Wild, wilder, am wildesten - Indiana Jones Feeling bei dieser Levadawanderung
Diese Levadawanderung ist extrem abenteuerlich, aber auch nicht ganz ungefährlich. Wir kamen uns vor wie Indiana Jones im Urwald - überall tropfte es, Farne hingen von den Felswänden, zahlreiche Falter und Moskitos flogen aus den stockdunklen Tunneln, wir balancierten auf extrem schmalen Wegen und zerkratzten uns die Beine an den stachligen Büschen und Dornen. Und trotzdem war genau diese ca. 3,5 stündige Wanderung einer meiner Highlights auf Madeira.
Hier in diesem unberührten Talschluss triffst du auf wenige Wanderer. Die Stille und die scheinbar unberührte Natur habe ich sehr genossen. Vermutlich wird dieser Levadaweg nicht mehr gepflegt. Hier und da war der Weg abgerutscht und oftmals nicht gesichert. Ich empfand dies als sehr abenteuerlich. Damit du dich auf dieser Tour wohl und sicher fühlst, solltest du absolut trittsicher und schwindelfrei sein. Wenn es dir außerdem nichts ausmacht die ein oder andere Spinnenwebe im Gesicht kleben zu haben, dann wird diese Wanderung definitiv ganz oben in deinem Ranking landen.
Tourdaten:
- Strecke: 13,5 Kilometer
- Höhenmeter: ca. 530 m
- Dauer: ca. 3,5 Stunden
- Schwierigkeit: schwer
- Anforderungen: bei dieser Tour musst du unbedingt schwindelfrei und trittsicher sein. Die Levadawege sind teilweise extrem schmal und ausgesetzt. Oftmals in der Weg weggebrochen und die Stelle daher noch unsicherer. Auch sind nicht überall Stahlseile angebracht und selbst wenn, sind diese nicht mehr gut in Schuss. Du solltest keine Angst vor Spinnen und sonstigem Ungeziefer haben - der Weg ist sehr abenteuerlich und oft kommst du mit diesen Tierchen in Berührung.
- Wissenswertes: Diese Wanderung ist eine Rundtour. Einkehrmöglichkeiten gibt es unterwegs keine. Die Tour ist sehr abgeschieden, was sicher auch daran liegt, das der Weg wohl nicht mehr wirklich gepflegt wird. Teilweise sind die Wege abgebrochen und du musst ab und an durch Gestrüpp laufen. An sich ist die Wegfindung allerdings kein Problem. An vielen Stellen tropft das Wasser von oben auf den Weg. Dies macht die Tour sehr abenteuerlich, aber auch die Wege extrem rutschig. Der Levadaweg führt durch zahlreiche dunkle Tunnel. Du musst unbedingt ein Licht mitnehmen. Eine Stirnlampe ist hier sehr von Vorteil, da du dann die Hände frei hast. Die Tunnel sind oft sehr eng und niedrig. Der Zufahrtsweg zum Kraftwerk ist in einem schlechten Zustand. Es gibt zahlreiche große Schlaglöcher und du brachst um dieses Stück zu fahren deutlich länger als dir das Navi anzeigt.
- Startpunkt: Kraftwerk Faja da Nogueira, kostenlose Parkplätze vorhanden. Allerdings sind die letzten 4,3 km auf der Schotterpiste ziemlich ruppig.
- Rother Wanderführer Tour Nr. 44
Die Anfahrt ist nichts für schwache Mägen
Die Anfahrt zum Kraftwerk Faja da Nogueira, dem Startpunkt unserer heutigen Wanderung, ist bereits ein Abenteuer. Ein Schlagloch nach dem anderen - wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Da wir vor Tagen bereits einen platten Autoreifen hatten, entscheiden wir uns auf halber Strecke das Auto am Straßenrand abzustellen und zu laufen. Lieber nehmen wir ein paar extra Kilometer auf uns, als womöglich noch den Mietwagen zu schrotten.
Das erste Teilstück der Wanderung verläuft auf einem breiten, einfach zu gehenden Forstweg. "Der Wanderweg ist besser als die Schotterpiste vorhin mit dem Auto", stelle ich fest und Timo stimmt mir zu. Nahezu alle Höhenmeter werden gleich zu Beginn der Tour auf diesem Weg zurückgelegt. Um zur Levada do Pico Ruivo zu gelangen, geht es erstmal knapp 500 Höhenmeter bergauf. Auf diesem Waldweg ist das jedoch kein Problem und wir kommen schnell voran.
Madeiras Nebelwälder
Wir steuern auf die beeindruckenden Felsen zu, die oberhalb von uns im Nebel liegen. "Das sieht mega cool aus", schwärme ich und bin bereits voller Vorfreude auf den nun anstehenden Teil der Strecke.
Wir passieren ein gelbes Achtung-Schild. Portugiesisch können wir nicht und ignorieren es gekonnt ;-). Im Nachhinein googlen wir und es sagte uns "Vorsicht vor herabfallenden Steinen". Naja, es hätte tatsächlich auch eine Wegsperrung sein können, denn später stellen wir fest, das dieser Teil der Levadastrecke wohl nicht mehr gepflegt wird. Aber dazu später mehr.
Wir stapfen durch eine feuchte Wiese. Hier und da bleiben wir am dornigem Gestrüpp hängen und Timo ist bereits am fluchen, wo ich ihn da schon wieder hingeschleppt hätte.
Abenteuerliche Wanderwege hat Madeira zu bieten
Der Weg wird immer abenteuerlicher. Überall tropft es von den Wänden und die Levada gluckert neben uns. Unterschiedlichste Arten von Farnen, Moosen und Flechten wachsen von allen Seiten und lassen ein richtiges Urwald-Feeling aufkommen. An den meisten Stellen ist der Weg gerade mal 50 Zentimeter breit, manchmal sogar noch schmäler. Wie auf einem Schwebebalken früher im Turnunterricht, setzen wir konzentriert einen Fuß vor den anderen, denn direkt daneben fällt die Felswand senkrecht ab. Wir müssen uns sehr konzentrieren, um auf dem nassen, rutschigen Weg nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Ich kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. "Das ist mit Abstand der tollste Weg, den ich jemals gelaufen bin", sage ich voller Faszination zu Timo. "Wenn du meinst", antwortet er wenig beeindruckt. "Mir ist das zu viel Wildnis", meint er etwas genervt und wischt sich eine Spinnenwebe vom Gesicht. Zugegeben, wir sind was das angeht sehr unterschiedlich und ich bin sehr dankbar, dass Timo das mitmacht, auch wenn er eigentlich keine Lust dazu hat.
Eine Wanderung, bei der du Trittsicher und Schwindelfrei sein musst
Der spektakuläre Levadaweg führt durch zahlreiche Tunnel. Diese sind wir von unseren anderen Wanderungen auf Madeira bereits gewohnt und sind entsprechend mit Stirnlampen ausgestattet. Hier bei der Levada do Pico Ruivo sind die Tunnel und Gänge allerdings viel enger und niedriger als sonst. Ist Timo bisher ohne Schrammen am Kopf durch gekommen, bekommt er auf unserer Abschlusstour heute einige Macken als Andenken.
Der Weg ist an vielen Stellen abgerutscht und wir müssen aufpassen, nicht abzustürzen. Anders als bei anderen, viel begangenen Levadawanderungen auf Madaira ist dieser Weg hier sogut wie gar nicht mit Stahlseilen abgesichert. Du solltest diese Tour wirklich nur machen, wenn du absolut trittsicher und schwindelfrei bist. Ein gewisses Grundvertrauen in die nicht mehr so gute Bausubstanz des Weges ist ebenfalls von Vorteil. Obwohl es hier echt wild zugeht, wir uns die Beine oft an Dornen aufschneiden und uns unter Bäumen und Gestrüpp durchschlagen, ist die Wegfindung jedoch immer eindeutig.
Spinnenweben, Falter und riskante Wege
Wir kommen an eine alte Brücke. Ob die wohl halten wird, frage ich mich. Plötzlich wie aus dem Nichts steht auf einmal ein Mann vor uns. Wir erschrecken beide etwas, lassen uns aber nichts anmerken. Schnell stellen wir fest, das er ebenfalls ein Wanderer ist, der wohl die Tour andersrum läuft als wir. Er ist die einzige Person, der wir auf der gesamten Runde begegnen werden.
Kurz nach der Brücke kommt nochmals eine etwas blöde Stelle. Der Weg ist abgebrochen und der noch spärlich vorhandene Beton der Levada nicht mehr stabil. Links geht es senkrecht extrem weit runter. Ich schaue Timo skeptisch hinterher, der bereits wenig beeindruckt über die Stelle läuft. Komisch denke ich, die Spinnenweben und Falter machen ihm mehr aus, als diese riskante Stelle. Ich atme einmal tief durch, bete innerlich das der restliche Beton hält und wage mich vorwärts.
Im zweiten Teil ist der Levadaweg besser in Schuss
Es hat zum Glück alles gut gehalten. Ab jetzt ist der Weg immer noch extrem schön, urig und wild, aber nicht mehr ganz so schmal. Auch ist der Weg neben der Levada nun intakt und ich fühle mich wohler.
Im Nachhinein würde es vielleicht wirklich Sinn machen die Tour anders rum zu laufen. So hätte man den besser intakten Weg am Anfang und könnte an der Brücke zur Not umdrehen, falls einem die abgebrochenen Stellen die danach folgen zu riskant sind.
Durchgang Verboten
Wir kommen aus einem der letzten Tunnel und bemerken ein weiteres Schild, das anders aussieht als das Felssturz-Zeichen am Anfang der Tour. "Mhhh, ich glaube das ist nun wirklich ein Verbotsschild", stellen wir beide fest. Laut Übersetzer heißt es soviel wie "Personen ist der Zutritt zum Kanal untersagt". Ob wir trotzdem durchgegangen wären, wenn das Schild auf unserer Einstiegsseite der Tour auch gestanden wäre? Keine Ahnung. Ehrlicherweise war ich froh, das es dort nicht stand und wir ohne schlechtes Gewissen diese abenteuerliche Tour genießen konnten.
Entscheidet daher selbst, ob ihr diese Tour gehen würdet oder nicht. Ich hoffe ich konnte euch ein ganz gutes Bild dieser Wanderung geben.
Der Wildnis entkommen
Nachdem wir die Levada verlassen, kommen wir auf einen einfachen Wanderweg - wir haben die Wildnis überlebt ;-).
Timo legt freudig seinen Stock beiseite, den er seit einer Weile mit sich rum schleppt. "Den brauch ich jetzt nicht mehr", lacht er. Der Stock war übrigens nicht dazu da mich vor irgendwas zu beschützen, sondern dafür die Spinnweben vor sich selbst wegzumachen. Also ein Indiana Jones wird mein Schatz definitiv nicht mehr ;-).
Nach einem kurzen Stück stoßen wir wieder auf unseren Aufstiegswegs, der unschwierig durch den Wald nun bergab bis zu unserem Parkplatz führt.
Mein Fazit zur Tour:
Diese Levadawanderung war eine meiner Favoriten auf Madeira. Ich liebe das Abenteuer und mag ein klein wenig Nervenkitzel und genau das hat mir diese Tour gegeben.
Vor allem hat mich aber die scheinbar unberührte Natur überwältigt. Natürlich ist diese Levada und somit der Weg auf dem wir liefen von Menschenhand erbaut. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sich die Natur hier Stück für Stück alles zurück holt. Die Vielfalt an Flechten und Farnen in verschiedensten Grüntönen war ein Genuss für die Augen. Es war hier so still, das wir nur das sanfte Tröpfeln und Rauschen des Wassers gehört haben.
Obwohl die Tour noch im Wanderführer drin steht, muss dir klar sein, dass diese wohl seit einiger Zeit nicht mehr gepflegt wird. Dementsprechend marode und stellenweise riskant ist der Weg.
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