Schneeschuhwochenende im Glarnerland in der Schweiz

Anfang Februar ging es mit dem DAV Ludwigsburg in die Schweiz, genauer gesagt nach Mollis. Hier befindet sich oberhalb des Ortes auf 1.389 Meter das Berggasthaus Fronalp - unser Basislager für das kommende Wochenende. Eine schönere Lage kann man sich kaum vorstellen. Berge soweit das Auge reicht. Noch dazu wird man mit einer absolut leckeren Küche verwöhnt und schläft sogar in gemütlichen Betten.
Direkt von der Fronalp aus lassen sich zahlreiche Winterwanderungen, Schneeschuh- und Skitouren unternehmen. So machen wir uns an unserem Anreisetag als erstes auf zu einer gemütlichen Panoramatour - genießen die klare Bergluft und lernen unsere Gruppe kennen. Am nächsten Tag wird es dann sportlich, denn es geht fast 1.000 Höhenmeter hoch auf den Gipfel des "Schilt". Bei diesem alpinen Tourenklassiker in der Ostschweiz sind uns Ausblicke ins gesamte Glarnerland garantiert - naja, bei gutem Wetter natürlich und das hatten wir an diesem Tag in Hülle und Fülle.
Den GPX-Track findet ihr ganz unten im Artikel.
Der frühe Vogel fängt den Wurm

Um 04:30 Uhr treffen wir uns am vereinbarten Treffpunkt, um mit Fahrgemeinschaften Richtung Zürich zu fahren. Das ist nicht wirklich meine Zeit, aber hey, der Tag will doch ordentlich genutzt werden. Wir kommen gut durch und stehen ein paar Stunden später auch schon am Bahnhof in Mollis, um den Rest unserer Gruppe abzuholen. Anschließend geht es Serpentine für Serpentine, auf einer schmalen Passstraße, den Berg hinauf.
Im Tal liegt kein einziger Zentimeter Schnee, als wir losfahren. Bisher kann ich mir kaum vorstellen, das knapp 1.000 Meter höher eine geschlossene Schneedecke liegt. "Wartet es ab, oben liegt genug Schnee", lacht Eberhard, der die Ausfahrt organisiert. Und er behält Recht: am kostenfreien Parkplatz angekommen, stehen wir inmitten der weißen Bergwelt.
Equipment-Check und dann geht's auch schon los

Das ganze Equipment wird verteilt - Schneeschuhe, LVS-Geräte, Sonden und Schaufeln. Heute, beim Aufstieg auf die Hütte brauchen wir die Lawinenausrüstung noch nicht, aber spätestens bei unserer Panoramatour heute Mittag, gehört diese zur Standartausrüstung.
Und dann geht's auch schon los...
Das Berggasthaus Fronalp, in dem wir nächtigen, ist nur zu Fuß erreichbar. Schlafsack oder Bettwäsche brauch man allerdings nicht - es ist dort alles vorhanden. Von daher hält sich unser Gepäck in Grenzen. Auch Essen brauchen wir keines mitschleppen, denn das Berggasthaus ist für sein gutes Essen sehr bekannt.
Bergauf wird es zum Glück warm

Es geht erstmal sanft ansteigend zum Skilift "Schilt". Mit diesem könnte man natürlich auch bis zum Berggasthaus fahren. Wir freuen uns jedoch, uns endlich die Füße zu vertreten. Außerdem ist es im Schatten noch so bitterkalt, das ich gerne bergauf laufe, damit es mir etwas wärmer wird.
Wir passieren den Skilift. Nun wir das Gelände steiler und das Vorankommen etwas anstrengender. Wir haben ein paar Personen dabei, die zum ersten Mal auf Schneeschuhen stehen. Da ist es ganz gut, so eine kleine Eingehtour zu unternehmen. Der Blick von hier oben ist fantastisch - unter uns liegt das Tal in der Sonne und leuchtet in grünen und gelben Farben. Darüber legt sich eine dicke Nebelschicht und darüber ragen die Bergspitzen empor.
Mein erster Geburtstag in den Bergen

Nach einer gemütlichen Stunde erreichen wir das Berggasthaus Fronalp. Was für eine wunderschöne Lage, denken wir alle und kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Einchecken können wir erst am Nachmittag, daher wollen wir unbedingt die paar Stunden noch nutzen und eine kleine Rundtour unternehmen.
Als wir jedoch die gemütliche Stube und vor allem den leckeren Kuchen sehen, wollen wir alle erstmal einkehren. Der neu renovierte Gastraum ist bereits mit einer netten Faschingsdeko geschmückt. Das erinnert mich irgendwie an meine früheren Kindergeburtstage. Ich habe am 01. Februar Geburtstag und meine Eltern hatten bei uns zuhause an meinem Geburtstag auch immer alles geschmückt. Gerade schwelge ich noch in meinen Erinnerungen, da stimmt einer bereits ein Geburtstagsständchen an. Timo hat verraten, das ich heute Geburtstag habe.
Los geht's auf Panoramatour

Nach dem überaus leckeren Kuchen geht's dann nochmals raus in die Sonne. Von der Terrasse haben wir eine grandiose Aussicht - der Schnee glitzert in der Sonne, die mächtigen Bergen gegenüber regen in den strahlend blauen Himmel und im Tal hängt ein Wolkenmeer in das man sich gerne hineinlegen würde. Sogar Timo findet es toll und das muss echt was heißen (er ist ja immer der Meinung "jeder Berg sieht gleich aus" ;-)).
Wir packen unsere Lawinenverschüttetensuchausrüstung (LVS-Ausrüstung) zusammen, schnallen unsere Schneeschuhe an und los geht's Richtung Mittlere Stafel.
Top Schneeschuhmöglichkeiten im Glarner Land

Gleich zu Beginn geht es ordentlich steil bergauf. Das ist aber wirklich nur ein ganz kurzes Stück. Der Rest das Weges bei zu den kleinen Almen ist nur leicht ansteigend, später sogar eben. Ideal also, um mit allen ins Gespräch zu kommen und das Bergpanorama auf sich wirken zu lassen.
An den im Winter leerstehenden Almen angekommen, verschwindet Eberhard hinter den Hütten. Als er wieder kommt sagt er: "findet jetzt mein LVS-Gerät. Ich habe das irgendwo im Schnee vergraben".
Ich freue mich sehr, das wir vor der morgigen Tour eine LVS-Übungseinheit einlegen. Das macht auf jeden Fall immer Sinn und sollte ab und an eingebaut werden. Manche aus der Gruppe haben so etwas noch nie zuvor gemacht und Eberhard erklärt genau, wie's geht.
LVS-Training ist angesagt und mega wichtig

Wir stellen unsere LVS-Geräte auf "Empfang" und schwärmen aus. Überall piept es. Gar nicht so einfach, stellen wir fest. Irgendwann verkleinert sich die Zahl auf meinem Display und zeigt an, das ich mich dem "Verschütteten" nähere. Die Grobsuche ist jetzt abgeschlossen, da ich ca. 3-5 Meter vom Verschütteten entfernt bin - die Feinsuche folgt.
Bei der Feinsuche hält man das LVS-Gerät direkt über der Schneeoberfläche und versucht den Punkt mit der geringsten Entfernung zu ermitteln. Das macht dann nur noch eine Person, da es sonst zu Störungen in den Geräten kommen kann.
Nach der Feinsuche beginnt die Sondierung. Eberhard erklärt uns, wie wir die Sonde zusammenbauen und systematisch bei der Suche vorgehen. Landet man einen Treffer, beginnt die Ausgrabung. Auch hier gibt es ein bestimmtest System, damit man schnell voran kommt und kein Schnee einbricht.
Alles in Allem hat es geklappt, doch wir sind uns einig - in eine Ernstsituation möchten wir nicht kommen. Daher ist Vorsicht immer besser als Nachsicht. Wichtig in jedem Fall, den Lawinenlagebericht checken und nur bei sicheren Verhältnissen ins alpine Gelände starten. Schneekenntnisse sind natürlich auch immer hilfreich, um die Situation vor Ort im Gelände einschätzen zu können. Hier kann ich einen speziellen Lawinenkurs, beispielsweise über den Deutschen Alpenverein, sehr empfehlen.
Schneeschuh- und Winterwandertouren in der Schweiz

Nach der erfolgreich abgeschlossenen Übung drehen wir noch eine kleine Panoramarunde. Hier in der Gegend gibt es eine wunderschöne Schneeschuhrunde, die beliebig abgekürzt werden kann. Insgesamt umfasst die Strecke 14 Kilometer. Man bewegt sich auf einem grundsätzlich lawinensicheren Gebiert.
Wir wandern durch einen idyllischen Fichtenwald und über sanfte, hügelige Almwiesen. Fast alle Glarner Berge haben wir im Blick. Auf einmal zieht dichter Nebel über die Landschaft. Wow, die Stimmung ändert sich total. Ich liebe diesen Kontrast zwischen einer glasklaren Sicht und dann wieder dichtem Nebel und einer spürbaren Stille.
An einer Hütte, die allerdings noch geschlossen hat, legen wir eine Rast ein. Wir platzieren uns auf den Bänkchen um die Hütte herum, genießen unser Vesper und lassen uns die Sonne aufs Gesicht scheinen - ein herrlicher Tag.
Gemütlicher Ausklang auf der Hütte

Zurück in unserer Unterkunft dürfen wir die Zimmer beziehen. Ich bin ja eigentlich von einer typischen Berghütte ausgegangen. Tatsächlich sind die Zimmer hier im Berggasthaus Fronalp sogar beheizt und es stehen richtige Betten drin. Und zur Feier des Tages (also meines Geburtstages) bekommen Timo und ich das Doppelzimmer - ich hab mich sooooo gefreut :-).
Bis zum Abendessen ist es noch etwas Zeit. "Ich geh jetzt Duschen und mache dann einen Mittagsschlaf", freue ich mich. Das ist eine gute Idee und plötzlich liegen alle in ihren Betten und dösen. Ach ist das was tolles - ich komme sonst nie zu einem Mittagsschlaf.
Kurz vor dem Abendessen geht es dann in die gemütliche Stube, in der es schon lecker duftet. Zum Abendessen gibt es ein 3-Gänge Menü, welches absolut köstlich ist. Das ist wirklich ein Geburtstag ganz nach meinem Geschmack - Berge, nette Menschen, tolles Wetter, Bewegung, gutes Essen und ein gemütliches Bett.
Fortsetzung Tag 2, mit der Besteigung des "Schilt" gibt es weiter unter...
Fotogalierie Tag 1:
Am nächsten Tag steht die Gipfelbesteigung des "Schilt" auf dem Plan

Der nächste Tag startet mit einer grandiosen Aussicht aus unserem Zimmerfenster. Wow, was für ein Anblick: die Berggipfel leuchten von der aufgehenden Sonne bereits in einem rötlichen Licht und die Nebelschwaden hängen dicht über dem Tal. Das wird ein toller Tag, da bin ich mir ganz sicher.
Nach einem leckeren Frühstück mit Cappuccino, Croissants und Müsli geht es raus in die frische, klare Bergluft. Noch müssen wir uns dick einpacken, denn die Temperaturen sind noch klirrend kalt. Der Weg bis zu den Almen der Mittleren Stafel ist uns bekannt - den sind wir ja bereits gestern zu unserem Lawinenübungsplatz gelaufen.
Ein sehr beliebtes Tourenziel im Winter

Nach den Almhütten wird uns dann definitiv warm. Das Gelände wird deutlich steiler und wir kommen ins Schwitzen. Mit jedem Schritt und mit jedem Schweißtropfen wird die Aussicht auf die umliegende Bergwelt besser. Wie bereits am gestrigen Tag liegt eine dicke Wolkendecke über dem Tal. Darüber ragen majestätisch die schneebedeckten Gipfel empor. Eine unglaublich beeindruckende Aussicht.
Wir sind unterwegs mit zahlreichen Skitourengeher. Als Schneeschuhwanderer sind wir eher in der Unterzahl. Obwohl recht viel los ist, verläuft es sich ganz gut.
Wir teilen die Gruppe, sodass jeder auf seine Kosten kommt

Wir stellen schnell fest, das in unserer Gruppe zu große konditionelle Unterschiede gegeben sind. Das Warten im Schatten kühlt uns ordentlich aus, sodass wir beschließen zwei Gruppen zu bilden. Da wir hin und zurück auf dem gleichen Weg unterwegs sind, möchte ein Teil der Gruppe nicht bis zum Gipfel gehen - es ist ihnen zu weit. So kann dann der eine Teil problemlos eigenständig umdrehen, während wir anderen in Richtung Gipfel weiterlaufen.
"Bald kommen wir in die Sonne", freue ich mich. Ich bin so glücklich über diesen Tag - es ist einfach alles perfekt :-)
Perfekte Schneeverhältnisse und eine geringe Lawinenwarnstufe

In einem langen Bogen umrunden wir einen großen Felsblock, den ich ursprünglich für unseren Gipfel gehalten habe. Naja, als wir dann auf der anderen Seite stehen wird uns schnell klar, das es doch noch ein Stück ist.
Wir queren eine Flanke, in der bereits kleinere, alte Lawinenabgänge oberhalb von uns zu erkennen sind. Ist mir immer etwas mulmig, wenn ich sowas sehe. Der Lawinenlagebericht zeigt für heute eine 2 an, wir sind gut ausgerüstet und das Glück steht heute definitiv auch auf unserer Seite (habe ich beschlossen) ;-).
Jetzt erkennen wir auch "unseren" Gipfel. "Na das sieht doch recht gemütlich aus, da hoch zu kommen", stelle ich freudig fest. Ich hatte den letzten Aufstieg schwieriger erwartet.
Wir haben's geschafft - der "Schilt" ist erreicht

Oben auf dem 2.299 Meter hohen Gipfel des "Schilt" erwarten uns zahlreiche, überwiegend Skitourengeher. Zum Glück ist der Gipfel sehr langgezogen und jeder findet einen schönen Platz in der Sonne. Wow, dieses Panorama von hier oben ist der absolute Hammer. Wirklich in jede Richtung sieht man wunderschön die weißen Berge und wir stehen mittendrin. Noch dazu die Sonne im Gesicht und ein leckeres Vesper in der Hand - was will man mehr.
Wir verweilen eine Weile hier und genießen die Stimmung. So wirklich wieder los wollen wir nicht - da motiviert nur der leckere Kuchen im Berggasthaus Fronalp, der uns möglicherweise erwartet ;-).
Auf dem gleichen Weg geht's wieder zurück

Während die Skitourengänger vom Gipfel aus eine Abkürzung für die Abfahrt nehmen können, müssen wir den gleichen Weg wieder zurück laufen. Das macht nichts, denn so sind wir bis sich unsere Wege wieder treffen nun weitestgehend alleine unterwegs.
Die Schneeschuhtour auf den Schilt ist technisch nicht schwierig. Lediglich eine Stelle ist ziemlich steil. Beim Aufstieg gab es hier keine Probleme, jetzt beim Abstieg gibt es allerdings den ein oder anderen Sturz. Ist jedoch nicht weiter tragisch, denn es besteht keine Absturzgefahr.
Beachten sollte man allerdings, das man mindestens 5 Stunden unterwegs ist. Die 1.000 Höhenmeter sind auch nicht zu unterschätzen. Eine gewisse Kondition ist also schon erforderlich. Wir hatten super Tourenverhältnisse und konnten daher gemütlich wandern und auch die ein oder andere Pause einlegen. Bei schlechtem Wetter ist das sicher nochmals eine andere Nummer. Und wie gesagt: Lawinenlage unbedingt beachten!!!
Ein abwechslungsreiches Schneeschuhwochenende geht zu Ende

Rechtzeitig zu Kaffee und Kuchen sind wir wieder zurück beim Berggasthaus Fronalp. Wir packen noch schnell unsere Schlafsachen zusammen, die wir während der Tour im Haus gelagert hatten und brechen auf in Richtung Parkplatz.
Bergab geht es deutlich schneller als bergauf und so stehen wir kaum 30 Minuten später an unseren Autos. Ein toller Tourentag beziehungsweise ein wunderschönes Schneeschuhwochenende geht zu Ende.
Fazit:
die Gegend hier ist wirklich perfekt zum Schneeschuhwandern geeignet. Selbst wenn im Tal kein Schnee mehr liegt, ist die Schneegarantier hier oben ziemlich gut gegeben. Man befindet sich inmitten einer sagenhaften Bergwelt und hat unglaublich viele Tourenmöglichkeiten. Auch Winterwanderungen sind hier auf den präparierten Pisten möglich. Das i-Tüpfelchen ist sicherlich das Berggasthaus Fronalp, das mit seiner Gastfreundschaft, dem überaus leckeren Essen und der tollen Location punktet.
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