Anspruchsvoll auf einen der schönsten Aussichtsberge der wilden Insel
Definitiv eine meiner Lieblingstouren auf Madeira :-)
Diese Wanderung hat echt viel zu bieten. Anfangs läuft man auf einem entspannten, gepflasterten Weg. Später wird das Gelände anspruchsvoller, fast alpin. Höhepunkt ist der freistehende Gipfel des 1.654 Meter hohen Pico Grande. Über eine kleine Klettereinlage (Stahlseile sind vorhanden) geht es auf den aus Tuffstein bestehenden Gipfel. Wie auf einem Sockel steht dieser atemberaubende Aussichtsberg auf einer Anhöhe. Wind und Wasser verleihen den Felsen eine ganz besondere, fast schon bizarre Form.
Die Tour kann ja nach Können super aufgeteilt werden. Der erste Teil ist einfach. Auch ohne Gipfelerlebnis kann man hier die wilde Landschaft Madeiras genießen. Wer technisch und konditionell versierter ist, erklimmt den Pico Grande. Vom Gipfel hast du ein traumhaftes 360-Grad Panorama.
Diese Wanderung hat definitiv den Titel "Top Tour" verdient.
Tourdaten auf einen Blick:
- Strecke: 10,5 Kilometer
- Höhenmeter: ca. 700m
- Dauer: ca. 4,5 Stunden
- Schwierigkeit: mittel (letztes Stück am Gipfel schwierig)
- Anforderungen: es handelt sich um eine anspruchsvolle Bergtour, die nur bei guten Wetterverhältnissen unternommen werden sollte. Anfangs ist der Weg noch sehr einfach zu gehen, die Schwierigkeit nimmt später zu. Teilweise geht es sehr steil und ausgesetzt bergauf und später wieder bergab. Die seitlich angebrachten Stahlseile sind nicht gut gepflegt und oft locker. Man sollte daher in der Lage sei, diese Stellen auch ohne die Stahlseile zu bewältigen. Die letzten Meter bis zum Gipfel muss man leicht klettern - teilweise sind hier Stahlseile angebracht. Wer sich hier nicht sicher fühlt, kann diese letzten Meter auch aussparen (die Aussicht ist trotzdem toll).
- Wissenswertes: es handelt sich um keine Rundtour. Am Ende musst du den den gleichen Weg wieder zurück wandern. Die erste Hälfte der Tour bis zum Boca do Cerro ist nicht schwierig (Schwierigkeit blau/leicht). Wer mag kann auch nur bis dort hin gehen. Während der gesamten Tour gibt es keine Einkehrmöglichkeit. Das Wetter kann sich hier in der Gegend rasch ändern - unbedingt Regensachen mitnehmen. Wir waren damals fast alleine auf der Tour unterwegs - sucht du also eine Wanderung die du in Ruhe genießen kannst, bist du hier richtig.
- Startpunkt: Aussichtspunkt Boca da Corrida (es gibt hier nur einen sehr kleinen Parkplatz. Früh starten, damit man auch einen Platz bekommt)
- Rother Wanderführer Tour Nr. 35
Schon die Fahrt zum Startpunkt ist ein Erlebnis
Leider mussten wir unseren Mietwagen tauschen, da wir einen platten Reifen hatten. So geht es dann heute mit deutlich weniger PS unterm Hintern die sehr, sehr steile Straße hinauf zum Aussichtspunkt Boca da Corrida. By the way: klare Empfehlung für einen Mietwagen auf Madeira - ordentlich PS ;-)
Weitere Tipps für deinen Aktivurlaub auf Madeira findest du übrigens hier.
Startpunkt unserer heutigen Tour auf den Pico Grande ist ein kleiner Parkplatz am Aussichtspunkt Boca da Corrida. Bereits hier haben wir eine fantastische Aussicht auf die wilde Bergwelt. Meine Vorfreude auf die Wanderung steigt von Minute zu Minute.
Entspannter Tourenstart
Wir folgen dem Schild mit der Aufschrift "PR 12 Encumeada". Anfangs verläuft die Wanderung recht einfach auf einem gepflasterten Weg. Die abgestorbenen Bäume, welche vereinzelt in der Landschaft stehen, verleihen der Landschaft einen außergewöhnlichen Reiz. Mit ihren weißen Stämmen und Ästen stechen sie zwischen der sonst grünen Landschaft heraus.
Dieser erste Teil der Wanderung ist von der Schwierigkeitskategorie "blau=einfach". Du kannst also auch nur dieses erste Teilstück bis zum Boca do Cerro laufen. Das ist ein mächtiger Gebirgskamm, von dem man nochmals einen tollen Blick zu beiden Seiten hin hat. Hin und zurück sind dies insgesamt ca. 2,5 Stunden.
Wo ist der Pico Grande?
Lange Zeit ist uns bei dieser Tour nicht klar, wo denn nun eigentlich unser Gipfelziel - der Pico Grande ist. Überall in den Wanderführern steht, dass man den Gipfel die ganze Zeit über sieht. Plötzlich schiebt sich die dicke Wolkenfront über der mächtigen Felswand, die in der Ferne liegt zur Seite. Die kleine, felsige Spitze, die eher einer aufgesetzten Kugel gleicht, ist der Pico Grande, wie sich später herausstellt. Also ja, wir haben ihn wirklich immer im Blick, sobald sich der Wolkenvorhang öffnet.
Neben der unsagbar schönen und wilden Landschaft Madeiras, sind auch die Wetterverhältnisse besonders für die Insel. Teilweise sekündlich kann sich die Wetterlage ändern. Ich finde es immer total spannend, wie schnell manchmal der Nebel und die Wolken durch die Berge ziehen und die Landschaft immer wieder anders aussehen lassen.
Die Schlüsselstelle der Wanderung auf den Pico Grande
Die erste Schlüsselstelle der Tour folgt nun. Es geht steil und teilweise ausgesetzt bergauf. Im unteren Teil ist ein Stahlseil angebracht, das bei uns damals allerdings nicht mehr gut in Schuss war. Wirklich festhalten wollte ich mich da nicht, da die Stangen bereits in den Verankerungen kräftig wackelten.
Außerdem war auch der Weg an manchen Stellen abgerutscht. Hier sollte man definitiv trittsicher und schwindelfrei sein. Bei Nässe ist dieses Stück nicht ratsam zu gehen. Du solltest dir auch bewusst sein, das du den Weg wieder zurück wanderst. Oft wird ein steiler Abstieg schwieriger empfunden, als ein steiler Aufstieg.
Diese Wanderung auf Madeira ist nicht überlaufen
Bergauf geht es nun weiter. Der Weg ist dafür aber einfacher zu gehen. Über Felsplatten, Geröll und erdige Pfade schlängelt sich der Weg den Berg hinauf. Unser Gipfelziel haben wir jetzt auch wieder im Blick: neben der kleinen, spitzen Felsnase steht links noch eine etwas breitere Nase - das ist er.
Auch auf der anderen Bergseite auf der wir nun stehen haben wir eine gigantische Aussicht ins Tal sowie auf die umliegenden Berge. Bei guter Sicht kannst du sogar die beiden höchsten Berge Madeiras, den Pico Arieiro und den Pico Ruvio sehen. Der große Vorteil allerdings im Vergleich zur Klassikertour auf den höchsten Berg Madeiras, ist hier bei der Wanderung die Einsamkeit. Nur einzelne, wenige Wanderer begegneten wir an diesem Tag und hatten somit die tollen Aussichtsplätze ganz für uns alleine.
Kletternd geht es die letzten Meter hoch zum Gipfel
Wir gelangen auf eine große, felsige Fläche. Direkt vor uns erhebt sich der Pico Grande - ein großer Felsklotz aus Tuffstein. "Ach wie cool", freue ich mich. Wir sind ganz alleine hier oben und ich bin schon voller Vorfreude, die letzten Meter auf den Gipfel zu klettern. Timo genießt statt dessen den Rastplatz unten am Gipfel, während ich immer höher kraxle.
Der vulkanische Tuffstein ist super griffig und es macht mir echt mega viel Spaß hinauf zu klettern. Stahlseile sind hier übrigens auch vorhanden. Timo wird immer kleiner und meine Aussicht immer besser.
Nicht der höchste Gipfel Madeiras, dafür aber sicherlich einer mit der besten Aussicht
Geschafft, ich bin auf dem Gipfel des Pico Grande. Von hier oben wirkt die Landschaft noch fantastischer. Vor allem die unterschiedlichen Gesteinsformationen beeindrucken mich total. Ich drehe mich langsam 360-Grad auf dem Gipfel. Jede Blickrichtung sieht komplett anders aus - ich bin begeistert. Schade, dass ich diesen Moment nicht mit Timo teilen kann, denke ich mir. Er hat keine Lust aufs Klettern und das muss ich akzeptieren.
Auf dem gleichen Weg geht es wieder runter vom Gipfel. Man hatte ich ein Glück: kaum komme ich am Rastplatz an auf dem Timo sitzt, zieht der Himmel zu und die Aussicht ist verdeckt hinter dichtem Nebel.
Das Landschaftsbild in den Bergen Madeiras wechselt ständig
Obwohl der Rückweg der selbe ist als der Hinweg, kommt mir die Strecke überhaupt nicht langweilig vor. Die andere Blickrichtung ist ebenfalls wunderschön. Selbst mit oder vielleicht auch dank des Nebels, der immer wieder über die Bergkämme zieht, wirkt die Natur auf einmal komplett anders. Es zieht Wind auf und die gelben Gräser am Wegesrand kitzeln unsere Waden. Ob wir wohl trockenen Fußes zurück zum Parkplatz kommen?
Dunkle Gewitterwolken ziehen heran und zum Glück genauso schnell auch wieder vorbei. Hoffentlich werden wir wenn dann erst nass, wenn wir wieder auf dem einfachen Wanderweg angekommen sind, wünsche ich mir.
Mein Fazit zur Tour auf den Pico Grande
Die Regenjacken haben wir mittlerweile an. Einmal weil es echt kalt geworden ist und der Regen kam dann doch auch noch. Aber alles halb so schlimm: wir befinden uns mittlerweile auf dem einfachen Stück Wanderweg und versüßen uns die Regen-Stimmung mit leckeren Brombeeren, sie es in Hülle und Fülle am Wegesrand zu naschen gibt.
Mein Fazit:
Ich fand die Tour echt meeeega schön. Zum einen weil die Wege sehr abwechslungsreich und stellenweise auch anspruchsvoll sind. Zum Anderen weil wenig los war und die Landschaft sich total wild präsentiert. Diese Wanderung auf Madeira bietet eine unvergleichliche Erfahrung für Naturliebhaber und Abenteuerlustige gleichermaßen. Die abwechslungsreiche Landschaft, die spektakulären Ausblicke und die einzigartige Atmosphäre machen sie meiner Meinung nach zu einer "Top Tour" auf der Insel.
Weitere schöne Wanderungen auf Madeira, sowie Tipps und Tricks für deinen Wanderurlaub findest du hier.
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