Liebenswürdig, chillig, Selbstbewusst, beschämend, eklig - die heutige Tagesabfolge
Whup, whup... unsere vorletzte Etappe auf dem Lykischen Weg steht uns bevor. So krass, wie schnell die Zeit vergeht. Mittlerweile hat die ein oder andere von uns auch sichtbare Zeichen des tagelangen Wanderns an sich. Soll aber spannend bleiben und was das genau ist, verrate ich euch erst am Ende des Artikels ;-)
Genussvoll starten wir in den heutigen Tag. Der erste Streckenabschnitt ist super easy zu wandern, sodass wir genügend Zeit und Muse für gute Gespräche und das Aufsaugen der tollen Landschaft haben. Eine abenteuerliche und nicht ganz ungefährliche Kletterpartie bietet unsere Routenvariante heute ebenfalls. Mal schauen, ob wir uns da ran trauen.
Nach 20 Kilometern und 7 Stunden auf den Beinen, kommen wir in Kalkan, einer netten Stadt direkt am Meer an. Hier lassen wir es uns gut gehen, beschließen wir.
Ruhe am Morgen
Halbwegs gut ausgeschlafen krochen wir heute, an unserem vorletzten Trekkingtag um 6 Uhr aus dem Zelt. Auf der Holzplattform neben einer kleinen Holzhütte, auf dem Medusa Camping war unser Zelt zwar vor Nässe geschützt, wir aber nicht vor den lauten Geräuschen, die Nachts aus der Hütte kamen. Spät in der Nacht bezog wohl ein Herr noch die Hütte und schnarchte in seinen vier Wänden so unnormal laut, das wir in unserem Zelt schier nicht mehr schlafen konnten.
Dafür genossen wir jetzt die Ruhe am Morgen auf dem Campingplatz. Außer Annika und mir war bisher niemand wach, sodass wir den kleinen Waschraum und die große Outdoorküche für uns alleine hatten. Unser Frühstück bestehend aus einem Fertiggericht-Porridge und einem Apfel war schnell zubereitet. Noch kurz das Zelt abbauen und los konnte es gehen.
Stürmisches Wiedersehen
Als wir gerade beim Packen unserer Rucksäcke waren, rannte plötzlich ein Hund auf den Campingplatz. Er sprang wie verrückt an mir hoch und bellte lautstark. Spätestens jetzt waren alle anderen auf dem Campingplatz auch wach. "Was ist mit diesem verrückten Hund los!?", fragten wir uns beide. Es kamen zwei weitere Hunde welche den Campingplatzbesitzern gehörten und ihn vertreiben wollten. Immer wieder rannte der Hund zu mir her - er wollte einfach nicht gehen.
"Hey ich glaube das ist der Hund von gestern", sagte ich erstaunt zu Annika. "Schau mal, der hat hier hinten am Popo den gleichen Fleck". Ich zückte schnell meine Kamera und überprüfte die Fotos von gestern. "Das gibt es doch nicht, das ist wirklich unsere Hündin", freute ich mich nun mit ihr zusammen. Jetzt, als ich begriff wer die Hündin war, wechselte meine Stimmung schlagartig von ängstlich zu absoluter Freude. Wie krass, das diese Hündin uns gefunden hatte. Bei unserer letzten Etappe lief sie gestern den ganzen Tag von Akbel bis Gelemis mit uns (hier geht's zum Artikel). Am Ortseingang mussten wir sie dann leider zurücklassen, da die zahlreichen Hunde sie in die Flucht geschlagen hatten. Gestern waren wir dann noch im Ort sowie am Strand unterwegs und hatten sie nicht mehr gesehen. Sie musste uns die Nacht über gesucht haben. Absolut erstaunlich, wie sie uns hier, in dem doch größeren Ort gefunden hatte. Ich war mehr als beeindruckt, was diese Hündin alles auf sich genommen hatte.
Lebe wohl...
Selbst heute noch, wo ich gerade diesen Artikel schreibe, treibt es mir die Tränen in die Augen, als ich dieser Hündin lebe wohl sagen musste. Ich hätte sie wirklich zu gerne mit nach Hause genommen. Eine so treue und liebe Seele war sie. Sie folgte uns noch ein bisschen, bevor sie wieder von zahlreichen aggressiven Hunden vertrieben wurde. Wir konnten leider nicht auf sie warten, geschweige denn bei der Gemengelage eingreifen. Ich hoffe ihr geht es gut und sie findet immer wieder nette Wanderer, die sie begleiten darf.
Auf dem anfangs gleichen Weg wie gestern, verließen wir Gelemis. Auf der Anhöhe hatten wir nochmals einen tollen Blick auf den Strand von Patara, die Ruinen sowie das bergige Hinterland, das wir ebenfalls bereits durchzogen hatten.
Das erste Teilstück der 7. Etappe des Lykischen Wegs ist easy
Wir folgten immer der breiten Schotterpiste, die anfangs bergauf und später steil in Serpentinen bergab verlief. Das Meer hatten wir den gesamten Tag im Blick. Die Temperaturen waren heute Morgen, Anfang April noch ziemlich frisch, sodass wir mit langen Klamotten starteten.
Immer wieder kamen wir an kleinen Siedlungen am Meer vorbei, wo riesige Villen gebaut wurden. Teilweise schienen diese nicht wirklich fertig gebaut zu werden und so gut wie alle befanden sich mehr oder weniger im Rohbau. Eine asphaltierte Straße gab es hier keine, nur die Schotterpiste auf der wir liefen. Ich bin wirklich gespannt, wie es hier in ein paar Jahren wohl aussieht. Vermutlich sind Teile des Lykischen Wegs dann nicht mehr so attraktiv, weil sie bebaut sein könnten. Wirklich schade, das man hierzulande nicht wirklich viel Acht auf die Natur gibt. Als wir uns bei Einheimischen erkundigten, wie es hier mit den Baurechten aussieht, wurde uns nur mit einem Augenzwinkern gesagt, das mit dem nötigen Geld alles möglich ist, selbst das bebauen von Gebieten die eigentlich mitten in der Natur liegen.
April ist zum Trekking in der Türkei echt eine super Jahreszeit
Ungefähr 14 Kilometer blieben wir auf dieser einfach zu laufenden Piste. Auch wenn der Weg an sich nicht spektakulär war, bot die umliegende Landschaft reichlich Abwechslung. Einmal war der Weg mit satt grünen Wiesen umgeben, auf denen gelbe und weiße Blumen wuchsen. Später führte der Weg an mächtigen Felswänden vorbei und vor oder neben uns lag ständig das wunderschöne Meer. In der Ferne erkannten wir bereits die vorgelagerten Inseln von Kalkan, denen wir uns mit jedem Schritt näherten. Auch mal schön, einen einfachen Weg zu gehen, fanden wir beide. So konnten Annika und ich mich gut unterhalten und das bereits erlebte Revue passieren lassen.
Schade war heute allerdings, dass es zwischen Start und Ziel der Trekkingtour keine Einkehrmöglichkeit in Form eines Cafés oder Restaurants gab. Auch sonst hatten wir wenig Begegnungen an diesem Tag - die Landschaft wirkte wie ausgestorben.
Badespaß am Lykischen Weg wäre hier möglich gewesen - doch wir haben es etwas eilig
Genau in diesem Moment fuhr ein Lastwagen an uns vorbei. An wenigen der Häuser scheint wohl doch noch gebaut zu werden. Der LKW hielt neben uns an: "soll ich euch mitnehmen", fragt der junge, türkische Mann erst auf türkisch, dann auf englisch. Wir erklärten ihm, das wir sehr gerne wandern und bereits seit 7 Tagen auf dem Lykischen Weg unterwegs sind. Etwas verwundert schaute er uns an. Irgendwie wollte er nicht so recht glauben, was wir hier machten. Nachdem wir mehrfach sein Angebot ablehnten, fuhr er winkend an uns vorbei und wünschte uns noch viel Spaß.
Mittlerweile führte die Piste direkt am Meer entlang. "Schade das wir heute so wenig Zeit haben", sagte ich zu Annika. "Sonst hätten wir heute perfekt baden gehen können". Mit 6,5 Stunden reiner Gehzeit war die Etappe schon recht knackig und das kniffeligste Stück kam ja erst noch. Außerdem hatten wir auch heute Nacht bisher keinen Plan wo wir schlafen sollten. Dafür mussten wir auch noch Zeit einkalkulieren.
Nun kann das Abenteuer beginnen
Nach 14 Kilometern kamen wir nach Delikemer, der Ort mit dem römischen Aquädukt, an dem wir bereits gestern vorbei kamen. Hier gibt es nun zwei Routenvarianten. Entweder man folgt dem gestrigen Weg zurück nach Akbel, dem Ort der kurz oberhalb von Kalkan liegt. Oder man entscheidet sich für die Küstenvariante nach Kalkan, die jedoch deutlich anspruchsvoller ist und auch eine Kletterstelle aufweist.
"Schau mal, die weißen Häuser da hinten sind schon Kalkan", zeigte ich zu Annika. "Sieht nicht mehr weit aus", meinten wir beide einstimmig. Tatsächlich zog sich der Weg ab hier noch eine gefühlte Ewigkeit. Der erste Part stellte die Umrundung der Bucht dar, die wir oben in dem Bild sehen. Sieht easy aus, war es aber nicht. Ach ja, als kleiner Rückblick: unsere Abenteuertour als wir gestern vom Weg abkamen, führte übrigens genau über die Kuppe des Hügels an der Bucht. Sieht auch nicht tragisch aus, in Wirklichkeit war es das aber (hier geht's zum Artikel). Von daher sind wir mittlerweile erfahrungsgemäß skeptisch, was den Blick in die Landschaft und die Einstufung der Geländeschwierigkeit betrifft.
Für welche Wegvariante entscheiden wir uns wohl?
In unserem Wanderführer stand zur Küstenvariante folgendes:
"Die Steil-Passage ist zwar nur kurz, aber sehr anstrengend und nicht ungefährlich. Sie ist nur für trittsichere, schwindelfreie Wanderer geeignet und sollte auf keinen Fall mit schwerem Trekkingrucksack unternommen werden. Bei Regen ist von dieser Strecke in jedem Fall dringend abzuraten".
Ist ein 18 Kilo Rucksack schwer? Ist Ansichtssache, oder? ;-)
Trocken ist es heute auch. Das wir trittsicher und schwindelfrei sind, hat der Horror-Abstieg zur Schmetterlingsbucht am ersten Trekkingtag bewiesen, auch wenn unser Wohlfühlbarometer damals weit unter Null lag.
"Wir nehmen die Küstenvariante", waren wir uns beide einig.
Wir sind schon neugierig und aufgeregt auf die Kletterstelle
Zu Beginn ging es erstmal einen kleinen Pfad bergab in Richtung Bucht. Das Gelände war felsig, ging aber gut zu laufen und war nichts, was wir bisher nicht gewohnt waren. Die Wegfindung war so lala - zahlreiche schmale Wege, durchsetzt mit etwas Dornen. Wir stellten allerdings rasch fest, das alle Wege irgendwie nach unten führten und sich dort wieder trafen.
Tatsächlich trafen wir hier zum ersten Mal vier andere Menschen, die zwar mit ihren weißen Hemden nicht wirklich wie Wanderer aussahen, aber immerhin hier auf dem Wanderweg unterwegs waren. "Ich hab echt ein bisschen Schiss vor der Kletterstelle", sagte Annika etwas verunsichert. "Also wenn die Weiß-Hemden das geschafft haben, bekommst du das 3x hin", lachte ich ihr zu. "Und wenn es gar nicht geht, drehen wir wieder um und nehmen den anderen Weg".
Die Schlüsselstelle - eine Kletterpartie an einer senkrechten Felswand
Nach ca. 2 Kilometern kamen wir an einem felsigen Plateau heraus. Wir standen auf einer Fläche weißer, scharfkantiger Karstfelsen. "Hä, wo geht es denn nun weiter?", fragten wir uns beide. Bisher waren zumindest immer mal wieder rote Farbmarkierungen ersichtlich, hier schien aber nichts zu sein. Vor uns fielen die Felsen senkrecht ins Meer hinab. "Mhhh, irgendwie gibt es nur eine Möglichkeit, hier die Felsen hinunter", meinte ich etwas ungläubig. Rechte uns links von uns war so dichter Bewuchs, das der Weg dort hin nicht weitergehen konnte.
"Ich schaue mir die Sache mal an und gebe dir dann Bescheid", sagte ich zu Annika und setzte einen Tritt hinunter in die senkrechte Felswand. Puhhh, fallen sollte man hier echt nicht, schoss es in meinen Kopf. Ein Gedanke der nicht gerade hilfreich war. Nach ein paar Tritten und Griffen später stand ich gut auf einem Felsen und konnte mir einen Überblick über das Gelände verschaffen. "Das hier scheint tatsächlich der Weg zu sein", schrie ich zu Annika hoch. "Es gibt Markierungen und auf den Felsen sieht man braune Trittspuren. Ich denke du wirst es gut schaffen - es ist definitiv einfacher als der Weg zur Schmetterlingsbucht", setzte ich nach. "Ich komme langsam nach", sagte Annika und kurze Zeit später sah ich sie konzentriert und sicher die Felsen hinab klettern. "Du machst das super", lobte ich sie. Es freute mich total, was wir hier alles gemeinsam erlebten und wieviel Selbstvertrauen wir beide mittlerweile dazu gewonnen hatten.
Im Nachhinein wäre eine andere Etappenreihenfolge auf dem Lykischen Weg sinnvoller
Nach dem Abstieg folgte noch eine ausgesetzte Querung. Die Kletterpartie ist mit ca. 20 Metern Länge nicht sehr lang, doch tatsächlich nicht ganz ungefährlich. Von der Schwierigkeit würde ich sie mit dem II. Schwierigkeitsgrad bewerten. Also technisch nicht schwer, aber eben an einer senkrechten Felswand, einige Meter über dem Meer. Der Vorteil war allerdings, das die Felsen sehr griffig waren und gute Tritte boten.
Im Nachhinein würde ich die Etappen anders herum planen und Etappe 6 und 7 tauschen. Sinnvoller wäre demnach zuerst von Kalkan nach Gelemis zu wandern. So hätte man diese Kletterpassage relativ am Anfang der Tour, wo man noch fit, ausgeruht und konzentriert ist. Außerdem würde man dann auch bergauf klettern, was finde ich einfacher ist als abzuklettern. Am nächsten Tag würde ich dann von Gelemis über unsere eigentliche gestrige Tour zurück wandern.
Ganz glücklich über den heute bedeckten Himmel
Wir hatten die Kletterpartie gut gemeistert und waren mega happy, das es so gut lief. Bis Kilometer 19 ging der Weg anspruchsvoll, aber nicht mehr kletternd weiter. Immer wieder gab es Felsaufschwünge und der Pfad blieb weiterhin sehr ausgesetzt. Vollste Konzentration war bis zum Ende der heutigen Etappe gefragt, was irgendwann gar nicht mehr so einfach war.
Gefühlt wollte der Weg einfach nicht enden. Keine Ahnung ob wir mittlerweile einfach körperlich etwas platt waren oder einfach die Motivation nach ließ. "Ich bin so froh, dass es heute bewölkt ist", sagte ich zu Annika. "Stell dir mal vor wir hätten diese Etappe heute in der Hitze der Sonne laufen müssen". "Oh ja, du hast absolut recht", pflichtete Annika mir bei. Es gab heute keinerlei Schatten und trotz des bewölkten Himmels hatten wir beide unsere jeweils 2 Liter Wasser komplett aufgebraucht.
Unser Etappenziel Kalkan ist erreicht
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich den Ort Kalkan. Laut Reiseführer ist Kalkan ein beschaulicher Ort, der voll und ganz auf Tourismus eingestellt ist. "Lass uns erstmal irgendwo ein schönes Café suchen", schlug Annika vor. "Au ja, sehr gerne", war ich gleich dabei.
Die Begrüßung in Kalkan war laut und wenig herzlich. Menschen sahen wir so gut wie keine, dafür umso mehr Hunde. Vor jedem Haus gab es mindestens einen und irgendwie waren die alle echt aggro drauf. Wir fühlten uns überhaupt nicht wohl. "Die Hunde in der Wildnis waren irgendwie lieber", meinte ich und zuckte schon wieder von dem nächsten Kläffen zusammen. Wir gaben in google maps "Restaurant" ein und steuerten zielstrebig auf das nächstgelegene zu, um feststellen zu müssen, das es geschlossen hatte.
Anfang April ist hier in der Türkei keine Saison
Okay, dann gehen wir halt zum nächsten, waren wir anfangs noch optimistisch. Dieses hatte allerdings ebenfalls zu. So zogen wir von Restaurant zu Restaurant und wurden mit jeder geschlossenen Tür wütender. "Das gibt es doch nicht!", motzten wir beide abwechselnd. Irgendwie ist der Ort hier komisch, alles hat zu - die Hotels, die Restaurants, überall Baustellen und keine Menschen. Dabei freuten wir uns so sehr auf einen einfach Cappuccino.
Nach einem ausgedehnten und wegen den Hunden unentspannten Fußmarsch durch Kalkan, hatten wir endlich ein kleines Restaurant gefunden. Es saß zwar keine drin, aber die Tische waren gedeckt. Mal schauen, ob jemand zum Bedienen kommt.
Man gönnt sich ja sonst nichts
Und dann hatten wir doch noch Glück - mehr als Glück!!!
Das Restaurant "Cafe Vita Kalkan" und die beiden Besitzer waren sooooo nett und wir wurden behandelt wie Prinzessinnen. Wir gönnten uns einen Avocado Salat, mehrere Cappuccino sowie selbstgemachte Minz-Limonade. Als Annika noch ihren geliebten Ayran wollte, fuhr der Besitzer extra noch mit dem Roller weg und besorgte welchen, weil er gerade keinen da hatte.
Die beiden Herren waren mehr als beeindruckt von unserer Tour. Anfangs konnten sie es gar nicht glauben, das wir aus Fethiye bis nach Kalkan gewandert waren. Vor allem von den Nächten im Zelt hatten sie sehr Respekt. "Es gibt hier Bären", sagte einer auf englisch zu uns. "Hattet ihr da keine Angst?", wollte er von uns wissen. Wir schauten uns ungläubig an und dachten beide: gut das wir das vorher nicht wussten ;-)
Wohlfühlatmosphäre im Papermoon
Eigentlich wollten wir heute nochmals auf einem Campingplatz übernachten. Als wir jedoch feststellten, das dieser ein ordentliches Stück außerhalb von Kalkan lag und wir mittlerweile kein Vertrauen mehr in die Google-Öffnungszeiten hatten, entschieden wir uns lieber ein Hotel hier im Ort zu suchen. Wäre ja schon blöd gewesen, wenn wir wieder vor einem geschlossenen Campingplatz stehen würden. Hier in Kalkan gab es unzählige Hotels, doch die meisten waren immer noch geschlossen. "Schau mal, das hier könnte was sein", zeigte ich Annika mein Handy.
"750 Türkische Lira insgesamt für ein Doppelzimmer und es ist nur 3 Minuten von hier entfernt".
"Das hört sich super an", war Annika gleich begeistert. Wir verabschiedeten uns von den beiden netten Herren und machten uns auf in Richtung Papermoon-Hotel.
30€ insgesamt für 2 Personen, inklusive Frühstück - wir waren begeistert, vor allem als wir das nette Zimmer sahen. Wir fühlten uns sofort wohl, duschten, wuschen Wäsche, versorgten unsere Wehwehchen und waren absolut im Glück.
Die ekligen Seiten des Wanderns ;-)
"Wo sollen wir denn heute Abend essen gehen?", fragte Annika. "Eigentlich könnten wir doch wieder zu den beiden Herren vom Nachmittag gehen, oder?".
Das war eine super Idee, immerhin war das Essen mega lecker und wir mussten nicht weit durch die Agro-Hundestadt im Dunkeln ziehen.
Shit, wir hatten unsere ganze Wäsche gewaschen und voll vergessen, für heute Abend was übrig zu lassen. Also stiefelten wir in unseren Schlafklamotten und Socken in den Flipflops, überhaupt nicht stilgerecht zum Abendessen. Heute am Abend war das Restaurant recht gut besucht. Von überall her roch es nach Parfum und der Kleidungsstil der Anderen entsprach so überhaupt nicht dem unseren. Noch dazu hatten wir vom Mittagessen eine übelste Zwiebelfahne.
"Mir ist das hier genauso unangenehm, als bei der Wanderung heute über die Klippen zu klettern", jammerte Annika. Ihre Sprüche sind echt immer so witzig. Aber ja, ich fühlte mich auch mehr als unwohl. Die beiden Besitzer schien das überhaupt nicht zu stören - im Gegenteil, wie waren eine richtige Attraktion. Sie freuten sich mega über unseren Besuch. Am Ende bekamen wir noch ihre Visitenkarten und mussten versprechen, bei unserem nächsten Türkei Urlaub wieder bei ihnen vorbei zu schauen. "Wenn ihr unterwegs Hilfe braucht, könnt ihr immer anrufen", meinten sie noch zum Abschied.
Im Hotel wieder angekommen, machten wir eine etwas eklige Entdeckung.
"Hä, schau mal was ich für rote Flecken an den Beinen habe", zeigte mit Annika ihre Füße. An ihren Fußgelenken zeichnete sich überall ein roter Ausschlag ab. "Das juckt auch voll", meinte sie. "Weißt du was das ist?"
Ich hatte sowas noch nie zuvor gesehen, aber Dr. Google wusste natürlich Bescheid: Pilgerkrätze!!!
Die roten Pusteln können bei langen Wanderungen bei großer Hitze entstehen. Weibliche Füße sind davon tendentiell öfter betroffen als männliche. Die kleinen Blutgefäße sind bei der Purpura d'effort, wie sie medizinisch korrekt genannt wir, entzündet und es kommt zu kleinen Einblutungen. Gefährlich ist das Ganze nicht und ansteckend ebenfalls nicht. Hilfreich kann eine kalte Dusche oder ein kalter See/Bach sein, sowie das hochlagern der Füße. Auch Kompressionssocken können hilfreich sein. Zur Info findest du hier auch einen interessanten Artikel über diese Art Hautausschlag.
Man lernt ja nie aus ;-)
Auch für mich war dieses Thema der Pilger- bzw. Wanderkrätze neu. Und damit endet auch unser vorletzter Abend auf dem Lykischen Weg.
Den Übersichtsartikel mit Tipps und weiteren Infos zum Lykischen Weg findet ihr hier.
Ihr wollt die Tour auch gehen? Hier findet ihr den GPX-Track zur 7. Etappe des Lykischen Weg:
Outfit-Tipps gefällig? Hier findest du jeweils einen Artikel zum perfekten Wandersocken und Funktionswäsche (Baselayer).
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