Historischer Küstensteig entlang der Steilküste durch die Boca do Risco
Bevor es Tunnel und Brücken gab, war dieser ausgesetzte Küstenweg die einzige Verbindung zwischen Porto da Cruz und Machico. Über 300 Meter oberhalb des tosenden Meeres ist dieser abenteuerliche Weg aufwändig in die Felswand geschlagen. Der Wanderweg ist top gepflegt. Auch die Stahlseile die immer mal wieder entlang der Steilklippen angebracht wurden, sind gut in Schuss. Trotzdem solltest du bei dieser Tour schwindelfrei sein, um sie mit Freude genießen zu können. Ansonsten ist der Weg technisch nicht schwierig.
Wir hatten damals extrem Glück mit dem Wetter. Fast schon zu heiß war es für meine Verhältnisse, da man nahezu die komplette Zeit in der Sonne läuft. Der zweite Teil der Wanderung verläuft im Landesinneren. Später führt ein kurzes Stück an der Levada do Canical entlang. Dieser Weg hat mir auch besonders gut gefallen, da der Wasserkanal hoch über dem Tal verläuft. Wenn du eine abwechslungsreiche Wandertour auf Madeira suchst, wirst du hier fündig.
Tourdaten auf einen Blick:
- Strecke: 16,4 Kilometer
- Höhenmeter: ca. 500m
- Dauer: ca. 5 Stunden
- Schwierigkeit: mittel
- Anforderungen: der Küstensteig an sich ist ein schmaler, erdiger, manchmal felsiger Pfad, der sehr gut gepflegt und einfach zu laufen ist. Es geht auf ihm nahezu eben oberhalb des Meeres entlang. Allerdings befindet man sich ca. 300 Meter oberhalb des Meeres. Wer nicht schwindelfrei ist, wird diese Tour vermutlich nicht wirklich genießen können. An einigen, ausgesetzten Stellen ist zur Sicherheit ein Stahlseil an der Meeresseite gespannt. Auch der am Ende folgende Levadaweg befindet sich erhöht über dem Tal. Kletter- bzw. Kraxelstellen gibt es keine. Im Rother Wanderführer ist die Tour als "schwer/schwarz" gekennzeichnet. Warum erschließt sich mir nicht ganz, da der Weg an sich technisch nicht schwierig ist. Ich empfand lediglich die Dauer der Tour anstrengend, da an unserem Wandertag damals die Temperaturen sehr hoch waren und man die meiste Zeit in der Sonne läuft.
- Wissenswertes: es handelt sich um keine Rundtour. In Machico angekommen, kannst du entweder mit dem Bus zurück nach Porto da Cruz fahren oder mit dem Taxi (Taxikosten ca. 18€, 10min Fahrzeit). Der historische Küstensteig ist eine sehr beliebte Wanderung auf Madeira. Uns kamen immer wieder Wanderer entgegen, trotzdem war es nicht überlaufen. Das erste Teilstück bis man auf den Küstensteig trifft ist nicht so schön (Asphaltstraße). Viele haben sich mit Bussen an den Start des Küstensteigs fahren lassen (ungefähr da wo die Seilbahn in der Karte eingezeichnet ist).
- Startpunkt: Porto da Cruz, kostenfreier Parkplatz an der Praia da Alagoa
- Rother Wanderführer Tour Nr. 16
Start der Wanderung in Porto da Cruz
Wir starten im beschaulichen Örtchen Porto da Cruz. Direkt unten an der Praia da Alagoa gibt es einen kostenfreien Parkplatz. Das Meer ist am heutigen Tag total ruhig. Sehr viele Surfer zieht es normalerweise wohl hier her, da die Wellen besonders imposant werden können. Ansonsten ist im Örtchen nicht viel los.
Direkt an der Bucht befindet sich ein markanter Felsen, der hinaus aufs Wasser ragt. Diesen umrunden wir zu Beginn auf einem schön angelegten Uferweg. Dabei kommen wir auch an mehreren Schwimmbecken vorbei, die direkt am Meer liegen. Gegenüber befindet sich der berühmte Adlerfelsen, der Penha de Áquila. Dieser 590 Meter hohe Felsen, mit seiner senkrecht ins Meer abfallenden Felswand, ist eines der Wahrzeichen Madeiras. Früher nisteten hier die Fischadler, die zur Namensgebung beitrugen. Eine ca. 2 stündige Wanderweg führt übrigens auch auf den Adlerfelsen.
In der Hitze Madeiras geht es bergauf
Nachdem wir den Promenadenweg verlassen, laufen wir ein kurzes Stück auf dem dunklen Lavastrand. Bald darauf beginnt der Aufstieg. Auf einem schmalen, erdigen Pfad führt unser Weg zunächst noch sanft ansteigend bergauf. Neben uns führt eine Levada ein wenig Wasser. Die Landschaft ändert sich schlagartig. Waren wir gerade noch am Strand, hörten das Rauschen der See und genossen das frische Lüftchen das uns um die Nase wehte, stehen wir nun im üppigen Grün. Die Grillen zirpen und die Sonne brennt auf unsere Schultern - es ist unerträglich heiß.
Später wird es wieder urbaner. Wir kommen an Häusern vorbei und laufen nun auch wieder auf einer asphaltierten Straße. "Man sind das hier Steigungen", fluche ich. Ich kann euch sagen, die steilsten Straßen gibt es glaube ich echt hier auf der Insel. Das man da nicht geradewegs wieder nach unten rollt, wundert mich. Schweißperlen, naja, eigentlich schon Rinnsale laufen mir über's Gesicht. Wenn ich was echt nicht gut vertrage, dann ist es starke Hitze - die entzieht mir schlagartig jegliche Energie.
Steil, steiler, Madeira
Der Weg will einfach nicht enden. Fast eine Stunde geht es steil auf Asphalt weiter - wirklich schön ist die Strecke nicht. Einzig die tolle Aussicht zurück auf Porto da Cruz und den fantastischen Adlerfelsen entlohnt für die Anstrengung. Immer wieder bleibe ich stehen, drehe mich um, lasse den Blick schweifen und nehme drei tiefe Atemzüge. Weiter geht's...
Timo stapft mit seinen langen Beinen bergauf mal wieder gefühlt meilenweg vorweg, während ich schlecht gelaunt hinter her japse. Uns fällt auf, das sich viele Wanderer dieses erste Stück sparen und sich mit dem Bus an den Beginn des Klippenwegs fahren lassen. Mhhh, das hätten wir echt auch machen können, denke ich mir.
Der Küstensteig beginnt
Endlich, ein erdiger Pfad biegt ab - wir haben den bekannten Küstensteig erreicht. Zu Beginn geht es ein kurzes Stück auf der breiten Piste weiter. Mein Genießer-Modus ist jetzt definitiv wieder an und freut sich auf die nun folgende Strecke.
Über 300 Meter oberhalb des Meeres verläuft der stellenweise schmale und ausgesetzte Küstensteig. Über die anfänglich noch vorhandenen Schatten-Passagen bin ich bei den heißen Temperaturen heute extrem dankbar. Es geht durch ein feuchtes Sturzbachbett und später durch eine stark bewachsene Schlucht. Über in den Fels geschlagene Steintreppen, die aufgrund der Feuchtigkeit und des Bewuchses ziemlich glatt sind, geht es wieder raus in die Sonne.
Diese Wandertour ist nichts für Leute mit Höhenangst
Oft stehen wir an der mit Stahlseilen abgesicherten Kante, schauen hinab auf die Steilklippen und die bergige Küstenlinie. Ich kann gar nicht genug bekommen von dieser traumhaft schönen Aussicht.
Der Weg ist abenteuerlich in den Fels geschlagen und in einem sehr guten, gepflegten Zustand. Technisch ist der Küstensteig nicht schwierig. Wir befinden uns nahezu die ganze Zeit über in ebenem Gelände. Der Weg ist erdig, manchmal auch felsig, aber durchweg einfach zu wandern. Hat man allerdings Höhenangst, ist der Weg sicherlich nicht zu empfehlen. In anderen Artikel habe ich gelesen, das sie Wanderern mit Tränen in den Augen begegnet sind, weil sie so viel Angst hatten. Für mich ist es immer schwierig nachzuempfinden, wie man sich in diesem Gelände fühlt, wenn man mit der Höhe Probleme hat. Von daher schätzt euch richtig ein und verzichtet unter Umständen auf diese Tour, wenn ihr euch zwecks Höhenangst nicht ganz sicher seid.
Bekannte Wanderung auf Madeira, aber nicht überlaufen
Obwohl dieser Wanderweg sehr bekannt ist, ist an unserem heutigen Touren-Tag nicht arg viel los. Hier und da kommen uns andere Wanderer entgegen, aber es hält sich total in Grenzen. Je nachdem an welcher Stelle man steht, muss man etwas seinen Bauch einziehen, um aneinander vorbei zu kommen ;-)
Ich fand es auch mega beeindruckend, wie verschiedene Pflanzen auf den schroffen Felsen neben dem Weg wuchsen. Vor allem das Aeonium ist in unterschiedlichen Exemplaren hier anzutreffen. Die grünen Rosetten hängen wie kleine Gemälde an den dunklen Felswänden. Der botanische Name leitet sich vom griechischen Wort "αίώνιος" ab, was übersetzt soviel wie "für ewig, ausdauernd" bedeutet. Ein wirklich sehr passender Name. Unglaublich, wie diese Pflanzen auf diesen kargen Untergründen wachsen können.
Die Bocca do Risco ("Die Gefährliche Öffnung") ist erreicht
Wir erreichen die Bocca do Risco, die "Gefährliche Öffnung". Auf diesem Sattel können wir die Nordküste Madeiras ein letztes Mal super überblicken. Früher war dieser Küstensteig übrigens die einzige Verbindung zwischen Porto da Cruz und Machico. Vor allem Wein wurde hier transportiert. Diesen füllte man in Schläuche aus Ziegenhaut und beförderte ihn so über die Klippen. Ob daher wohl der Name des Sattels "Gefährliche Öffnung" stammt? Wer weiß - so gut ausgebaut wie heute war der Weg damals sicherlich nicht.
Noch einmal genießen wir den Blick aufs Meer, denn nun geht es weiter in Richtung Landesinneren.
Das Wetter auf Madeira wechselt schnell - nur heute nicht
Auf einem kleinen Trampelpfad schlängelt sich unser Weg nun immer weiter bergab. Wir durchstreifen Wiesen und kommen an Gärten vorbei. Die Hitze staut sich total, es geht kein Lüftchen und mir ist so abartig heiß. Bisher standen wir auf unseren Touren auf Madeira meist auch mal kurze Zeit im Regen - heute nicht. Ich freute mich schon auf eine kühle Erfrischung in Machico, doch bis dahin war es noch eine Weile zu wandern.
Auch wenn wir nach und nach die ersten Häuser in der Ferne erkannten, zieht sich der Weg ab hier noch ein ganzes Stück.
Die genussvollen Momente beim Wandern
Ein wenig Erfrischung ist in Form einer Levada in Sicht. Der Wasserkanal befindet sich in einer traumhaft schönen Lage. Über dem Tal Ribeira Seca führt die Levada do Canical erhöht entlang. Stellenweise ist auch hier der Weg recht schmal und stellenweise etwas ausgesetzt. Wenn du allerdings den Küstensteig ohne Probleme bewältigt hast, ist das hier ein genussvoller Spaziergang.
Wir spritzen uns immer wieder mit dem klaren Wasser nass, kühlen unseren Nacken und unsere Arme. Das tut soooooo unendlich gut. Gleich geht es mir schon wieder viel besser. Als wir dann noch an einigen Gärten vorbei kommen, die blauen Hortensien blühen und schwups die wups eine Feige vom Baum ihren Weg in meinen Mund findet, ist die Stimmungslage wieder perfekt.
Endspurt nach Machico
Die letzten Kilometer wird es dann nochmals etwas zäher, denn das Wasser und auch die leckeren Feigen sind weg. Dafür sehen wir unser Ziel, den kleinen Hafen von Machico bereits vor uns. Auch der Gipfel des Pico do Facho ist nicht mehr weit. Diesen steuern wir jetzt erstmal an. Wir kommen an einen Sattel. Von diesem können wir auf der anderen Seite die Halbinsel Ponta de Sao Lourenco bewundern, auf der wir Tage zuvor bereits entlang gewandert sind (hier geht's zur Wanderung).
"Also ich geh auf diesen Berg nicht mehr hoch", jammert Timo. "Okay, ich hab auch keine große Lust. Von da oben haben wir auch keine andere Aussicht als hier", beschließen wir beide und machen uns an den Abstieg nach Machico. Kaum spreche ich meinen Satz zu Ende, rennt Timo bereits den Berghang über die steile Wiesen hinab. Ich lasse mir etwas mehr Zeit, genieße den Blick auf die Stadt, beobachte noch ein paar Ziegen die sich im hohen Gras verstecken und schone ein wenig meine Beine.
Fazit zur Tour:
In Machico angekommen, gönnen wir uns eine kalte Cola sowie ein Stück Kuchen und machen uns dann mit dem Taxi auf den Weg zurück nach Porto da Cruz. In nur 5 Minuten sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Tour angekommen.
Fazit:
Die Wanderung entlang des Küstensteigs von Porto da Cruz nach Machico auf Madeira hat mir sehr gut gefallen. Die Tour war geprägt von atemberaubenden Aussichten auf das Meer und die Klippen. Auch die einzigartige Flora, sowie die Wegführung machten diese Wanderung zu einer ganz besonderen Tour. Der Anfangsteil in Porto da Cruz ist wirklich eine Überlegung wert, sich diesen zu sparen. Den Küstensteig an sich solltest du aber unbedingt gewandert sein, wenn du auf Madeira bist. Aber Vorsicht: aufgrund der Ausgesetztheit nur für Schwindelfreie geeignet.
Weitere schöne Wanderungen auf Madeira, sowie Tipps und Tricks für deinen Wanderurlaub findest du hier.
Fotogalerie:
Du möchtest die Tour auch wandern? Hier findest du den GPX-Track der Tour:
Alle wichtigen Infos zum Wandern auf Madeira, sowie weitere Tourenvorschläge findest du hier in meinem Artikel zusammengefasst.
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