die dichte Macchia. Rechts von uns lag das große Tal mit den zahlreichen Gewächshäusern, das wir gestern auf der Bergseite umrundeten. Mit jedem Schritt konnten wir auch nach und nach auch bereits einen kleinen Teil des Patara Strands erblicken, unserem heutigen Etappenziel.

 

Wir kamen auf eine Freifläche auf der einzelne Olivenbäume und Kakteen auf einer satt grünen Wiese standen. Ein wunderschöner Rastplatz, waren wir beide uns einig. Auch unsere Hündin (ja, es war eine Sie, was wir zwischenzeitlich festgestellt hatten), war der gleichen Meinung und legte sich im Schatten der Bäume ins Gras. Wir genossen es endlich in unsere kurze Kleidung zu schlüpfen und den Blick über das türkisfarbene Meer schweifen zu lassen.

 

Historische Baukunst in der Türkei

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
In Delikkemer steht die beeindruckende Aquäduktbrücke an der wir vorbei wandern.

Gut gelaunt ging es weiter. Wir erreichten Delikkemer, eine beeindruckende Aquäduktbrücke aus der antiken Römerzeit. "Delikkemer" bedeutet übersetzt übrigens soviel wie "Loch im Stein". Es handelt sich um ein Druckrohraquädukt. Wenn das Einlauf- und das Auslaufbecken von der Höhe richtig ausgerichtet ist, dann kann Wasser aufgrund des Wasserdrucks auch bergauf fließen, bzw. es wird nach oben gedrückt. 

 

Das Aquädukt wurde im 1. Jahrhundert v.Chr. zur Wasserversorgung von Patara erbaut. Unglaublich, zu welcher Meisterleistung die Ingenieure und Konstrukteure damals bereits fähig waren. 

 

Eine wunderschöne, sechste Etappe

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Wenn man dann mal auf dem richtigen Weg ist, ist die Etappe wirklich total schön und super easy zu gehen. Annika blickt auf die Berge, an dessen Hängen wir gestern das Tal umrundet haben.

Am Fuße des Aquädukts trafen wir ein deutsches Pärchen. Wir waren ganz erstaunt, denn bisher trafen wir während des Wanderns so gut wie nie andere Menschen. Die beiden waren ebenfalls auf dem Lykischen Weg unterwegs, wollten diese und die nächste Etappe allerdings mit dem Roller zurücklegen. "Wenn man sich nicht im Gestrüpp verirrt, ist es eine echt schöne und einfache Etappe", erzählten wir ihnen.

 

Wir überquerten eine Autostraße und bogen auf der anderen Seite wieder auf einen Pfad ab. Hier waren die Wegmarkierungen auch alle super gut vorhanden, so wie wir es eigentlich auch bisher gewohnt waren. Lediglich der Beginn einer Etappe und wenn es durch Ortschaften beziehungsweise Baustellen ging, machten uns oftmals Probleme.

 

Viel gelernt und gewachsen während des Trekkings

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Glaub mir, ich hätte dich echt gerne mit nach Hause genommen.

Ich hatte unsere Hündin mittlerweile echt lieb gewonnen. Man sah ihr förmlich an, wie glücklich sie war, mit uns gemeinsam zu wandern. Ihr Schwanz war permanent am Wedeln und ihr Gesicht sah aus als ob sie lachen würde. Nie ließ sie uns aus den Augen, rannte manchmal ein Stück vor und dann gleich wieder zu uns zurück. Sogar als ich im Gebüsch pinklen musste, setzte sie sich direkt neben mich, Kopf an Kopf und wartete - hahahah, bissle unangenehm war mir das schon. "Du bist echt die geborene Hundeflüsterin", lachte Annika.

 

Tatsächlich hätte ich das nie von mir gedacht, dass ich mittlerweile echt ziemlich gelassen auf vieles reagierte. Egal ob es unsere Wegfindungsprobleme betraf, Übernachtungsmöglichkeiten, wilde Hunde oder sonstige Herausforderungen, denen wir begegneten. Ich bin generell ein sehr ängstlicher Mensch und mache mir oft Sorgen und Gedanken. Von Tag zu Tag spürte ich, wie selbstsicherer ich wurde. So war das Trekking bisher nicht nur ein mega schöner Ausgleich zum Alltag, sondern auch eine Selbststärkung für mich. 

 

Trauriges Lebe wohl

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Ankunft in Gelemis und unsere Hündin ist seit heute Morgen bei uns.

Wir erreichten die ersten Häuser von Gelemis und wurden mit dem typischen Hundegebell empfangen. Speziell in Ortschaften gab es viele Hunde und die waren nicht immer freudig gestimmt, verteidigten ihr Revier und bellten immerzu lautstark. Unsere liebgewonnene Hündin, die mittlerweile die kompletten 14 Kilometer bei uns geblieben war, hatte keine Chance gegen die Meute an Hunden, die vor den Häusern warteten und sie attackierten. Anfangs verteidigte sie sich noch recht gut und rannte uns dann wieder hinter her.

 

Irgendwann mussten wir sie leider zurücklassen. Sie verzog sich geschlagen in die Felder und wir sahen sie nicht wieder. Mir zerriss es fast das Herz, so lieb hatte ich sie mittlerweile. Den ganzen Tag über dachte ich immer wieder an sie und hoffte, dass es ihr gut gehen würde. Schon krass, wie schnell man eine Beziehung zu einem Tier aufbauen kann, vor dem ich Stunden zuvor noch echt Schiss hatte.

 

Gelemis wirkt auf mich wie eine kleine Piratenstadt - quirlig und ursprünglich

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Gelemis hat echt total urige Restaurants und Cafès zu bieten.

Gelemis ist ein wirklich netter Ort, der gerade auch bei Backpackern sehr beliebt ist. Obwohl es hier einige Restaurants, Supermärkte und Shops gibt, hat Gelemis noch seinen ursprünglichen Charme erhalten. In vielen der Restaurants sitzt noch die Omi neben dem Feuer und bereitet die köstlichen Gözleme zu, eine typisch türkische Spezialität. Annika und ich gönnten uns auch gleich einen der leckeren, dünnen Teigfladen, die entweder herzhaft oder süß gefüllt sind. Dazu natürlich noch ein Ayran und einen türkischen Café - was für ein Leben :-)

 

Unser Nachtlager hatten wir auch bereits gefunden. Auf dem Medusa Camping wurden wir freundlich von einer jungen Türkin begrüßt. Sie freute sich total, als wir ihr erzählten, das wir aus Deutschland sind. "Meine Mutter lebt auch in Deutschland", sagte sie auf englisch zu uns. Später stellte sich heraus, das ihre Mutter in Ludwigsburg wohnt, dem Ort wo ich arbeite. Schon witzig, wie klein die Welt doch ist. Sie war gerade zu Besuch bei ihrer Tochter hier in der Türkei und gesellte sich später auch noch zu uns.

 

Sightseeing im antiken Patara

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Eines der berühmtesten Sehenswürdigkeiten in Patara ist das Theater.

Um zur antiken Stadt Patara und dem gleichnamigen Strand zu kommen, hätten wir von Gelemis noch mindestens 2 Kilometer laufen müssen (und das Ganze natürlich auch nochmals zurück). "Wir sind heute genug gelaufen, lass uns ein Taxi nahmen", schlug ich vor. Auch Annika fand die Idee gut. Da wir Anfang April noch in der Nebensaison hier waren, fanden wir weit und breit kein Taxi. Die junge Türkin vom Campingplatz organisierte uns für 200TL (ca. 6€) eine private Fahrerin, die uns völlig unkompliziert zu den berühmten Ausgrabungsstätten brachte. 

 

Der Eintritt kostete ebenfalls 200TL pro Person und lohnte sich unserer Meinung auch total. Die Ruinen sind teilweise wirklich noch gut erhalten. Vor allem das prächtige Theater und der Säulengang sind absolut toll. 

 

Patara galt als eine der wichtigsten Städte Lykiens

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Die Besichtigung von Patara lohnt sich absolut. So kann man das Trekking auch mit ein wenig Kultur verbinden.

Die ersten Siedlungsfunde gehen auf das 7. Jahrhundert v.Chr. zurück. Patara war sogar Sitz eines Apollon-Orakels, das in der Antike durchaus mit dem berühmten Orakle von Delphi konkurrierte. Ab ca. dem 4. Jahrhundert v.Chr. wurde die Stadt auch in militärischer Hinsicht wichtig und als Seestützpunkt ausgebaut.

 

Patara spielte im lykischen Bund eine immer wichtigere Rolle und auch sehr berühmte Persönlichkeiten brachte die Stadt hervor. Im 3. Jahrhundert n.Chr. wurde beispielsweise der Nikolaus von Myra in Patara geboren. Immer wieder hatte die Stadt allerdings auch mit den Sandmassen zu kämpfen, welche der Stadt und dem angrenzenden Fluss Xanthos stark zusetzten. So wurde Patara im 14. Jahrhundert aufgegeben.

 

Die ersten Relikte wurden 1988 gefunden und auch noch heute bringen Ausgrabungen erstaunliche Funde zu Tage, wie beispielsweise 2004 der Leuchtturm von Patara.

 

Naturschutzgebiet: der kilometerlange Sandstrand von Patara

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Der Stand von Patara wurde bereits mehrfach als einer der schönsten Stände gekürt.

Nach der Besichtigung der Ruinen wollten wir unbedingt noch den 18 Kilometer langen Sandstrand von Patara bewundern. Keine Ahnung ob das immer so ist, aber wir waren so gut wie alleine unterwegs. Wir liefen direkt von den Ruinen über die Sanddünen in Richtung Meer. Aus Naturschutzgründen herrscht am kompletten Strand ein Bauverbot, was an der türkischen Mittelmeerküste echt selten ist. Eine wunderschöne Landschaft breitete sich vor uns aus: vor uns das rauschende, klare Meer. Hinter uns die hohen Dünen mit dem feinen Sand und alles ist umringt vom bergigen, grünen Hinterland. Wir genossen es sehr, die frische Meeresbriese um unsere Nasen wehen zu lassen und gemütlich am Strand entlang zu schlendern. 

 

Am Strand von Patara ist außerdem noch eine ganz besondere Spezies anzutreffen. Die vom aussterben bedrohte Caretta-Meeresschildkröte legt hier im Zeitraum von ca. Anfang Juni bis Mitte September ihre Eier im Sand ab. Wo sich tagsüber die Urlauber sonnen, schlüpfen Nachts hunderte von Babyschildkröten. Genau deshalb ist der Strand auch nachts und früh morgens zum Glück gesperrt.

 

Gemütlicher Tagesausklang

Der Medusa Campingplatz bietet auch diese Holzbungalows zum mieten an.
Der Medusa Campingplatz bietet auch diese Holzbungalows zum mieten an.

Zurück ins Örtchen Gelemis ging es dann wieder mit einem Taxi. Dieses Mal hatten wir Glück und es war sogar ein Taxi unweit des Strandes verfügbar. In einem urigen Cafè trafen wir auf zwei deutsche Frauen, die wir bereits von der ersten Etappe kannten. "Wie schön euch wieder zu sehen", freuten sie sich. "Wir legten die letzten beiden Etappen mit dem Bus zurück", erzählten sie uns. Es ist wirklich ohne Probleme möglich, Etappen mit dem Bus abzukürzen, was einem auch eine Gewisse Sicherheit gibt, sollten doch mal Probleme auftreten.

 

Den Abend ließen wir ruhig ausklingen. Als erstes genossen wir die warme Dusche auf dem Medusa Campingplatz. Der Platz ist zwar recht klein (vor allem die Zeltwiese), hat aber alles um sich wohl zu fühlen. 

 

Ein etwas wehmütiges Einschlafen

Mehrtagestrekking auf dem Lykischen Weg in der Türkei - wandern fernab der Zivilisation in einer traumhaften Landschaft umgeben von Meer, Klippen und Bergen. (hier: Etappe 6 von Akbel nach Gelemis/Patara)
Klein aber fein - unser Zelt steht vom Regen geschützt auf dem Medusa Campingplatz.

Unser Zelt bauten wir dann doch nochmals ab und stellten es von der Wiese auf die Veranda einer Blockhütte, die man ebenfalls auf dem Campingplatz mieten kann. In der Nacht war wieder etwas Regen angesagt und wenn wir schon die Möglichkeit hatten das Zelt unter einem Dach aufzustellen, dann wollten wir diese Gelegenheit nutzen.

 

Auf dem Campingplatz und dem dazugehörigen Restaurant fand heute Abend eine Grillparty statt, zu der wir auch eingeladen gewesen waren. Wir waren nur zu müde und lehnten dankend ab. Mit den Klängen der Livemusik schliefen wir ein. Obwohl ich echt platt war, konnte ich einfach nicht schlafen. Mir ging die liebe Hündin immer wieder durch den Kopf. Hoffentlich ging es der treuen Seele gut, wünschte ich mir inständig.

 

Den Übersichtsartikel mit Tipps und weiteren Infos zum Lykischen Weg findet ihr hier.

Ihr wollt die Tour auch gehen? Hier findet ihr den GPX-Track zur 6. Etappe des Lykischen Weg:

Outfit-Tipps gefällig? Hier findest du jeweils einen Artikel zum perfekten Wandersocken und Funktionswäsche (Baselayer). 

Tipps für den perfekten Wandersocken.
Tipps für die perfekte Funktionswäsche (Baselayer).

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