Kleine, feine, spannende Küstentour
Obwohl die Tour mit nur 1,5 Stunden Wanderzeit recht kurz ist, hat sie total viel zu bieten. Am Startpunkt in Calhau befinden sich die alten Überreste eines der bedeutendsten Häfen an der Nordküste. Auf einem historischen Pflasterweg, der teilweise in die mächtige Felswand geschlagen ist, geht es weiter zu einem spektakulären, alten Schiffsanleger. Unter uns tost die See, während wir auf dem schmalen Pfad die Aussicht genießen.
Der Aufstieg nach Sao Jorge ist sehr, sehr steil. Oben angekommen wirst du mit einem wunderschönen Panorama belohnt. Auch kulinarisch gibt es hier das ein oder andere Schmankerl ;-).
Ebenfalls sehr steil führt die Rundtour dann wieder hinab nach Calhau. Hier kannst du im Freibad entspannen oder bei ruhiger See ein Bad im Meer als Abschluss genießen.
Tourdaten auf einen Blick:
- Strecke: 4,0 Kilometer
- Höhenmeter: ca. 250 m
- Dauer: ca. 1,5 Stunden
- Schwierigkeit: mittel
- Anforderungen: obwohl die Tour zeitlich recht kurz ist, haben es die sehr steilen Auf- und Abstiege echt in sich. Über nicht enden wollende Treppen geht es hier wirklich extrem steil bergauf und am Ende genauso steil wieder bergab. Für Menschen mit Knieproblemen ist der Weg vermutlich eher nichts. Wir laufen oft auf gepflasterten Wege. Die Steine können bei Nässe sehr rutschig werden. Für den Weg oberhalb des Meeres sollte man unbedingt schwindelfrei sein. Hier sind keinerlei Sicherungen in Form von Stahlseilen angebracht. Klettern bzw. Kraxeln muss man während der Tour nicht.
- Wissenswertes: es handelt sich um eine Rundtour. Bereits relativ am Anfang der Tour stand bei uns damals an einer etwas zerfallenen Brücke ein Verbots-Schild. Der Weg ist vermutlich nicht mehr offiziell freigegeben und wird auch nicht mehr gepflegt. Nachdem du den steilen Aufstieg geschafft hast, wartet oben ein kleines Restaurant mit einer fantastischen Aussicht und leckerem Essen auf dich. Am Start- bzw. Zielpunkt in Calhau gibt es neben dem kleinen Kiesstrand auch ein Freibad sowie ein Restaurant. Der alte Schiffanleger der sich an der Ponta da Sao Jorge befindet, kann ich zu 100% nicht empfehlen. Selbst gebaute Holzstege führen über dem tosenden Meer an den Klippen entlang. Das Holz ist teilweise verfallen und die notdürftigen Brücken definitiv nicht mehr stabil. Wir sind da auch nicht drüber gegangen. Du kannst den Küstenweg bis kurz vorher laufen und dir ein Bild der Lage mache. Dann solltest du aber unbedingt umdrehen und den Rückweg bzw. Aufstieg antreten. Da die Tour recht kurz ist, bietet sich an evtl. noch eine zweite Wanderung mitzunehmen. Hier bieten sich die Touren Nr. 21, 22 oder 23 an, die alle in der Umgebung von Santana liegen.
- Startpunkt: laut Wanderführer eigentlich Sao Jorge. Wir haben uns das Stück durch die Stadt gespart und sind direkt am Stand von Calhau gestartet. Dort gibt es kostenlose Parkplätze.
- Rother Wanderführer Tour Nr. 24
Start und Ziel der Wanderung ist Calhau
Laut Rother Wanderführer würde die Tour eigentlich im Örtchen Sao Jorge starten. Wir kürzen die bereits eh schon kurze Wanderung noch ein wenig mehr ein und starten direkt in Calhau. Hier gibt es einige kostenfreie Parkplätze. Neben zwei anderen Autos sind wir bisher die einzigen Touris, wie es scheint.
Calhau liegt direkt am Meer. Von allen drei Seiten ist diese kleine Bucht von hohen, grünen Bergen umgeben. Über den Kiesstrand kommt man direkt ins Meer. Allerdings ist hier an der Nordküste die See oft sehr rau und das Baden nicht immer möglich. Ein sehr gepflegtes Schwimmbad mit mehreren Becken gibt es hier ebenfalls. Auch ein Restaurant ist vorhanden. Als wir damals dort waren, war allerdings komplett Totehose ;-).
Ruinen von Calhau - einst ein bedeutender Hafen an der Nordküste Madeiras
Wir machen kurz einen Abstecher hinunter zum Meer und wollen uns die Reste des alten Hafens anschauen. Von den Ruinen ist nicht mehr viel übrig. Ein Torbogen mit dem dahinterliegenden Meer bietet ein tolles Fotomotiv. Viel mehr ist vom einst bedeutsamen Hafen nicht mehr erhalten. Wir verweilen etwas, knipsen Fotos und lauschen der Meeresbrandung, welche die Kieselsteine hin und her bewegt.
Auf dem gepflasterten Weg der entlang der weniger Häuser führt, beginnt unsere Wanderung.
Vermutlich wird der Wanderweg offiziell nicht mehr gepflegt
Nach ein paar Schritten kommen wir auf einen Pfad, welcher direkt in die rötliche Felswand geschlagen wurde. Ein Verbotsschild lässt uns stutzig werden. "Mhhh, meinst du wir können trotzdem weiter gehen?", frage ich Timo eigentlich nur formhalber. Ich bin ein ziemlicher Dickkopf - wenn ich einen Weg gehen möchte und keine Gefahr darin sehe, dann geh ich ihn in der Regel auch ;-).
Timo bleibt stehen. Vermutlich freut er sich insgeheim, nun doch keine Wanderung machen zu müssen. Ihr wisst ja bereits, dass er ein kleiner "Wander-Muffel" ist ;-)
"Bestimmt wegen der kaputten Brücke ist der Weg gesperrt", meint Timo.
"Ich schau mir die Brücke mal an", sage ich im vorbei gehen. Die Holzdielen sehen tatsächlich nicht mehr vertrauenserweckend aus. Aber die Betonmauer scheint mir zu halten. Im nu bin ich auf der anderen Seite und Timo folgt mir etwas widerwillig.
Der alte Küstenweg gefällt uns total gut
Der historische Weg der nun folgt, gefällt dann zum Glück auch Timo. Außerdem folgen uns zwei weitere Wanderer, was uns etwas beruhigt.
Hoch über dem Meer verläuft der teils schmale, gepflasterte Weg. Schwindelfrei sollte man hier definitiv sein. An der Seite zum Meer hin ist der Weg bereits an manchen Stellen etwas abgerutscht und man sollte nicht so weit an die Kante gehen. Ein Geländer bzw. eine Seilsicherung gibt es auf der ganzen Tour keine. Ich denke auch dies ist der Grund, warum die Tour offiziell gesperrt ist. Vermutlich wird sie einfach nicht mehr gepflegt.
Nach ca. 45 Minuten erreichen wir den alten Schiffsanleger.
Nervenkitzel - nein Danke, die Vernunft siegt
Ein Basaltvorsprung ragt hinaus ins Meer. An seiner Spitze erkennen wir den alten Schiffsanleger Cais, auf dem sogar einzelne Angler zu erkennen sind.
"Ich laufe da auf keinen Fall drüber", sagt Timo klipp und klar. Hier waren wir uns zu 100% einig - zum Schiffsanleger gehen wir definitiv nicht vor.
In die Felswand ist mit Holzdielen eine Art Steg gebaut. Damit dieser allerdings überhaupt nicht mehr stabil ist, sehe selbst ich mit meinem nicht vorhandenen, handwerklichen Wissen. Das Holz ist teils durchgebrochen, teils hängt es weg oder treibt unten im Meer herum. Die Fische müssen da vorne echt ganz besonders gut sein, wenn die Angler diesen hochrisikohaften Steg in Kauf nehmen. Was man auf dem Foto nicht gut wahrnehmen kann ist, das es viele Meter vom Steg runter geht und die See sehr rau ist. Wer da fällt hat keine guten Karten. Daher die dringende Warnung: lasst die Füße von diesem Steg!!!
Bei steilen Aufstieg geht der Puls nach oben
Auch ohne die spektakuläre Passage zum alten Schiffsanleger ist die Tour total schön und abwechslungsreich. Wir müssen nur ein paar Schritte auf dem gleichen Weg zurück, um dann unseren Aufstieg nach Sao Jorge anzutreten. Rechter Hand befindet sich ein steiler Zickzackweg, der den Hang hinauf führt. Bei uns stand damals an dieser Stelle auch ein altes, verrostetes Schild.
Jetzt wird es steil, seeeeeehr steil um genau zu sein. Wir stellen uns vor, wie die Menschen damals wohl ihre Waren vom Schiff hier hoch getragen haben - eine unglaubliche Anstrengung muss das gewesen sein. Wieder einmal sind wir froh, das wir nicht in dieser Zeit leben und freiwillig diesen Weg wandern können. Mit jedem Schritt wird die Aussicht fantastischer. Das Meer liegt bereits weit unter uns und der markante Felsen unseres Etappenstarts ist in seiner vollen Größe zu erkennen.
Tolles Panorama und der Geruch von Espetada
Oben angekommen werden wir nicht nur mit einer wunderschönen Aussicht, sondern auch einem kleinen Restaurant belohnt. Eigentlich hatten wir nicht geplant zu rasten. Nachdem uns allerdings der Geruch von "Espetada", der wohl bekanntesten Spezialität auf Madeira in die Nase steig, möchte ich unbedingt einkehren. Das Rindfleisch wird mit Meersalz und Lorbeer gewürzt und auf dem offenen Feuer auf einem Spieß gegrillt. Ich war zu gierig und für ein Foto reichte es nicht mehr ;-)
Mit vollem Bauch rollt es sich leichter den Berg hinab - denn jetzt geht's wieder runter.
Wer hoch geht muss auch wieder runter
Der Weg wieder runter nach Calhau ist mindestens genauso steil wie der Aufstiegsweg. Auch dieser ist wieder mit den alten Pflastersteinen besetzt und wir sind froh, das es am heutigen Tag nicht regnet. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Steine bei Nässe extrem rutschig werden. Menschen mit Knieproblemen rate ich von dieser Tour ab. Aufgrund der Steilheit des Geländes ist es eine große Belastung für's Kniegelenk.
Timo rennt bergab mal wieder voraus und ich hopple hinter her. Bei dieser Steilheit kommen wir echt schnell wieder am Freibad in Calhau und somit unserem Ausgangspunkt heraus.
Weitere schöne Wanderungen auf Madeira, sowie Tipps und Tricks für deinen Wanderurlaub findest du hier.
Fotogalerie:
Du möchtest die Tour auch wandern? Hier findest du den GPX-Track der Tour:
Alle wichtigen Infos zum Wandern auf Madeira, sowie weitere Tourenvorschläge findest du hier in meinem Artikel zusammengefasst.
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