"Wanderglück" war dieses mal auf dem wunderschönen Lechweg unterwegs
Normalerweise führt unser Wanderglück-Projekt einheimische und geflüchtete Mitbürger/innen beim Wandern in unseren heimischen Wäldern zusammen. Einmal jährlich versuchen wir ein dreitägiges Bergabenteuer zu organisieren und endlich war es so weit :-)
Mit 14 Teilnehmer/innen aus Afghanistan, Syrien, Eritrea, Bosnien und Deutschland waren wir im fantastischen Lechtal unterwegs. Wir wanderten auf einem Teilstück des Lechweg, der als "Leading Quality Trail - Best of Europe" ausgezeichnet ist, von Lech nach Warth. Gleich von Beginn an waren alle total begeistert von der fantastischen Berglandschaft und dem abwechslungsreichen Weg. Tags drauf ging es in Holzgau über eine riesige Seilhängebrücke - Adrenalin pur, für alle die schwindelfrei sind. Ein Traum ging für viele in Erfüllung, als wir mit der Jöchelspitzbahn auf den Berg hinauf fuhren. Ein Teil unserer Gruppe wanderte dann noch auf die 2.226 Meter hohe Jöchelspitze, was wegen des bereits vorhandenen Schnees gar nicht so einfach war. Am letzten Tag genossen wir die Lechauen in Pflach und statteten dem Lechfall in Füssen einen Besuch ab. Mit einer kleinen Rundwanderung zum Schwansee, mit Blick auf das Schloss Neuschwanstein, genossen wir gemeinsam die letzten Stunden unserer Reise.
Wir sind uns einige: Diese Art des Miteinanders macht das Leben bunter und vielfältiger.
Auch dieses Jahr wurden wir wieder von der Stadt Steinheim und dem Outdoorhersteller Maier Sports unterstützt. Der Lechweg sponsorte uns heuer ebenfalls. Ganz lieben Dank dafür, auch für die super tolle Funktionskleidung in Form von T-Shirts und Hosen.
Das erwartet dich in diesem Artikel:
Tag 1) Von der Berghütte zum Wohlfühl-Hotel
Dieses Jahr wird unser Bergabenteuer ganz anders als es normalerweise der Fall ist. Spätestens bei der Ankunft in Steeg wird das auch den letzten Teilnehmenden klar.
"Wir können erst heute Mittag einchecken", erkläre ich der 14-köpfigen Gruppe. "Packt einen kleinen Tagesrucksack und dann fahren wir zum Beginn unserer heutigen Wanderung mit dem Bus nach Lech".
Ich schaue etwas verwundert auf die Rucksäcke von Tekle und Efrem, unseren zwei Eritreern, die bereits zum zweiten Mal dabei sind. "Ihr nehmt aber viel mit, was habt ihr denn da alles drin?", frage ich sie. "Alles", antworteten sie mit dem üblichen Lachen im Gesicht.
Sie wollten tatsächlich all ihr Gepäck, inklusive Schlafsack mitnehmen, weil sie dachten wir laufen wie jedes Jahr auf eine Berghütte.
"Wir schlafen heute hier in diesem Hotel", erklärte ich ihnen und zeigte auf das große Gebäude hinter uns. Ihre Augen wurden groß und sie konnten es kaum glauben.
Die nächsten drei Tage werden wir vom Hotel "Schwarzer Adler" bestens versorgt. Alle sind schon sehr gespannt, wenn wir am Abend unsere Zimmer beziehen werden.
Kostenlose Panoramarundfahrt im Lechtal
Mit unseren Tagesrucksäcken ausgestattet, fahren wir ganz entspannt mit dem Bus bis nach Lech. Die Bushaltestelle befindet sich praktischerweise direkt vor dem Hotel. Als wir umsteigen müssen, kapieren wir nicht auf Anhieb, mit welchem Bus es nun weiter geht. Ein netter Busfahrer sagt kurzer Hand: "wenn ihr wollt könnt ihr bei mir einsteigen. Ich fahre zwar erst noch wo anders hin, fahre aber auf dem Rückweg in Lech vorbei und kann euch mitnehmen".
Gesagt getan - über die kostenlose Panoramarundfahrt freuen wir uns sehr. Wir fahren immer weiter in die Berge hinein, vorbei an Skigebieten und bereits schneebedeckten Berghängen. "Hier möchte ich im Winter auch mal herkommen", schwärmt Mustafa, dessen Blick fasziniert an der Scheibe klebt.
Wanderung auf dem Lechweg von Lech nach Warth
In Lech angekommen suchen wir den Einstieg unserer heutigen Wanderetappe. Schnell finden wir den Wegweiser mit dem geschwungenen "L", das für "Lechweg" steht und die nächsten Tage unser stetiger Begleiter sein wird.
Der komplette Lechweg ist 125 Kilometer lang und in offiziell sieben Etappen eingeteilt. Genusswanderer und -wanderinnen kommen ohne alpine Erfahrung bei dem stets abwechslungsreichen Weg voll auf ihre Kosten.
Dieses besondere Naturerlebnis erfahren wir die nächsten 2,5 Stunden. Wir wandern ca. 10 Kilometer bis nach Warth. Alle freuen sich schon sehr und es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Nachdem wir den türkisblauen Lech bestaunt haben, ziehen die wenigen Restschneefelder die Aufmerksamkeit aller auf sich. "Schneeballschlacht!", ruft einer und plötzlich rennen alle wild umher.
Beste Aussichten bietet der Lechweg
Wir kommen gefühlt überhaupt nicht voran, was aber auch nicht weiter schlimm ist. Denn das Wetter ist heute einfach nur perfekt - Sonnenschein pur, so gut wie keine Wolke am Himmel, angenehme Temperaturen und ein einfach zu gehender Wanderweg. Immer wieder bleiben wir stehen, genießen die bezaubernde Aussicht auf die Mohnenfluh und das Karhorn, die sich mit einer gezuckerten Schneedecke gegenüber von uns erheben. Rote Bänkchen laden am Wegesrand zum Chillen ein oder zum Posieren für ein Erinnerungsfoto.
Auch die tierischen Begegnungen zaubern allen ein Lachen ins Gesicht. Bei allen Wanderungen die wir in den vergangenen Jahren mittlerweile unternommen haben, stelle ich fest: Tiere lassen das Herz von allen Höher schlagen. Viele fühlen sich in ihrer Nähe wieder etwas stärker mit ihrer Heimat verbunden. Das Wesen der Tiere hat etwas erdendes, ruhiges und verbindendes an sich, was sich auch auf uns Menschen überträgt.
Vesperpause auf den Bergwiesen - was gibt's schöneres
"Jungs, ihr seid auf dem falschen Weg!", rufe ich hinterher. Obwohl der Lechweg wirklich konstant super ausgeschildert ist, schaut keiner von unserer Gruppe auf den Weg. Alle sind viel zu aufgeregt und beeindruckt von der Bergszenerie. Ich kann es ihnen nicht verübeln - es ist wirklich wunderschön hier im Lechtal und schnell vergisst man alles um sich herum, saugt die Natur in sich auf und genießt das Lachen zusammen mit den anderen.
Auf halber Strecke legen wir eine Vesperpause ein. Wir sitzen gemeinsam auf dem Gras in der Sonne. Ich zippe meine Maier Sports Hose ab, so warm ist es mittlerweile geworden. Echt praktisch diese Funktion - wir lieben diese tollen Funktionshosen :-)
Best of Europe - der Lechweg gehört zu den Leading Quality Trails
Der Lechweg wird schmaler und etwas ausgesetzt. Hintereinander setzten wir unseren Weg fort. Gegenüber auf der anderen Bergseite rauscht ein beeindruckender Wasserfall in die Tiefe.
Der Lechweg hat das Qualitätsprädikat "Leading Quality Trails - Best of Europe". Um dieses Siegel zu erhalten muss der Weg einige Kriterien in Bezug auf Wanderweg, Gastgeber, Service und touristische Informationen erfüllen. Eines dieser Kriterien ist die gebotene Abwechslung und eine attraktive Naturlandschaft. Auch die Wege sollten weitestgehend auf naturnahen Pfaden verlaufen. Wir würden unserem ersten Wandertag bereits definitiv 100 Punkte geben.
Von der Quelle bis zum Fall - der Weitwanderweg Lechweg hat offiziell 7 Etappen
Gegen Ende unsere Tour kommen wir dem Lech nochmals ziemlich nahe. Über eine Brücke überqueren wir den rauschenden Fluss. Hast du gewusst das sich die Quelle des Lechs gar nicht all zu weit von hier entfernt befindet? Nahe des Formarinsees entspringt der Lech. Die erste Etappe des Weitwanderwegs beginnt also am Formarinsee und führt in 14,4 Kilometern bis nach Lech. Wir sind heute somit auf der 2. Etappe des Lechwegs unterwegs.
War unsere Wanderung bisher von der Höhendifferenz recht entspannt zu gehen, steht uns nun der knackige Anstieg hinauf nach Warth bevor. Wir haben etwas Zeitdruck, denn der letzte Bus fährt in einer Stunde und den müssen wir unbedingt bekommen, sonst gibt es im Hotel "Schwarzer Adler" nachher Abendessen ohne uns ;-).
Rundum gut versorgt im Hotel "Schwarzer Adler"
Das Abendessen ist dann doch sehr verlockend und motivierend. Alle aus unserer Gruppe beißen die Zähne zusammen und steigen zügig an den Kühen vorbei nach oben in den Ort. Wir sind sogar so schnell, das wir unerwarteterweise den vorherigen Bus auch noch auf die Minute genau erreichten - eine Punktlandung würde ich sagen.
Im Nu sind wir mit dem Bus wieder zurück im Hotel "Schwarzer Adler". Alle sind sehr gespannt auf ihre Zimmer und freuten sich auf die heiße Dusche. Nur so am Rande: letztes Jahr auf der Hütte gab es keine Duschen. Daher freuen sich heute alle umso mehr über den vorhandenen Luxus. Mit einem 5-Gänge Menü am Abend geht unser Genuss-Programm weiter. Unsere Hauptspeise können wir zwischen 3 Gerichten wählen, sodass für jeden das passende dabei ist. Mit vollen Bäuchen geht es früh schlafen, denn morgen steht unser Haupttourentag bevor.
Fotogalerie Tag 1:
Tag 2) Auf dem Lechweg geht es heute von Holzgau nach Bach
Ich schaue aus meinem Zimmerfenster auf die wunderschönen Berge, die das Hotel umgeben. Plötzlich höre ich ein Lachen neben mir. Ich drehe meinen Kopf auf die Seite und an den Fenstern neben mir strecken Freidun und Scherko ebenfalls ihre Köpfe nach draußen. "Guten Morgen", trällern wir und freuen uns bereits auf den erlebnisreichen Tag.
Das Frühstück im Hotel "Schwarzer Adler" lässt keine Wünsche offen. Birchermüsli, Obst, Rührei, Brötchen, Wurst, Käse, Gemüse und vieles mehr findet seinen Weg in unsere Bäuche. Die Energie werden wir auf der heutigen Etappe auch brauchen. Auf ca. 10 Kilometern und 420 Höhenmetern geht es von Holzgau auf der 5. Etappe des Lechweg nach Bach. Wer dann noch Lust hat erklimmt den Gipfel der Jöchelspitze, worauf ich mich bereits ganz besonders freue.
Start unserer Wanderung ist Holzgau
Mit dem Bus fahren wir ins nicht weit entfernte Holzgau. Echt praktisch, denn mit der Gästekarte die wir im Hotel erhalten haben, kann man kostenlos die öffentlichen Busse nutzen. Im Örtchen fallen uns sofort die kunstvoll bemalten Häuser auf, die Holzgau einen ganz besonderen Charme verleihen. Wir schlendern durch die Gassen, an bunten Gärten vorbei und steuern unser erstes Tageshighlight an.
"Seid ihr schwindelfrei?", frage ich in die Runde. Einige schauen mich etwas verwirrt an. "Wir gehen gleich über eine richtig hohe Brücke", erkläre ich ihnen. "Traut ihr euch da drüber zu gehen?"
Alle antworten mir einem jubelnden "Ja".
Gemeinsam kommen wir ans Ziel
Nachdem die 200,5 Meter lange und 110 Meter hohe Seilhängebrücke nach und nach sichtbar wird, ist das anfangs noch so laute "Ja" nicht mehr so deutlich zu hören. Es wird genuschelt und getuschelt. Ich bin gespannt, wieviele am Ende wirklich drüber gehen werden.
Doch erstmal müssen wir einen steilen und kräftezehrenden Anstieg in Kauf nehmen. Über einen schmalen Pfad schlängelt sich unser Weg Meter für Meter in die Höhe. Wir haben heute die schwangere Fatana sowie ihre 59-jähige Mama dabei, die sich bei der gestrigen Wanderung entspannt den Ort Lech angeschaut hatten. Heute wollen sie unbedingt mitwandern. "Ich bin dieses Jahr erstmal für eine Weile zum letzten Mal dabei", sagt Fatana. "Deswegen wollte ich dieses Jahr unbedingt nochmals mitkommen". Ihren Mann Mustafa hat sie auch überredet, der dieses Jahr zum ersten Mal mit unserer Gruppe in den Bergen ist.
Respekt und Rücksichtnahme sind essentiell
Mit vereinten Kräften kommen wir langsam immer Höher, auch wenn das ein oder andere mal etwas angeschoben werden muss ;-).
Wir haben heute Zeit, denn das Wetter ist durchweg super angekündigt. "Der letzten Bus fährt wieder um 18 Uhr", sage ich. "Bis dahin haben wir alle Zeit der Welt und müssen keinen Stress machen".
Die Gruppe ist wie immer sehr rücksichtsvoll und wartet geduldig auf die Langsameren. Bei solch einer großen Gruppengröße ist es völlig normal, das das Fitnesslevel sehr unterschiedlich ist. Wir alle finden es sehr beeindruckend, das Fatana und auch ihre Mama diese Tour unbedingt auf sich nehmen wollen.
To do im Lechtal: die Seilhängebrücke in Holzgau
Puhhh, geschafft - also für's erste. Wir kommen am Einstieg der Hängebrücke an, welche die wildromantische Höhenbachtalschlucht überspannt. Der Platz ist hier echt schön hergerichtet: es gibt es Bänkchen, sogar ein kleines Hüttchen und verschiedenen Hinweistafeln zu Blumen und Kräutern.
Die ersten können es kaum erwarten und stehen schon kreischend auf der Brücke. Andere zögern noch: "wackelt die Brücke sehr?", möchte jemand wissen. Wir stellen fest, das wenn man sich ruhig auf der Brücke verhält, diese sogut wie nicht ins Schwanken gerät. Läuft man allerdings zügig darüber, dann schwingt sie schon ordentlich. Daher beschließen wir erstmal gemeinsam ruhig die ersten Schritte zu machen, um es auch den Ängstlicheren zu ermöglichen, ein paar Meter auf der Brücke zu stehen. Nach ein paar Schritten drehen die ersten wieder um, was auch völlig okay ist.
Höchste, längste und kostenlose Hängebrücke in ganz Österreich
Der Rest von uns geht einmal komplett drüber. Im Nachhinein sind wir total froh, in Holzgau den eigentlichen Abzweig zur Brücke verpasst zu haben. Denn unser Wanderweg wäre nach ursprünglicher Planung definitiv mit allen Teilnehmenden über die Brücke gegangen. Nun stellen wir aber fest, das nicht alle schwindelfrei sind. So laufen jetzt die die wollen einmal auf die eine Seite der Brücke und dann wieder zurück zu den anderen.
Die Hängebrücke in Holzgau ist übrigens die höchste, längste und kostenlos zugänglichste in ganz Österreich. Für uns war die Brücke definitiv ein Erlebnis, selbst für die welche die Brücke nur aus der Ferne angeschaut haben.
Wandern ist gut für die Seele
Der Panoramaweg führt uns nun weiter nach Bach. Das Gelände ist total abwechslungsweich - mal geht es auf Holzstegen über satt grüne Almwiesen und später auf einem urigen Pfad durch einen Nadelwald. Das weiße "L" weist uns konstant den Weg.
"Früher habe ich Wandern gehasst", teilt uns Freidun mit. "Heute ärgere ich mich, das ich in meiner Heimat in Afghanistan die Berge nicht erkundet habe". Er genießt die frische, gute Luft: "hier riecht es viel besser als in unseren Städten", stellt er fest und alle stimmen ihm zu.
Während ich mich mit Fatana über mögliche Babynamen austausche, unterhält sich Haval mit Mama Bibi über die vielen, vielen Kilometer, die sie auf der Flucht mit kaputten Knieen zurücklegen musste. Irgendwie schräg, das wir zum Spaß so weit laufen und es für andere Menschen Zeiten gab, wo dies bitterer Ernst war :-(
Erlebnis der ganz besonderen Art - die Seilbahnfahrt mit der Jöchelspitzbahn
Pünktlich zur Mittagspause der Jöchelspitz Bergbahn kommen wir in Bach an. Naja nicht schlimm, so können wir auch noch eine Essenspause einlegen, bevor wir mit der Bahn auf 1.800 Meter Höhe fahren. Viele von uns haben sich eine solche Seilbahnfahrt schon immer gewünscht und ich freute mich sehr, ihnen dieses Erlebnis nun zu schenken.
In knapp 7 Minuten kommen wir auf einer schönen Bergwiese, mit einer angrenzenden Alm heraus. Jeder zückt in sekundenschnelle sein Handy und ist fleißig am knippsen und filmen. Die Aussicht ist wirklich ein Traum und alle sind mega happy.
Gipfelglück oder lieber chillen auf der Wiese?
Drei Optionen stehen nun zur Auswahl:
1) hinauf zur 2.226 Meter hohen Jöchelspitze
2) auf halber Strecke hinauf zum 1.903 Meter hohen Lachenkopf
3) chillen in der Alm und auf den Wiesen
So ist für jeden das passende dabei. In einer Rundtour geht es in ca. 2 Stunden, 4 Kilometer und 470 Höhenmeter auf die Jöchelspitze. Nach knapp 45 Minuten kommt man automatisch am Lachenkopf vorbei - hier waren wir noch zu neunt unterwegs. Ein mächtiges Kreuz schmückt den Gipfel und ein Bänkchen lädt zum Verweilen ein. Tatsächlich stehen wir nun etwas unter Zeitdruck: "wenn wir den letzten Bus schaffen wollen, müssen wir jetzt zügig weiter wandern", muss ich etwas drängeln.
Bergwanderung auf die Jöchelspitze
Zu siebt geht es nun weiter zur Jöchelspitze. Vor 2 Wochen hat es unter anderem hier im Lechtal richtig viel geschneit. Kniehoch lag hier oben der Schnee und ich hatte schon ziemliche bedenken, ob wir die geplanten Touren überhaupt unternehmen können. Zum Glück ist der Schnee nun weitestgehend weg. Einige Restschneefelder machen den sonst mittelschweren Aufstiegsweg dann doch recht anstrengend. Immer wieder rutschen wir im Schnee und dem matschigen Untergrund aus.
Auf halber Strecke treffen wir auf eine 8. Schulklasse aus Hamburg, die für zwei Wochen im Lechtal unterwegs sind. Unsere Jungs sind beeindruckt von den jungen Menschen, die hier in den Bergen sind. Auch unsere Gruppe zieht die Aufmerksamkeit auf sich und schnell sind alle im Gespräch. Noch schnell werden Gruppenfotos geschossen und sich per Handschlag voneinander verabschiedet.
Willkommen auf dem Aussichtsberg Jöchelspitze
Kurze Zeit später stehen wir auf über 2.000 Meter Höhe und genießen gemeinsam die atemberaubende Aussicht. Direkt gegenüber von uns liegt der Allgäuer Hauptkamm mit dem Hohen Licht, Bockkarkopf und der Trettachspitze. Auch den Großen Krottenkopf, welcher vor 6 Jahren unser "Wanderglück"-Ziel war, sehen wir von hier oben.
Über den nun folgenden Abstiegsweg sind wir uns etwas unsicher. Eigentlich sieht die Rundtour nun den schwarzen (=schweren) Weg vor. Dieser ist wesentlich steiler und aufgrund der Rutschigkeit sind wir am zweifeln. "Wenn ihr euch alle konzentriert und das herumalbern sein lasst, können wir es versuchen", sage ich mit ernster Stimme. Mir fällt es immer schwer durchzugreifen, aber hier musste es nun sein. Alle versprechen es und wir wagen uns an den Abstieg.
Manchmal stellen sich die schwereren Wege doch als einfacher dar
Tatsächlich stellt sich heraus, das dieser Weg viel einfacher zu gehen ist, als unser Aufstiegsweg. Aufgrund der Steilheit und der südlichen Lage ist der Weg sogut wie nicht mehr nass. Die kniffligen Stellen sind mit Stahlseilen abgesichert, an denen wir uns gut festhalten können. Alle haben sich die Ansprache zu Herzen genommen und steigen langsam und konzentriert ab.
Als wir wieder auf einem einfachen Pfad über die Almwiesen schlendern, sagt Mustafa: "Wandern ist schon echt gut - ich habe gerade gemerkt das ich bisher nicht an meine Arbeit, mein Zuhause oder irgendwelche Probleme gedacht habe". Es freut mich sehr, dass er die positive Wirkung des Wanderns selbst gespürt hat.
Die Anderen freuen sich sehr, uns wieder an der Seilbbahnstation in Empfang zu nehmen. Wir tauschen uns über das jeweils Erlebte aus und machen uns dann langsam wieder auf den Heimweg bzw. zum Hotel. Morgen erwartet uns wieder ein spannendes Programm...
Fotogalerie Tag 2:
Tag 3) Wanderung im Vogelparadies in Pflach
Unser letzter Tag auf dem Lechweg verspricht nochmals ganz besondere Naturerlebnisse. Erste Station ist der Vogelbeobachtungsturm in Pflach. Der 18 Meter hohe Turm aus Holz bietet einen wunderbaren Blick über die Landschaft. Unter uns schlängeln sich die Lechauen türkisfarben durch das herbstlich grün-orange gefärbte Schilfgras. Eingerahmt ist das Vogelparadies von mächtigen Bergen, die im Sonnenlicht in verschiedenen Blautönen ihre Silhouetten zeigen. Vögel können wir heute zwar keine entdecken, dafür aber echt große Fische, die sich im Wasser tummeln. Die sind sogar so groß, das wir sie vom Turm aus erkennen können.
Letzte Wildflusslandschaft Europas
Auf einer ca. 1-stündigen Rundtour erkunden wir das Auenwaldgebiet. Besonders anziehend ist der Lech, der sich nach kurzer Zeit vor uns präsentiert. Wirklich alle stehen mit offenen Mündern da und sagen einfach nur "Wow!".
Der Lech, der zu den letzten Wildflusslandschaften Europas zählt, zeigt sich zum Abschluss nochmals von seiner ganz besonderen Seite. Viele verschiedene Rinnsale, mal mehr mal weniger stark mit Wasser gefüllt, winden sich durch den fast weißen Kies - ein toller Kontrast zu dem türkisfarbenen, kristallklaren Wasser. "Hier würde ich jetzt echt gerne baden", sagt nicht nur einer. Wir verweilen eine lange Zeit an diesem traumhaften Ort. Zahlreiche Fotos werden geschossen, unter anderem für's Familienalbum mit dem bald erwarteten Baby im Bauch.
Diese einfache Rundwanderung solltest du dir nicht entgehen lassen
Auf einem wildromantischen Trampelpfad setzt sich der Rundwanderweg fort. Es ist total idyllisch hier und eine absolute Empfehlung, diese kleine Rundtour mitzunehmen, wenn man in der Nähe ist. Wir sind auf den verwunschenen Pfaden ganz alleine unterwegs und haben das Gefühl, weit weg vom Alltag zu sein.
Nebenbei nehmen Scherko und Haval noch ein Video an Timo auf, der krankheitsbedingt leider zuhause bleiben musste. Obwohl nicht alle mitkommen konnten, sind in unseren Herzen und Gedanken doch alle immer irgendwie mit dabei.
Von der Quelle bis zum Fall - genauso verläuft der Lechweg
Von der Quelle bis zum Fall, so lautet das Motto des Lechweg. Natürlich dürfen wir uns da den Lechfall in Füssen nicht entgehen lassen. Zugegeben, hier geht es sehr touristisch zu. Auf der Brücke die über den Lechfall führt ist einiges los und wir haben Schwierigkeiten unsere Gruppe zusammen zu halten. Die bunten Maier Sports T-Shirts fallen zum Glück gut auf und schnell haben wir wieder alle beisammen.
Unsere Abschluss-Wanderung führt nun von hier in ca. 1,5 Stunden hinauf auf den Kalvarienberg, zum Schwansee und auf einer Rundtour wieder hier her zurück. Gemütliche 4,5 Kilometer auf einfachen Wegen, sagt der Wanderführer.
Wanderung auf den Kalvarienberg in Füssen
Zu Beginn der Wanderung geht es allerdings gleich mal konstant bergauf. Ich muss gestehen, das ich anfangs nicht wusste was ein Kalvarienberg bzw. -weg ist. Dank Klaus wissen wir nun alle Bescheid. Auf einem solchen Weg sind die Stationen Christi bzw. dessen Leidensweg beschrieben. Sogar König Ludwig II. war auf diesem Weg bereits mehrfach unterwegs, zum letzten Mal am Karfreitag in seinem Todesjahr 1886 sagt man.
Oben auf dem Berg stehen drei Kreuze und im Inneren des Felses ist eine kleine Grabkapelle mit dem ewigen Licht errichtet. Dieses soll man bis zum Schloss Neuschwanstein gesehen haben.
Obwohl wir verschiedenen Glaubensrichtungen angehören bzw. teilweise auch Atheisten sind, zeigen sich alle sehr interessiert über die Geschichte und die Bedeutung dieses geschichtsträchtigen Ortes.
Vom Kalvarienberg zum Schwansee
Auf dem Kalvarienberg angekommen, haben wir zur einen Seite einen fantastischen Blick auf Füssen und auf der anderen zum Schloss Neuschwanstein und dem Schwansee. Vor zwei Jahren waren wir mit dem "Wanderglück-Projekt" bereits am Schloss und den dahinterliegenden Bergen unterwegs. Damals wurde von der Deutschen Welle sogar ein Film gedreht (den Film kannst du hier anschauen).
Unsere nun letzte Anlaufstelle ist der Schwansee. Auf einem wunderschön angelegten, wurzeligen Pfad führt uns der Weg bergab. Bald stehen wir am idyllischen Schwansee, während gerade ein Mann an uns vorbei schwimmt. Wir machen es uns am Ufer des Sees gemütlich, vespern noch einmal bei eritreischer Musik zusammen und treten dann gemütlich unseren Heimweg an.
DANKE für die tollen Erlebnisse
Unsere drei Wandertage waren nicht nur ein eindrucksvolles Erlebnis in der Natur, sondern haben auch ein starkes Zeichen für Integration und ein friedliches Zusammenleben gesetzt. Inmitten einer atemberaubenden Landschaft durften wir die Freude an der Bewegung und das Glück des Miteinanders in vollen Zügen genießen. Die harmonische Atmosphäre war geprägt von viel Lachen, guten Gesprächen und einem offenen Austausch. Ich Danke euch allen für eure Offenheit und Begeisterung, die zu diesem unvergesslichen Erlebnis beigetragen haben.
Im Namen aller:
ein großes Dankeschön gilt auch an unsere Sponsoren Maier Sports, den Lechweg sowie die Stadt Steinheim.
Ohne euch wären diese Tage nicht möglich gewesen.
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